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So war’s: Die Amigos in Münster

Wer kennt es nicht? Da kommt man mitten in der Nacht angeschwipst nach Haus, schaltet noch ein wenig durch das TV-Programm und bleibt irgendwann bei zwei halbdebilen Fratzen auf Kanal 67 1/3 hängen, die versuchen ihre CD’s für überteuerte Preise an noch debilere Rentner zu verkaufen.

Ja, das sind sie: Die Amigos, das erfolgreichste Schlagerduo Deutschlands. Ihr Gastspiel in Münster kann ich mir einfach nicht entgehen lassen und so kommt es, dass ich mich auf einmal zwischen hunderten Strickjacken und Stützstrumpfhosen im Foyer des Kongresssaals der Halle Münsterland wiederfinde.

Während ich durch den hohen Raum schlendere um kurz vor Konzertbeginn die Toiletten aufzusuchen, werde ich angeschaut wie ein Baletttänzer im rosa Tütü auf einem Slayerkonzert. Mit meinem zarten Alter von 21 senke ich den Altersschnitt drastisch auf geschätzte 124. Aber was hab ich denn erwartet? Die Amigos, alleine der Name spricht doch schon für Bandmitglieder, an denen in den letzten 60 Jahren jeglicher guter Bandname vorbei gegangen sein muss.

Aber der Erfolg spricht für sie. Ganze drei Alben konnten sie bisher an der Spitze der deutschen Albumcharts platzieren. Den begehrtesten Musikpreis Europas, den Echo, konnten sie ebenfalls schon mit nach Hause nehmen und bei einem Voting der Bildzeitung für die tollsten Schlagersongs des Jahrtausends erhielten sie ebenfalls die meisten Stimmen der Leserschaft. Woher ich das alles weiß? Nunja, die Amigos alias Bernd und Karl-Heinz rieben es dem Publikum während des Konzert immer wieder unter die Nase. Und jedes mal wurd es mit einem begeistertem „Huuuii“ quittiert.

Aber auf Anfang:
Das Konzert beginnt mit einem Videointro, welches von der Qualität ungefähr die gleiche ist, wie die Videos die in zweitklassigen Freizeitparks immer auf den Bildschirmen über den Warteschlangen flimmern. Eine Stimme kündigte mit Hall unterlegt und mit Superlativen um sich schmeißend die beiden Protagonisten des Abends an. Weltuntergangsstimmung kommt auf, während auf der Leinwand im Bühnenhintergrund Vulkanausbrüche gezeigt werden. Warum auch immer das gemacht wird. Aber da wären wir ja auch schon beim Tourmotto. „Bis ans Ende der Zeit“ ist dies und liest sich eher wie eine Drohung.

Die Amigos tragen marineblaue Anzüge, die ungefähr so geschmackvoll sind wie Menu 3 mittwochs im Altenstift Wanne-Eickel. Ihre Bühnenshow ist so einfach wie spektakulär: Stehen und Singen, das können die beiden. Zweiteres zwar eher schlecht als recht, aber gut, im Vergleich zu der Musik die ein betrunkener Affe auf Crack an einem Commodore 64 Computer vermutlich besser produzieren könnte, klingt alles himmlisch. Der ehemalige Fernfahrer Bernd hat bei jedem Song die Gitarre in der Hand. Dies scheint eine Zaubergitarre zu sein, muss er sie das gesamte Konzert doch nicht einmal stimmen. Kabel braucht sie auch nicht. Und sie ist noch nichtmal zu hören. Faszinierend was die Amigos da raushauen.

Mitten im Konzert gibt es eine Pause, aber das Publikum wird nicht entlassen, bevor die beiden Protagonisten auf der Bühne nicht noch ihre Merchandiseartikel angepriesen haben. Wie in einer schlechten Verkaufsvorführung präsentiert Sänger Karl-Heinz den offiziellen Amigos Regenschirm (15€) welcher in der Nachfolgenden Pause zum Verkaufsschlager wird. Auch bunte Blinklichter (schlappe 5€) werden dem Publikum nahe gelegt zu kaufen. Die werden nämlich in der zweiten Hälfte sehr dringend gebraucht.
Am Merchandisestand findet sich noch so manch anderes skuriles Fundstück wie zum Beispiel die offizielle Amigos-Tasse (15€) oder der Amigos Spielzeug-LKW (5€).

Die zweite Konzerthälfte verläuft eigentlich genauso wie die erste, nur mit mehr bunten Knicklichtern im Konzertsaal. Es wird geschunkelt, geklatscht und selbst eine Wutrede von Karl-Heinz zum Thema Kindesmissbrauch (an sich ja ein guter Wille, hier jedoch etwas weit übers Ziel geschossen, nachdem „Todesstrafe für Kinderschänder“-Rufe aus dem Publikum schallten) konnte die Stimmung nicht trüben. Der alte Mann neben mir klatscht und stampft, als wenn das Blasorchester Herzogenaurach auf der Bühne ständ. Zur Zugabe gibt es dann nochmal ein Medley aus gefühlt allen Songs des Abends und nach 2 1/2 Stunden ist es endlich vorbei. Zeit in der ich hätte so viele sinnvolle Dinge tun können, wie zum Beispiel mir mit einem Hammer auf den großen Zeh schlagen, meinen Kopf gegen eine Wand hauen, den Bürgersteig vorm Haus mit der Zahnbürste fegen oder auch versuchen Mitglieder des Frei.Wild-Fanclubs von der Linkspartei zu überzeugen. Aber nein, ich war auf einem Amigos-Konzert.

11 Comments

  1. Liebe Leute,

    der Autor, mag ja teilweise Recht haben, aber mit 21 Jahren hat man eben noch nicht die Nötige Reife zu erkennen das es Auch für die Amigos eine Zielgruppe gibt welche ihre darseinsberechtigung hat. Es wäre ja traurig wenn es für die älteren Menschen in unserer Gesellschaft kein Musikalisches Angebot gäbe, und diese sich auf Cro Konzerten langweilen müssten und somit den Alterssurchschnitt Auf 26 anheben würden.

    Zur nicht verkabelten Gitarre kann man nur sagen Willkommen im Zeitalter von Smartphones und Funksendern, ich kann nur sagen das die Gitarre offen ist, und auch zu hören ist.

    Das Merchandising verkauft wird ( völlig normale Merchandise Preise ) ist auch bei Jan Delay und Casper der Fall.

    Schade das jemand der so intolerant wie Freiwildfans ist für eine solche Seite schreiben darf!

    • Sry, aber Steffen als intolerant zu bezeichnen kann ich so nicht durgehen lassen.
      Auch ist er in keinsterweise mit Frei.Wild-Fans gleichzusetzen.
      Dieser „Review“ ist humorig-ironisch und keinesfalls ernst. Das mag nicht jedem gefallen. Ist auch in Ordnung.
      Aber man sollte es in seine Kritik einpreisen und sich darum vielleicht auch ein bisschen mässigen.

      • Lese nochmals und verstehe Thomas. Ich habe den Freiwildfan Vergleich auf den Text von diesem Steffen bezogen. Wo er solche vergleiche zieht… Nicht war? Außerdem ist dieser Text nicht humorvoll, sondern verletzend und dumm. Mfg

  2. Sehr geehrter Herr Micha,

    ihre adäquate Art auf den Kommentare von Schnickelfritz zu antworten amüsiert mich sehr.
    Sie wollen mit ihrem Blog/Online-Magazin seriös wirken, aber kommentieren Kritik von Lesern auf einem Niveau, dass einem Viertklässer entspricht.

    Wenn Sie ausschließlich über Festivals und besonders Rock berichten, dann bleiben Sie auch dabei. Schicken Sie ihre Dilettanten Autoren nicht auf Events, von denen sie keinerlei Ahnung haben.

    Die Amigos interessieren mich recht wenig, bis gar nicht. Doch der journalistische Aspekt steht hier im Vordergrund und der ist gelinde gesagt einfach nur miserabel. Und ihre Reaktion zeigt, dass ihre Kritikfähigkeit gleich Null ist.

  3. Sehr geehrte/r Frau/Herr Fickschnitzel(tut mir leid, hab ich im ersten Moment so gelesen)
    Wenn man davon absieht das Festivalisten hauptsächlich über Rockmusik berichtet, würde mich so ein Beitag, zb in einem Forum für Volksmusikanten, auch stören.
    Das ist Festivalisten aber nicht. Wird da wirklich ein Bierernster bericht über die Amigos erwartet?

    Wenn man augenscheinlich auch die anderen Berichte des Steffen N. gelesen hat, wird man erkennen das er auch so manch anderes Thema von der Humoristischen Art nimmt (zb Der Wendler).
    Schlager bietet nunmal eine sehr, sehr, sehr große Angriffsfläche. Damit muss man hier rechnen.
    Sollte das mit ihrem Geschmack der Berichterstattung kollidieren würde ich in Zukunft einen weiten bogen um die Seite „Festivalisten“ machen.

  4. Ich stimme Zerberus zu. Der Artikel ist total unpassend. Der Versuch der Komik scheitert kläglich. Wow, die Zielgruppe bei den Amigos sind ältere Herrschaften? *Never heard THAT before!* Wirklich originell. Aber nein, der professionelle Autor benutzt diesen Joke als einen roten Faden für sein Schriftwerk. Das zeugt von Klasse. Auch alles andere worauf rumgeritten wird, wirkt fehl am Platze. Es ist nichts Unbekanntes, dass im Bereich Schlager und Volksmusik alles Vollplayback ist und auf der Bühne alles nur Show ist. Aber das als etwas Lustiges darstellen zu wollen, ist ungefähr als würde man sagen: „Hey Politiker schreiben ihre Reden garnicht selber! Hahaha!!“ Lustig? Nein? Eben.

    Man muss sich wirklich fragen, was der 21 jährige Autor auf dem Konzert zu suchen hatte. Vorallem wenn man sich seine anderen „Werke“ ansieht, merkt man dass dies nun eher nicht seinem Geschmack entspricht. Aber hey, nächste Woche werd ich auch ein Fußballspiel besuchen und einen Artikel drüber verfassen, wie’s denn so war. „Völl öde, sind 90 Minuten nur einem Ball hinterhergerannt. Voll witzig. Wusstet ihr schon, dass die dafür Millionen bekommen? Und die Leute da.. fast nur MÄNNER! Da kam ich mir als Frau ganz schön komisch vor. Höhö“ Naja, dass trifft in etwa das Niveau dieses Artikels.

    Bleib bei dem was du kennst. Das klappt anscheinend besser.

  5. Ich hab noch nicht einen solchen, von der Meinung eingefahrenen, Artikel gelesen. Was soll mir der nun sagen? Das die Amigos unter Strich einfach kacke sind oder das der Autor mit einer Null-Bock-Laune dahin gefahren ist? Jeder Fakt des Konzertes wird mit Sarkasmus versehen alá „Die Bühne war aufgebaut, wie…“ „Die Anzüge der Beiden sahen aus, wie…“

    Also den Pulitzer-Preis wird der Autor mit der Leistung sicher nicht gewinnen.

  6. Super Konzertbericht! Ich habe die Amigos auch schonmal „live“ erleben dürfen und du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!

  7. Großartig!
    Wenn du das nächste mal die Münsteraner Konzertszene auscheckst sag auf jeden Fall vorher bescheid.
    So ein Ereignis kann man sich doch nicht entgehen lassen!

    super Text!

  8. Ganz großes Kino Steffen. Dein Artikel hat mir mal wieder nen schmunzeln ins Gesicht gezaubert :D

  9. Ein großartiges Konzert, dass ich da scheinbar sehenden Auges verpasst habe. Ich schäme mich hiermit nachträglich.

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