Konzerte

So war’s: Dropkick Murphys und Frank Turner in Düsseldorf

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

“Shipping up to Düsseldorf” dachten sich scheinbar die Dropkick Murphys und so haben sie sich ihre Instrumente gepackt und den weiten Weg aus Boston auf sich genommen um heute Abend in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle ein großes Fest zu feiern. Da man sowas mit Freunden tut, ist Frank Turner mit seinen Sleeping Souls ebenfalls dabei.

Frank spielt heute 45 Minuten und versucht in der relativ kurzen Zeit alles unterzubringen, was Fans der Dropkick Murphys gefallen könnte. So gestaltet sich das Set recht hart und partylastig und lässt die Gänsehautmomente die man bei Frank Turners Solokonzerten immer wieder erlebt, eher aus.
Trotzdem kann man bei Frank Turner einfach nicht von schlechten Auftritten sprechen. Er ist mit seinen Sleeping Souls heute nunmal Vorband und versucht sich dem geneigten Murphy Fan ans Herz zu legen. Das gelingt auch spätestens mit Four Simple Words, einem Song des kommenden Albums, bei dem die Zuschauer das erste mal zeigen, was in ihren Tanzbeinen steckt. Ab da hat Turner leichtes Spiel und fährt den Rest der Show routiniert ins Ziel. Nicht weltbewegend, aber solide gut.

Dass das aber alles nur Aufwärmprogramm für die meisten in der sehr gut gefüllten Halle ist, zeigt sich bereits bei den ersten Songs der Dropkick Murphys. Zum fröhlich harten Irish Folk Sound schmeißt sich das gößtenteils grün bekleidete Konzertvolk in den halleneinnehmenden Moshpit und tanzt so lang die Knochen halten.

Publikum, top fit. Dropkick Murphys, leicht angeschlagen. Sänger Al Barr hatte die letzten Tage mit einer schweren Grippe zu kämpfen, und so verlässt er zwischen einigen Songs desöfteren mal die Bühne, um wieder Luft zu schnappen. Trotzdem lässt er sich in den Momenten auf der Bühne nichts anmerken und nimmt diese komplett in Beschlag. Im Slalom springt er zwischen seinen Bandkollegen hin und her, sodass denen schon schwindelig werden muss. “Düsseldorf, the show must go on, weißt du?” brüllt er mit seiner hörbar angeschlagenen Stimme ins Publikum.

6300 Zuschauer machen den Abend zur größten Headlinershow, welche die Dropkick Murphys jemals in Deutschland gespielt haben. Eine riesige Party auf irisch mit viel Bier, viel Gitarren und vor allem Dudelsäcken. Große, tätowierte Männer liegen sich während der Balladen in den Armen und brüllen inbrünstig mit und die älteren Semester schunkeln auf der Tribüne bis das Bierglas überschäumt. Einzig zum Ende hin wird die Grenze des guten Geschmacks leicht überstrapaziert.
An die 100 Menschen aus dem Publikum werden auf die Bühne gelassen um die letzten beiden Songs mit der Band auf der Bühne zu verbringen. Irgendwie erinnert das schon an die Abschlussveranstaltung des Weltkirchentages, bei der alle Protagonisten noch einmal auf die Bühne kommen um das Ende einzuschunkeln. Aber nunja, wem das noch nicht reicht, der kriegt mit dem letzten Song nochmal so richtig auf den Helm der Geschmacklosigkeit. AC/DC’s TNT sorgt noch einmal für eine Atmosphäre in der man eher betrunkene, alte Männer mit Bierbäuchen und verwaschenen Lederwesten erwarten würde, als die zu größten Teil jungen Menschen, die sich gerade auf der Bühne befinden.

So endet ein wirklich spaßiger und unterhaltsamer Abend ein bisschen kitschig und over the top, aber mit Geschmack ist ja immer so eine Sache. Der eine mags, der andere nicht und wem es nicht gefällt, der kann sich ja das Ende wegdenken. In der Erinnerung verbleiben nämlich sowieso hauptsächlich viele fröhliche Menschen, die gemeinsam Feiern und eine gute Zeit haben. Und in dem Fall kann man dann schon von einem gelungenem Konzertabend reden.

[tourdaten]dropkick-murphys[/tourdaten]

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