Glory Hallelujah! Frank Turner ist in Köln und er spielt in der einzigen Location die halbwegs angemessen ist für seinen überirdischen Status: In der Kulturkirche.
Das eigentlich von so ziemlich jedem erwartete Glory Hallelujah findet sich zwar heute nicht in der Setlist wieder, jedoch feiert der sympathische Lagerfeuergitarrist aus England eine Messe mit seinen Jüngern.
Die Predigten sind auswendig gelernt und werden lauthals vom Publikum zurückgeschmettert. “I still believe” hallt es durch die Kirche. So einfach kann das gehen, Bänke raus, Theke und Band rein und schon finden sich 500 Menschen im Gotteshaus wieder. Vielleicht sollte die katholische Kirche mal ihr Konzept überdenken.
Frank Turners neues Album ist grade mal eine Woche draußen, in England stieg es direkt auf Platz zwei in die Charts ein, und trotzdem sitzen die Texte beim Publikum wie die alten Lieblingspantoffeln. Turner feuert sein Set durch jede seiner Schaffensphasen und lässt das Konzertvolk von einem Bein aufs andere hüpfen. Anfangs noch etwas verhalten, vielleicht auch aufgrund der eindrucksvollen Kulisse in der man nicht alle Tage ein Konzert erleben kann, aber spätestens nach den ersten Ansagen des charmanten Britens die dazu aufforden, dass man doch bitte mal den Stress und die Sorgen vor der Tür lassen und den Abend genießen soll, findet sich bei den schnellen Songs kein Halten mehr.
Doch auch die Balladen wirken in dieser Atmosphäre komplett anders. Andächtiges Schweigen während und tosender Jubel nach dem besonders bewegendem Stück Tell Tale Signs vom neuen Album erfüllt den Saal. Irgendwie ist das heute nochmal etwas ganz besonderes.
Das neue Album ist düster. Zumindest düsterer als Turners bisherige Werke, das spiegelt sich klar im Verlauf des Abends wider. Trotzdem bleibt der Balanceakt zwischen Gänsehaut und Party stetig stabil. Und wenn das Boot doch mal zu kippen scheint, dann packt Frank Turner Saufgeschichten aus oder covert einfach mal Tom Jones Delilah.
Das obligatorische Hitfeuerwerk schließt den Abend ab und zeigt nochmal, dass Frank Turner viel aus der Punkszene gelernt hab. Gleichheit, Toleranz und vor allem keine Starallüren machen seine Shows so unvergleichbar gut. Und so verlässt Publikum sowie Band den Saal mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen und glänzenden Schweißperlen auf der Stirn.