Featured, Festivals, Reviews

So war’s: Highfield Festival 2016

Highfield 2016 - High Way, Foto: Thomas Peter
Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Das Highfield Festival 2016: Lauter, vielfältiger und vor allem eines: Größer. Mit Rammstein konnte in diesem Jahr ein Headliner von Weltformat gebucht werden. Doch konnte das Gelände den Fanansturm bewältigen?

35.000 Menschen, ausverkauft. So viele kamen noch nie zum Highfield. Das liegt nicht zuletzt an Rammstein, denn auch das weitere Line-Up, nicht mal unbedingt nur in den Kopfzeilen, bietet in diesem Jahr eine Vielzahl an Gründen sich für das Highfield zu entscheiden.
Es macht nun mal die Mischung. Und die ist in diesem Jahr unvergleichlich. Von den bereits angesprochenen Rammstein über die durchaus skurrilen Scooter, bis hin zum unerwartet gut angenommenen Haftbefehl weist das Highfield in diesem Jahr eine enorme Bandbreite auf.

Fotos vom Donnerstag

Highfield 2016 NOFX, Foto: Thomas Peter
Highfield 2016 NOFX, Foto: Thomas Peter

Highlights gibt es viele. Zu nennen sind da beispielsweise NOFX, die am Samstag Abend auf dem Co-Headliner Posten ein Konzert spielen, das Fanherzen, beispielsweise das des Autors dieses Artikels, höher schlagen lässt. Eine neue, fantastische Frau an der Orgel, eine Setlist gespickt mit einigen Besonderheiten wie zum Beispiel The Brews oder Idiots Are Taking Over und natürlich der gewohnte Humor, der wie immer die Grenzen des guten Geschmacks neu auslotet. Einzig das Publikum in den ersten Reihen ist dem ganzen nicht ganz so wohlgesonnen, besteht dieses doch hauptsächlich aus Rammstein Fans, welche auf ihre Lieblingsband warten. Doch auch das wird in gewohnter NOFX Manier von der Bühne aus kommentiert und bereichert die Show dadurch dann doch wieder. Ganz klar: Beste Show des Festivals.

Highfield 2016 Rammstein, Foto: Thomas Peter
Highfield 2016 Rammstein, Foto: Thomas Peter

Aber natürlich auch Rammstein selbst sind immer wieder ein Erlebnis. Irgendwie denkt man sich vorher dann doch, dass man das ganze schon zu genüge gesehen hat und es alles irgendwie immer das gleiche ist. Doch wenn die Flammenwerfer die Nacht erhellen und die Pyroeffekte mit ihrem Knallen die sowieso schon unfassbar laute Musik übertönen, dann verfällt man doch immer wieder in die Faszination dieser Band. Ein tolles best of set, ein unfassbarer Bühnenaufbau, die übliche Knallerei, Rammstein sind nunmal ihr Geld wert. 90 Minuten high class Unterhaltung.

Fotos vom Freitag

Das kann man von anderen Headlinern leider nicht behaupten. Limp Bizkit am Freitag Abend zum Beispiel, was ist das denn bitteschön? Immer mal wieder ohne jeden Kontext Techno- und Hip Hop Songs vom Band einspielen, zwei Nirvana Cover, überhaupt Cover ohne Ende. Was auf einer Abiparty klappt, scheinen wohl auch Fred Durst und seine Kollegen für ein gutes Konzert zu halten. Dazu ist die Spielzeit auch noch 15 Minuten weniger als angegeben. Aber dafür kann man dann ja doch wieder irgendwie dankbar sein.

Dankbar kann man definitiv auch für das fantastische Wetter sein. Die Sonne lacht, ab und zu mal leichter Nieselregen, es ist nicht zu heiß und vor allem hat es keinerlei Einfluss auf das Programm. Wir alle wissen, dass das im verflixten Festivaljahr 2016 keine Selbstverständlichkeit ist.

Fotos vom Samstag

Highfield 2016 Skinny Lister, Foto: Thomas Peter
Highfield 2016 Skinny Lister, Foto: Thomas Peter

So könnte man sich auch Nachmittags zu Bands wie Skinny Lister vor die Bühne legen und die Sonne genießen. Wäre da nicht dieser verdammte Drang das Tanzbein zu schwingen. Grade die Briten haben gezeigt, dass frühe Spielzeit nicht gleich schlechte Stimmung bedeutet. Im Gegenteil, selbst die Band ist völlig überwältigt von der Reaktion des Publikums welches die kompletten 45 Minuten kaum noch zu bremsen ist.
Doch auch ruhigere Töne kann das Highfield. The Gaslight Anthem Frontmann Brian Fallon ist mit seinem Soloprojekt auf dem Highfield zu Gast. Mit Painkillers veröffentlichte er im Frühjahr eines der besten Alben des Jahres und fügt dem heute noch ein großartiges Katy Perry Cover hinzu. Aber grade bei diesen eher ruhigen Shows muss ein Punkt angemerkt werden, der bei der diesjährigen Highfield Ausgabe leider sehr stört. Der Sound der Green Stage übertönt den der Blue Stage fast immer. Oft sogar, wenn man sich einen Platz in den ersten Reihen ergattern konnte. Auch Bands wie die Monsters Of Liedermaching die nunmal auf akustische Musik setzen, haben zu kämpfen, während auf der größeren Bühne Thrice Radau machen. Das hält sie allerdings nicht davon ab den gesamten Platz vor der Bühne in eine riesige Party zu verwandeln. Es wird geklatscht, gesungen und getanzt bis selbst das Liedermacherkollektiv auf der Bühne nicht mehr aus dem Grinsen herauskommt.

Scooter beim Highfield 2016, Foto: Thomas Peter
Scooter beim Highfield 2016, Foto: Thomas Peter

Was gibt es sonst noch zu sagen? Bis auf das angesprochene Soundproblem fallen keine wirklich gravierenden Kritikpunkte mehr auf. Auf die hohe Besucherzahl wurde sich gut eingestellt und erhöhte Sicherheitsvorkehrungen aufgrund der aktuellen weltpolitischen Lage sind vorhanden, schränken aber so gut wie gar nicht ein. Es bleiben wahnsinnig tolle Konzerte wie die von Madsen oder Wanda, Olli Schulz und ja, auch Haftbefehl. Selbst Scooter haben am Freitag Abend das Festivalgelände regelrecht abgerissen. How much is the fish? 3,80DM verriet Scooter Frontmann H.P. Baxxter vor wenigen Wochen in einem Facebook Video. Wie viel ist uns das Highfield wert? Wesentlich mehr wenn es in nächstem Jahr genauso toll, wenn nicht sogar noch ein wenig besser wird.

+1
0
+1
0
+1
0
+1
0
+1
0
+1
0