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So wars: Irie Revoltes in Leipzig

10. Mai 2014

Irie Révoltés konnten in den letzten Jahren und durch ihr aktuelles Album „Allez“ auf eine stetig wachsende und bunt gemischte Fangemeinschaft zurückgreifen. Dass sie auch von Menschen aus der Gothic-Szene gehört werden, ist aber eher unwahrscheinlich. Umso mehr staunte ich, als sich vor dem Werk 2 in Leipzig einige Anhänger der Szene versammelten. Meine Verwirrung verflog, als sie rechts abbogen und in Halle D verschwanden. Dort spielte die Band Lord of the Lost, wie ich später erfuhr. Der Großteil der Anwesenden wanderte geradeaus in Halle A.

Nicht ausverkauft aber gut gefüllt wartete die Kulturfabrik auf das Konzert von Irie Révoltés , die Ska, Reggae, Punk und HipHop so gekonnt vereinen als wäre es das normalste auf der Welt. Es brauchte ungefähr 30 Sekunden und die ersten Töne des Songs „Allez“, um die Halle in die Luft zu bekommen. Es war gleich klar, dass an diesem Abend nicht viel schief gehen kann. Eine gut gelaunte Band, die für energiegeladene Live-Auftritte steht, traf auf ein feierwütiges Publikum. „Wer Shows von uns kennt, weiß, dass niemand das Konzert ohne nassgeschwitztes T-Shirt verlassen wird“, begrüßt Carlito, einer der beiden Frontmänner die Anwesenden. Spätestens nach dem schon etwas älteren Stück „Travailler“ hatten sie die Leipziger auf ihrer Seite. Es folgte ein ausgeglichener Mix aus alten und neueren Songs. Viel experiementiert, wurde dabei nicht. Die acht Musiker verzichteten auf eher unbekannte, selten gespielte Stücke und vertrauten lieber in ihre bekannten Singles und Hits. Wenn möglichst alle bei jedem Lied springen und mitsingen sollen, erscheint das logisch. Ein etwas verschüttetes Goldstück hätte aber nicht geschadet. Zumal sich das mit dem Mitsingen bei größtenteils französischen Texten manchmal als schwierig herausstellen konnte. Für die, die auf Französischunterricht in der Schule und Ferienkursen verzichtet hatten, war es schwer textsicher und ohne Schamgefühl die fremdsprachigen Passagen mitzuschreien. Sie stürzten sich lieber auf deutsche Titel, wie „Zeit ist Geld“ oder „Aufstehn“.

Wenn es einen Makel bei der Show von Irie Révoltés gab, dann war es, dass der Auftritt insgesamt etwas zu souverän und einstudiert wirkte. Das ging von den einstudierten Aufforderungen zum Mitspringen, über fest eingeplante Mitsing-Passagen und Ansagen, bis hin zu augenscheinlich spontanen Aktionen, wie einem französischen Freestyle-Rap mit Beatbox Einlage oder einer kleinen Hymne an Viva con Aqua.

Der energiegeladene und sympathische Auftritt, ließ darüber aber hinwegsehen. Bei „Rebelles“ wurden Kleidungsstücke gegen Homophobie und Sexismus gewedelt und beim finalen Song „Explosion“ gab es einen Circlepit, der von der ersten Reihe bis zum Mischpult reichte. Verschnaufspausen gab es so gut wie keine, was dafür sorgte, dass Publikum und Band die Kulturfabrik erschöpft aber glücklich verließen. Das Konzert verließ niemand mit trockenem T-Shirt.

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Joscha Arnold