Ein Kartenspiel mitten auf der Bühne, ein Pfeifwettbewerb und die legendäre Surfeinlage auf dem Gitarrenkoffer – Itchy Poopzkid wissen ihr Publikum zu unterhalten und überzeugen dabei mit einem energiereichen Repertoire aus Altem und Neuem.
Ein kleines bisschen Wehmut war doch zu spüren, als Itchy Poopzkid zum mittlerweile siebten Mal in der Frankfurter Batschkapp zu Gast waren. Es wird vermutlich das letzte Konzert der Band in der legendären “Batsche” bleiben. Denn auch wenn noch kein genauer Termin feststeht, wird die Frankfurter Institution früher oder später ein neues Heim beziehen. Grund genug also für die drei Schwaben, am drittletzten Abend der Ports & Chors-Tour das nahezu volle Haus in Schutt und Asche zu legen.
Schon die Wahl des Supports Marathonmann machte klar, dass Nur-mit-dem-Fuß-Wipper und Körperkontaktscheue an diesem Abend definitiv fehl am Platz waren. Itchy Poopzkid-Fans wollen feiern und das gnadenlos. Schon beim ersten Song von Marathonmann aus München bildeten sich die ersten Moshpits in der Mitte des Raums und spätestens nach dem zweiten Song ließen sich auch die überwiegend aus Mädchen im Teeniealter bestehenden vorderen Reihen von der Energie, die von der Bühne herunterschwappte, anstecken. Hier leben vier Jungs ihren Traum – das konnte man auf der Bühne sehen und aus den Texten hören, die Frontmann Michael Lettner mit seiner rauen Stimme in das Mikro brüllte. Würde Casper Posthardcore machen, dann könnte es genau so klingen. Deutsche Texte, mal nachdenklich, mal aggressiv und immer mit einer ordentlichen Power dahinter. Dem Publikum gefiel’s und so wurden Marathonmann nach einer knappen halben Stunde mit gebührendem Applaus von der Bühne verabschiedet.
Viel Zeit zum Verschnaufen blieb dem Publikum in der erfreulich kurzen Umbaupause nicht. Die schien aber auch niemand wirklich zu brauchen. Als Opener hatten Itchy Poopzkid mit dem Pirate Song – in der Albumversion eine Kollaboration mit Donots-Frontmann Guido Knollmann – noch eine Schunkelnummer zur Einstimmung gewählt. Doch spätestens bei Why Still Bother vom Vorgängeralbum Lights Out London kannte die Menge kein Halten mehr. Da blieb keiner mehr still stehen, auch wenn manch einer dies vielleicht gerne getan hätte. Die Menge riss jeden mit, freiwillig oder auch nicht. Auch wer gehofft hatte, trockenen Hauptes nach Hause zu kommen, wurde eines anderen belehrt – und das nicht allein wegen des strömenden Regens draußen. In puncto Körpereinsatz ging die Band mit bestem Beispiel voran. Da musste man sich fast schon wundern wie Bassist Panzer noch in der Lage war zu singen, dabei die Töne zu treffen und gleichzeitig sein Instrument zu spielen, während er wie ein Flummi über die Bühne sauste. Und auch Gitarrist Sibbi bewies wieder einmal Multitasking-Fähigkeiten bei seiner Surfeinlage auf einem von der Menge gehaltenen Gitarrenkoffer.
Die Publikumsinteraktion ist eindeutig eine Stärke der drei Schwaben. Stures Abarbeiten der Setlist oder langweilige Songansagen kennt man im Hause Itchy nicht. Da werden die anwesenden Abiturienten im Klausurenstress mit der Anekdote getröstet, dass aus Panzer trotz 0 Punkten im Matheabi auch noch was geworden ist. Oder gleich ein ganzer Stammtisch mit Karten spielender Band auf der Bühne aufgebaut, um mit der jubelnden Menge im Hintergrund ein Erinnerungsfoto für Facebook zu schießen. Die Ehrgeizigen unter den Zuschauern konnten sich in einem Pfeifwettbewerb auf der Bühne messen. Dabei beeindruckten die Teilnehmer nicht nur durch ihre nicht vorhandenen Pfeifkünste, sondern im Falle des weiblichen Mitstreiters auch durch ein Outfit, dem ein leichtes Zurechtrücken sicher nicht geschadet hätte.
Mit Balladen wie der aktuellen Single I Believe oder dem leicht schnulzigen Things I Would Like To Have Said, die vor allem den in passendem Band-Merch gekleideten jungen Damen gefallen haben dürften, stimmten Itchy Poopzkid hin und wieder auch mal leise Töne an, um dann direkt mit Krachern wie We Say So nachzulegen. Zum Schluss holte die Band mit dem letzten Song des aktuellen Albums, With Heads Held High, noch einmal das Letzte aus der Menge raus. Da wurde der Chorus, der auch auf dem Album von Fans stimmlich begleitet wird, lauthals mitgeschrien bis die Stimme nichts mehr hergab und noch ein letztes Mal gepogt bis zum Umfallen. Als Itchy Poopzkid die Bühne nach ca. 90 Minuten verließen, blieb eine von Kopf bis Fuß schweißgebadete Menge zurück, die auch der Band offensichtlich Spaß gemacht hatte. Die perfekte Einstimmung auf den bevorstehenden Festivalsommer, in dem Itchy Poopzkid unter anderem auf dem Taubertal Festival zu sehen sein werden.