Das Jahr ist jung, ähnlich wie die meisten der Konzertbesucher heute Abend im Dortmunder FZW. Der Club ist restlos ausverkauft und das hat nur einen Grund: Jennifer Rostock sind da.
Den Eltern, die heute ihre Kinder begleiten und aus den hinteren Reihen dem Konzertgeschehen beiwohnen, stockt über den Abend hinweg wohl das eine oder andere mal der Atem. Grund ist nicht etwa die schlechte Luft im FZW, nein, viel mehr die Spannung die Sängerin Jennifer Weist immer wieder gekonnt aufzuladen weiß.
Und dabei fängt der Abend doch so harmlos an.
Die Vorbands sind Aufbau West und Heißkalt. Beide sind irgendwo im Bereich Indierock der niemandem weh tut anzusiedeln. Erstere verstehen zumindest das Livehandwerk eine Nummer besser und zeigen, dass sie auch abseits der Songs mit dem Publikum umgehen können.
In den Umbaupausen sorgt DJ AMOKKOMA mit ohrenbetäubenden Beats von Black Music bis Dubstep dafür, dass jede Unterhaltung sofort im Keim erstickt. Bei drei Bands wären kurze Ruhepausen nicht verkehrt aber das sehen Jennifer Rostock scheinbar anders.
Als die jedoch auf die Bühne kommen, verfliegt jeglicher Anflug von Genervtheit und löst sich in eine wohlwollende Party auf. Sängerin Jennifer Weist setzt sich von Beginn an gekonnt in Szene und räkelt sich über die ganze Bühne. Über die gesamte Konzertlänge entledigt sie sich ihrer Kleidung immer mehr bis sie zur Zugabe nur noch in einem teils durchsichtigen, jedenfalls sehr freizügigem Einteiler auf der Bühne steht.
Freizügig ist nicht nur das Outfit. Auch Mitmachaktionen in denen Fans im Publikum Whisky-Cola gegen entblößte Geschlechtsteile angeboten wird, wird wohlwollend angenommen. Auch der Rest des Abends ist von solchen und ähnlichen Aktionen geprägt und die Ansagen, bei denen man sich das Lachen einfach nicht verkneifen kann, tun ihr übriges dazu. Das ist hier heute Abend vielleicht nicht der Inbegriff der Hochkultur, unterhalten tut es jedoch allemal.
Das Set basiert sehr stark auf dem Aktuellen Album Mit Haut Und Haar, was der Stimmung jedoch gar keinen Abbruch tut, ist dieses doch sehr gut von Fans sowie Kritikern angenommen worden. Auch die Hits der ersten beiden Alben werden eingeflochten. Die wirklich durchdachte Lichtgestaltung auf der Bühne und der nahezu perfekte Sound der sich im FZW immer wieder bietet, machen das Konzert zu einem audiovisuellen Leckerbissen. Einzig am Flair mangelt es dem FZW. Ein grauer Kasten ist eben nicht gerade einladend.
So bleibt am Ende ein verdammt kurzweiliger Abend mit einigen Lachern und dem einen oder anderen geschockten Elternteil, welcher sich insgeheim dann aber vermutlich doch heimlich ins Fäustchen lacht.
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