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So war’s: Michael Wendler in Arnsberg

10. September 2012

Der Geruch von Bratwurst, gebrannten Mandeln und Urin liegt in der Luft, während ich mir zwischen Autoscooter und Riesenrad den Weg zum Festzelt der Hüstener Kirmes bahne. Eine knisternde Spannung erfüllt die Atmosphäre. Aus fast jedem Fahrgeschäft ertönt die Musik des Mannes, der gleich das Festzelt zum beben bringen wird. Michael Wendler, der König des Popschlagers (alles andere ist nur Volksmusik) kündigt an, der Kirmes einen Besuch abzustatten.

Während ich das Zelt betrete, spielt bereits eine Band. Sie nennen sich “Die Hot Dogs” und spielen das beste von Flippers bis Bata Ilic. Eine Vorband, die es versteht einzuheizen. Ich kämpfe mich vor bis in die fünfte Reihe, genau in den Hexenkessel, mitten unter die wahren Wendler Fans. Links und rechts erblicke ich immer wieder das Gesicht des König des Popschlagers, welches auf den Bäuchen der Träger von körperbetonten Wendler-Merchandise mal mehr, mal weniger verzerrt auftaucht.

Die Hot Dogs sind mittlerweile mit dem Abbau ihres Equipments beschäftigt, während “DJ Sven” die Menge weiter einheizt. “Macht mal Lärm für den Wendler!” ertönt es immer wieder zwischen den pumpenden Discofox-Beats. Mittlerweile ist Michael Wendler bei 20 Minuten Verspätung angelangt, aber dann ist der Moment endlich da: DJ Sven lässt die Plattenteller fallen, denn nun ist Zeit für den König des…ich erwähnte es bereits.

Der Pappaufsteller mit Wendlers Konterfei verrät es bereits. “Michael Wendler – Spektakulär” ist darauf zu lesen. Der Aufsteller sollte recht behalten. Zwei, in roten, hautengen Kleidern bekleidete Tänzerinnen betreten die Bühne, die Musik erklingt und die Menge tobt.
Lautes Gejohle ertönt im gesamten Zelt und pünktlich zum Gesangseinsatz erklimmt auch der wahre Wendler (kaum zu verwechseln mit dem Pappaufsteller) die Bühne. Frisch gegelte Haare, 3-Tage-Bart und Peter Maffay Gedächtnislederjacke, so steht er da wahrhaft vor mir, nur wenige Meter, quasi zum greifen Nah. Erste Hängematten…verzeihung, BHs fliegen auf die Bühne, welche Wendler lässig abfängt und über seinen Mikroständer hängt.

“Nina, ich bin wieder im Fieber!” gröhlt’s durchs gesamte Zelt. Es hüpft und springt alles was noch körperlich in der Lage dazu ist. Der Discofox-Pit direkt vor der Bühne wird zum zentralen Punkt der Ekstase.
Als zweiten Hit gibts direkt “Sie liebt den DJ” hinterhergefeuert. Ein Hitfeuerwerk eines ganz großen Künstlers eben. Die Tänzerinnen führen süd-ostsomalische Stammestänze auf, während sich Michael Wendler über das zahlreich erschienene Publikum freut.

Tatsächlich platzt das Festzelt aus allen Nähten, so wie die T-Shirts der weiblichen Fans in den ersten Reihen.
Hit auf Hit wummert der Discofoxbeat durch die Zeltstreben. Die Traversen an der Decke fangen bedrohlich an zu schwingen, während sich Wendlers Fangemeinde weiterhin die Seele aus dem Leib discofoxt.
Inzwischen haben sich die beiden Tänzerinnen mal in etwas bequemeres geschmissen. Ein kurzes Pailletenkleid ziert die mittlerweile doch arg überanstrengten Körper der Damen. Nach schweißtreibenden 35 Minuten läutet der Wendler die letzte Runde ein. Der letzte Song, doch die immernoch nicht satten Fans wollen ihn einfach nicht gehen lassen. Lautstark verlangen sie nach einer Zugabe und der König hört auf sein Volk.

Zur Zugabe gibt es zwei, bereits zuvor gehörte Songs, ist ja schließlich nur die Zugabe. Macht nichts, die Songs klingen sowieso alle irgendwie gleich und so fällt es den meisten Besuchern vermutlich gar nicht erst auf. “Arnsberg, ich habe eine Gänsehaut! Ihr seid das geilste Publikum das ich je erleben durfte!” Lieber Michael, das glaub ich Dir aufs Wort. Die hübschesten Frauen scheint Arnsberg auch zu haben, zumindest betont er das immer und dass sein neues Album grade heute auf Platz 6 der deutschen Albumcharts eingestiegen ist, wird auch nicht nur einmal erwähnt. Ein sympathischer, bescheidener Mensch eben.  Die Fans reißen sich um die Geschenke die ins Publikum geworfen werden, doch das wahre Geschenk ist doch Michael Wendlers Anwesenheit.

Michael Wendler, der König des Popschlagers. Alles andere ist nur Volksmusik.

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Steffen Neumeister