Konzerte

So wars: Noel Gallagher’s High Flying Birds in der Tonhalle München

Manuel Hofmann

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Was darf man von einem „Godlike Genuis“ erwarten? Diesen Titel trägt Noel Gallagher zumindest seit Anfang März. Dank der britischen NME. Weil er Generationen begeistert hat. Und dementsprechend gemischt sieht das Publikum in der Münchner Tonhalle heute Abend auch aus.

Vom gefühlt zwölfjährigen Jungspund samt Papi bis zu den – stereotypischen – Versicherungsvertretern im Stromberg-Look Mitte Fünfzig. Vereinzelt Hipster. Und dann gibt es noch solche, die Oasis zu leben scheinen. Und etwa Noels Frisur imitieren – inklusive Koteletten. Dann gibt es da noch die Briten. Extra angereist. Und – so zumindest der Eindruck – alle an der Bar versammelt. Es sei ihnen vergönnt. Müssen sich ja sonst mit Carlsberg, Carling und Co herumschlagen.

Wie gelingt der Übergang von Biersorten zur Vorband? „Böse Zungen behaupten, man brauchte viel Bier, um FOLKS zu ertragen“? Nein, diesem fiktiven Urteil möchte ich mich nicht anschließen. Was die Band da auf der – durchgängig in blaues Licht gehüllten – Bühne präsentierten, war nicht katastrophal schlecht. Aber auch nicht so gut, dass mehr hängen geblieben wäre. Außer ein paar Äußerlichkeiten: Der Gitarrist auf der linken Bühnenseite etwa; mit seinem Bubikopf. Und einem Oberteil, das zumindest aus der Entfernung wie ein – aus der Zeit gefallenes – Hawaiihemd daherkam. Und auf der anderen Seite ein Bandmitglied, das selbst als Noel-Double durchgehen könnte – und als Vater der anderen. Meine Nachbarn verleihen der Band am Ende das Prädikat „Schülerband“. Das soll es dann auch zu FOLKS gewesen sein.

Mittlerweile ist es kurz vor halb zehn. Die Umbaupause dürfte bald ein Ende finden. Die Lautsprecher lassen die ersten Klänge von „If I Had A Gun“ ertönen. In der Amorphous Androgynous Version. Das Geschnatter im Publikum geht unbeeindruckt weiter. So viel Experimentierfreude traut man Noel wohl nicht zu. „Es soll endlich mal losgehen“, schimpft eine Besucherin hinter mir. Bevor ich ihr einen bösen Blick zuwerfen und mit „Es hat längst angefangen, Schätzchen!“ kommentieren kann, erlischt das Licht. Noel samt Band betritt die Bühne.

Es geht los, wie wir es von den Setlists seiner Einzelshows gewohnt sind: It’s Good To Be Free und Mucky Fingers. Bereits nach den beiden Liedern ist auch den Noel Gallagher’s High Flying Birds Debütanten wie mir bewusst: Noel kann Frontmann. Entgegen anfänglicher, publikumswirksam in der NME verbreiterter, Selbstzweifel. Und das Publikum? Nützt die Songpausen von Anfang an für ausgiebige „Noel, Noel“-Chöre, die immer dann besonders laut werden, wenn Noel Gallagher die Abspielfolge seines Soloalbums um vereinzelte Oasis-Klassiker erweitert hat. Supersonic zum Beispiel, das vom Publikum mit lautem Mitsingen begleitet wird.

Wer jetzt – als aktiver setlist.fm Nutzer – mit Wonderwall rechnet, wird enttäuscht. Von dem Lied nämlich, verschont uns Noel Gallagher an diesem Abend. Gut so. Die Street Credibility von “(What’s The Story) Morning Glory” zu zerstören, sollte eben nicht folgenlos bleiben.

Zwischendurch unterbricht Noel sein Set mit kurzen Ansagen, spürbar gut gelaunt. Seine Aufmerksamkeit richtet sich auf Fans in den ersten Reihen. Worum genau es geht? Weiß der Teufel. Ihr wisst ja, der Manchester Dialekt. Ist aber auch nicht so wild.

Als ein Großteil der selbstbetitelten Platte gespielt ist, geht Noel Gallagher von der Bühne. Die „Noel, Noel“-Chöre holen ihn schnell zurück. Es folgt eine epische Zugabe, die zeigt, dass die Oasis-Hits einfach doch ein Stück weit mehr gefeiert werden: Whatever, Little By Little, The Importance Of Being Idle und zum Abschluss – wie könnte es anders sein – Don’t Look Back in Anger.

Sämtliche Hände sind nun oben, zumindest während des Refrains. Der es kürzlich auf Rang 1 der „Most Explosive Choruses“ Liste von der NME geschafft hatte. Was irgendwie klar war. Das Lied bildet den Abschluss eines starken Konzertes, das gezeigt hat: Noel kann  auch ohne Liam, sogar live. Don’t Look Back in Anger, Noel. Das, was du jetzt machst, ist auch gut.

Die Setlist:

(It’s Good) To Be Free
Mucky Fingers
Everybody’s On The Run
Dream On
If I Had A Gun
The Good Rebel
The Death Of You And Me
Freaky Teeth

Supersonic

Record Machine
What A Life
Talk Tonight
Solider Boys & Jesus Freaks
Broken Arrow
Half The World Away
Stranded On The Wrong Beach

Whatever
Little By Little
The Importance Of Being Idle
Don’t Look Back In Anger

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