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So wars: Pinkpop Festival 2012 – Tag 1

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Am Pfingstwochenende zum Campen in die Niederlande fahren, klingt im ersten Moment langweilig. Wenn dann aber das Pinkpop ins Spiel kommt, sieht das schon wieder ganz anders aus: The Cure, Linkin Park und Bruce Springsteen and the E-Street Band headlineten das älteste Festival Europas.

Camping kann so sauber sein

Ein bisschen ungewohnt ist es schon erst zum Start des Bühnenprogramms anzureisen aber beim Pinkpop war es schon immer so, dass es kein Vorcampen gibt. Campingplatz D wurde im Vorfeld als Objekt der Begierde auserkoren und ist bei der Ankunft um kurz nach 10 am Morgen doch schon recht gut gefüllt. Die offizielle Öffnungszeit wäre 12Uhr gewesen. Da sich der Parkplatz direkt neben dem Campingplatz selbst befindet, beschränkt sich der Transport der Campingutensilien auf maximale 5 Minuten Laufweg, absolut angenehm.

Gecampt wird auf mehreren Hockey-Feldern und als deutscher Festivalbesucher fragt man sich, ob dieser absolut gepflegte Hockeyrasen jemals wieder für seinen eigentlichen Zweck genutzt werden kann. In den Niederlanden weiß man sich jedoch zu benehmen und der Platz erstrahlt über das gesamte Wochenende in herrlichster Sauberkeit.

Jetzt aber erstmal Zelt aufbauen und ab zum Festivalgelände. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen einen kostenlosen Shuttlebus mit einer Fahrtzeit von ca 5 Minuten und zum anderen der Weg zu Fuß, der gute 25 Minuten dauert. Für den Anfang geht’s erstmal zu Fuß voran, man muss ja auch die Gegend kennenlernen. Inmitten von noblen Wohngebieten bahnt sich mit vielen anderen Festivalisten der Weg zum Megaland, einer stillgelegten Ovalrennstrecke, die vom Pinkpop-Veranstalter aufgekauft wurde. Das ermöglicht natürlich beste Vorraussetzungen zur Planung, da man nicht Verpachtungsgebunden ist.

Zum musikalischen Auftakt geht es erstmal zur Conversestage, der Zeltbühne des Festivals. Dort spielen Will And The People aus England und feiern mit den zahlreich erschienenen Zuschauern eine große Party. Irgendwo zwischen Ska, Indie und Reggae kann diese Band eingeordnet werden, zumindest musikalisch. Die Bandmitglieder gehören eher der Spezies Kindergartenkind an. Ein reinster Kindergeburtstag mit bunten Kleidern, Herumgehüpfe, Gekreische und Tanz wirkt absolut ansteckend und schon bald ist das gesamte Zelt mit im Boot. Wo draußen die Sonne vom Himmel scheint, da tut sie das hier von der Bühne. Eine absolute Demonstration von Spaß. Diese Band wir in Zukunft auch noch in weiteren Teilen Europas die Festivals bespaßen, da bin ich mir ziemlich sicher.

The Ting Tings

Raus aus dem Zelt und einmal quer übers Gelände geht es zur 3FM-Stage. Dort spielen die nicht ganz so anarchistisch angehauchten The Asteroids Galaxy Tour. Spaß machen können die aber auch. In praller Sonne zeigt sich Sängerin Mette Lindberg gewohnt sexy und tanzt mit ihren hautengen Neonleggins wild über die gesamte Bühne. Der Rest der Band gibt den Takt an und der ganze Platz vor der Bühne bewegt sich ausgelassen zu Pop-, Soul- und Funkklängen. Eine absolut unterhaltsame Band die bei diesem Wetter einfach nur Spaß macht.
Ein paar Imbiss- und Getränkebuden später geht es auch schon weiter mit der geballten Frauenpower: Das Elektropop-Duo The Ting Tings macht sich daran die 3FM-Stage zu headlinen. Auch hier weiß Gitarristin Katie White mit ihren Reizen nicht zu Geizen. Druckvolle Popmusik, teilweise mit Sprechgesang, macht Spaß, vor allem wenn man eine so gute Bühnenpräsenz dazu geliefert bekommt. Tanzbare 60 Minuten mit hohem Stimmungsfaktor sind das allemal.

Nachdem nun den ganzen Tag von einer Band zur nächsten getanzt wurde, geht es nun weitaus ruhiger zu: The Cure, Headliner auf der Mainstage an diesem Abend schicken sich an ein wundervolles Konzert zu spielen. Der Beginn im Hellen (aufgrund der naheliegenden Wohngebiete darf offiziell nur bis 22:30Uhr Krach gemacht werden) passt Stimmungstechnisch nicht so wirklich zu The Cure. Sänger Robert Smith wirkt zum Beginn der Show unsicher wie ein Schulkind bei seinem ersten Theaterauftritt.

The Cure

Immer wieder vergewissert er sich, ob das Gehörte auch gefällt. Doch mit der einsetzenden Dunkelheit kommt auch die Spielfreude und Selbstsicherheit hervor. Immer gelöster scheint Smith auch mal den einen oder anderen Spaß mit dem Publikum zu machen. Nebenbei gibt es auch noch eine wunderbare Setlist, welche keine Wünsche offen lässt: Als die Band zum ersten mal von der Bühne geht könnte das Konzert eigentlich schon zu Ende sein, jedoch weiß der Zugabenblock eines besseren zu belehren: 30Minuten überzieht die Band ihre Spielzeit mit Hits wie The Lovecats, Why Can’t I Be You und natürlich Boys Don’t Cry als krönenden Abschluss und kommt somit auf stolze 135 Minuten. Das sollte auch für die Anwohner eine eher angenehme Ruhestörung gewesen sein.

So geht es dann auch mit einem Grinsen im Gesicht zurück zum Campingplatz, wo dann nochmal mit den Mitcampern über diese großartige Show geschwärmt wurde.

Teil 2 und 3 folgen in den nächsten Tagen.

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