Um kurz nach 8 Uhr Morgens ist die Hitze im Zelt schon so enorm, dass man aus seinen Gothik-Träumen des Vorabends gerissen wird und The Cure nur noch Schall und Rauch von gestern sind. Tag 2 auf dem Pinkpop Festival in Landgraaf beginnt so, wie der erste aufgehört hat: Heiß!
Erstmal Duschen, ein Glück, dass man für die nur 2 Minuten Fußweg in Kauf nehmen muss. Aber auch von der hintersten Ecke des Campingplatzes D bräuchte man nicht unbedingt länger als 5 Minuten. 5 Minuten Anstehen sind auch absolut erträglich und für so saubere und ordentliche Duschen zahlt man doch auch gerne die geforderte Wertmarke (2,50€).
Nach der Erfrischung von außen gibt es erstmal einige dosenförmige Erfrischungen von innen. Auch eine Bratwurst darf nicht fehlen und wenn die überaus nette Security auf das Grillverbot und die BBQ-Area auf dem Campingplatz hinweist, kann diese schonmal mit einer leckeren Bratwurst dazu bewegt werden nochmal ein Auge zu zu drücken.
Zur Bühne geht’s erst am späteren Nachmittag zu The Wombats, diesmal mit dem klimatisierten Shuttlebus.
Pünktlich ist die 3FM-Stage erreicht und die Show kann losgehen. Gewohnt viele weibliche Fans tummeln sich in den ersten Reihen um den niedlichen Engländern besonders nahe zu sein. Geboten wird ein schönes Best-Of Set mit allen Hits von Lets Dance To Joy Division bis Tokyo (Vampires & Wolves). Trotzdem wirkt das alles sehr routiniert. Es fehlt der Charme, die Spielfreude und mal ein netter Spruch zum Publikum. Dieses macht aber trotzdem das beste daraus und tanzt und hüpft in der knallenden Sonne.
Anders sieht das bei Keane aus, zum Tanzen ist die Musik größtenteils zu ruhig, aber die Britpopper verstehen es das Publikum im Griff zu haben. Sowieso haben sie bei den Holländern einen Stein im Brett, stieg ihr aktuelles Album doch bis auf Platz 1 in die niederländischen Charts. Sänger Tom Chaplin nutzt die gesamte Fläche der Bühne aus und trotz des gefühlten Halbmarathons die er während der gesamten Show zurück legt, trifft er jeden Ton wie ein Sportschütze die Zielscheibe. Selbst wenn man die Band nicht wirklich kennt, hat man doch immer wieder den „Ach, der Song ist auch von denen?“- Moment. Textsicheres Publikum, top aufgelegte Band, mehr braucht es nicht zum Spaß haben und den haben Band und Fans zugleich merklich.
Weniger ruhig geht es beim Mainstage-Headliner des Abends zu. Linkin Park sind da und haben eine riesige Produktion mitgebracht. Eine LED-Leinwand erstreckt sich über die gesamte Bühne und zeigt immer wieder verschiedene Animationen oder dient als dritte Videoleinwand. Das Schlagzeug steht auf einem Podest, dass so hoch ist, dass man sich doch sorgen um die Schwindelfreiheit des Drummers machen muss. Die Setlist bietet sehr viele ältere Songs was mich, als jemanden der nach den ersten beiden Alben aufgehört hat diese Band zu verfolgen, doch sehr freut. Trotzdem hat man das Gefühl, dass diese Songs von der Band eher als lästiges Pflichtprogramm angesehen werden. Irgendwie wirkt das ganze lustlos runtergespielt. Erst als es zu den neueren Songs kommt blüht die Band auf. Blöd nur, dass man sich musikalisch während dieser Songs mehr in einem Autoscooter auf der örtlichen Kirmes wähnt, als auf einem Festival. Egal, dem Großteil des Publikums scheint es zu gefallen, Geschmäcker sind nunmal verschieden. Höhepunkt, zumindest aus meiner Sicht, ist definitiv das Beastie Boys Cover Sabotage, welches wirklich würdig von der Bühne gehämmert wurde. An diesem Song hat sich schon so manch andere Band die Zähne ausgebissen. Nach, für einen Headliner dürftigen, 75 Minuten Spielzeit ist das ganze Spektakel auch vorbei. Für die Zeit des Konzerts war das ganze auch unterhaltsam, aber das sind mittelmäßige Hollywoodfilme auch. Trotzdem bleibt da nichts hängen.
So geht es wieder zurück in Richtung Campingplatz und man freut sich der Dinge, die am nächsten Tag folgen sollen.
Teil 3 folgt morgen.