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So war’s: Radiohead in Köln

16. Oktober 2012

Bei Radiohead könnte man viele Indikatoren nennen, die ein Konzert erst richtig gut machen. Sei es das Publikum, die unfassbar spektakuläre Lichtshow oder der bis in Mark und Bein vordringende Sound, der buchstäblich alles in der Halle erschüttern lässt.
Aber heute Abend sind es die kleinen, unscheinbaren Momente, die dieses Konzert erst zu dem großartigen Erlebnis machen welches es letztlich ist.

Radiohead

Caribou ist die Band, die diesen Abend eröffnet. Mit geschlossenen Augen kommt es einem vor als wenn grade ein DJ auflegen würde. Clubmusik, ab und zu mit Gesang untermalt schallt durch die Lanxess Arena.
Schaut man jedoch genauer hin kommen echte Musiker zum Vorschein. Eine richtige Band, die einen DJ mühelos ersetzt. Trotzdem möchten sie scheinbar nicht als Band wahrgenommen werden, verstecken sie sich doch zu sehr hinter der, für Vorbandverhältnisse, meisterlichen Lichtshow.
Die ganze Halle erstrahlt in blau und zuckt mit den blinkenden Lichtern vor sich hin, während die Bühne über die meiste Zeit im Dunkeln verhüllt bleibt. Großartige 30 Minuten verkürzen die Wartezeit auf Radiohead.

Radiohead Fans scheint ihre Zeit kostbar zu sein. Die bisher noch verwaisten Plätze füllen sich erst kurz vor Startschuss des eigentlichen Hauptacts. Pech für die Nachzügler: Sie haben eine verdammt gute Vorband verpasst.

21:04 Uhr. Das Licht in der Halle erlischt und die komplett bühneneinnehmende LED-Wand erstrahlt in einem kühlen Blau. Einzeln betreten die Bandmitglieder die Bühne. Der kleinste zum Schluss. Thom Yorke erntet den wohl größten Applaus.
Die ersten Töne von Bloom erfüllen die Halle und sofort ist die gesamte Atmosphäre elektrisch aufgeladen. Yorke zappelt hinter seinem Mikroständer, so als würde dieser unter Strom stehen. Wenige Sekunden später ertönt erstmals seine unvergleichbare Stimme.

Von der Bühnendecke werden weitere zwölf LED Quadrate herabgelassen. Sie schweben frei über der Bühne und werden im Laufe des Abends immer wieder ihre Anordnung verändern.

Der Bass wummert, 15 Step, The National Anthem, Nude. Band und Publikum tauchen gleichermassen mit jedem weiteren Song immer tiefer in eine völlig eigene Welt ein. Komplett vergessen sind Ticketpreise, steile Stadionränge, Unterteilung in Steh- und Sitzplätze.
Die gesamte Arena wird zu einem Klumpen Radiohead. Ein Klumpen der weiß, wann er einfach mal still zu sein hat um zu genießen. Und so kommt es zu einem dieser bereits angesprochenen magischen Momente die dieses Konzert so besonders machen.

The Daily Mail, ein Song der aus der Reihe fällt.
Thom Yorke sitzt allein am Klavier und spielt vor sich hin. Tausende Menschen starren gebannt auf die Bühne, welche grade mal ohne spektakuläre Animationen und Lichtblitze auskommt. Würde Yorke grade nicht auf die Tasten seines Klavieres drücken, man könnte jeden einzelnen in der Halle atmen hören. Während er die ersten Wörter mit seiner zarten Stimme in das Mikrofon haucht spürt man förmlich, wie sich die Gänsehaut vom Innenraum bis zum letzten Sitzplatz unter dem Dach ausbreitet. Erst als die gesamte Band in den Song einsteigt bricht Jubel im Publikum aus. Szenenapplaus mitten im Song, etwas, was man nur ganz selten erlebt.

Der Rest des Abends ist nur noch Kür. Insgesamt drei Zugaben gönnen die britischen Ikonen ihren Fans bevor sie die Bühne ein letztes Mal verlassen. Darunter auch Klassiker wie Paranoid Android oder auch ein komplett neuer Song namens Ful Stop. Viele Konzertbesucher tanzen sich hier nochmal in Ekstase, egal ob im Innenraum oder auf der Tribüne.
Radiohead, eine Band die eigentlich gar nichts mehr beweisen muss, die Messlatte nach 27 Jahren Bandgeschichte aber trotzdem immernoch ein Stückchen höher legt.

 

Setliste

Bloom
Lucky
15 Step
Morning Mr. Magpie
The National Anthem
The Gloaming
Separator
Reckoner
Pyramid Song
These Are My Twisted Words
Nude
Identikit
Lotus Flower
There There
Feral
Bodysnatchers

Zugabe 1:

Weird Fishes/Arpeggi
Ful Stop
The Daily Mail
Myxomatosis
Paranoid Android

Zugabe 2:

How to Disappear Completely
Everything In Its Right Place (mit “The One I Love” Intro)

Zugabe 3:

Idioteque

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Steffen Neumeister