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So war’s: The Gaslight Anthem in Köln

28. Oktober 2012

Es ist der zweite Abend für The Gaslight Anthem in Köln. Beide Konzerte im E-Werk sind bereits seit Wochen ausverkauft, viele Fans kommen direkt zu beiden Abenden. Trotzdem oder vielleicht grade deswegen: Keine Ermüdungserscheinungen, weder bei den Fans noch bei der Band.

Dave Hause (alle Fotos: Steffen Neumeister)

Eröffnet wird der Abend von Dave Hause, dem Sänger der Punkband The Loved Ones. Zur Zeit ist er mit seinem Soloalbum unterwegs, baut in sein 30-Minütiges Set aber auch immer wieder Songs seiner Band ein. Erste Fäuste recken sich gen Himmel um die Wichtigkeit der mitgegröhlten Textzeilen zu Unterstützen. Hause kommt gut an.

Blood Red Shoes

Für die Indie-Röhrenjeans-Fraktion unter den Gaslight Anthem Fans sind die Blood Red Shoes mit dabei. Ebenfalls 30 Minuten lang haut das Duo, bestehend aus Gitarre und Schlagzeug einen Hit nach dem anderen von der Bühne. Hysterisches Strobo-Flackerlicht unterstreicht den Sound perfekt. Hier nicken zwar eher die Köpfe im Takt, als dass sich die Fäuste hoch bewegen, aber zu gefallen scheint es dem Publikum trotzdem. Gute Werbung für die Headlinershow im nahegelegenen Bochum, für welche wir übrigens Tickets verlosen.

The Gaslight Anthem eröffnen mit Mae, einer ruhigen Nummer vom neuen Album Handwritten. Die Stimmung in der Halle verhält sich wie das Licht auf der Bühne. Alles ist eher düster gehalten und löst sich erst mit dem ertönen der ersten Gitarrenakkorde des zweiten Songs in Wohlgefallen auf. The ’59 Sound, der Song, der einst alles ins Rollen brachte. Titeltrack des zweiten Albums, welches der Band zum Durchbruch verhalf. Die Raue Stimme Brian Fallons hat sich seit damals kaum verändert. Rau, so wie die Backsteinwände dieses Gebäudes. Rau, so wie die Schale der Männer mit den tätowierten Unterarmen in den ersten Reihen. Voller Inbrunst singen die, wie auch jeder andere Anwesende im Kölner E-Werk diesen Song mit. Gänsehaut ziert die Tätowierten, sowie natura gelassenen Arme gleichermaßen. Starker Start in ein starkes Konzert.

The Gaslight Anthem

In den letzten Jahren hat sich einiges im The Gaslight Anthem Kosmos getan. Ich erinnere mich, wie ich diese Band 2008 an einem Freitag Nachmittag als Opener auf dem Area4 Festival sah. Es war ihre erste Festivalshow in Europa. Vor der Bühne standen vielleicht 300 Menschen. Ich irgendwo dazwischen und stempelte sie mit dem Prädikat “ganz nett” ab. Heute, vier Jahre und unzählige Festivalauftritte, die auf immer spätere und längere Slots fielen später, laufen sie im Mainstreamradio in der hot Rotation, verkaufen große Locations aus und platzieren ihre Alben weit oben in den Charts. Eine Rock’n’roll-Erfolgsgeschichte die den sympathischen Jungs aus New Brunswick, New Jersey einfach nur zu gönnen ist.

Das denken sich wohl auch die meisten Zuschauer, während sie von Frontmann Brian Fallon durch den Abend begleitet werden.
Dieser wird natürlich maßgeblich durch das neue Album Handwritten gestaltet. Aber vor allem Sink Or Swim, das erste Album, in Kennerkreisen schon längst als Klassiker gehandelt, kommt bei weitem nicht zu kurz. Aber eigentlich ist es egal welcher Song erklingt. Jedesmal wird er mit einem lauten Jubel empfangen und im Moshpit gebührend betanzt. Selbst Sliver, ein Nirvana-Cover, kommt überraschend gut an.

Die Band gibt sich erfrischend natürlich auf der Bühne. Da werden einfach mal Diskussionen über verschiedene Bands, die scheinbar vor der Show Backstage begannen, auf der Bühne zu Ende geführt und das Publikum darf zuhören. Fallon wirkt immer wieder wie ein schüchterner Junge, der einen versauten Witz auf den Lippen hat, wenn er zwischen den Songs mit dem Publikum spricht. Das was er da sagt hat meist auch nicht unbedingt viel Sinn, aber unterhaltsam ist es allemal.

Die Zugabe lässt dann nochmal das hohe Spitzdach des E-Werks vibrieren. Vier Fanlieblinge, dramaturgisch perfekt aufgehoben, sorgen noch einmal dafür, dass sich Indiegören und Ex-Punker gegenseitig zum Tanz im Moshpit auffordern und spätestens nach dem letzen Song, Great Expectations, welcher alleine vom Titel als Opener perfekt gepasst hätte, ist nicht nur noch Brian Fallons Stimme rau.

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Steffen Neumeister