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So war’s: Tocotronic in Dortmund

3. Februar 2013

Heute lädt das Musikmagazin Visions wieder zu einer ihrer legendären Partys, welche regelmäßig im Dortmunder FZW stattfinden, ein. Da Livemusik in regelmäßigen Abständen immer wieder ein Muss ist, gibt es heute drei Kapellen. Und nicht nur irgendwelche.

Text: Steffen Neumeister
Bilder: Thomas Regniet

Tusq beginnen den Abend mit ihrem Indie-Poprock vor noch recht lichtem Publikum. Wirklich in Fahrt kommt hier auch noch nicht wirklich was. Höflicher Applaus zwischen den Songs und nettes Bedanken seitens der Band sind hier auch schon das höchste der Gefühle. Schlecht ist das keinesfalls, nein, aber irgendwie fehlen die besonderen Momente. Da bleibt leider einfach nichts hängen.

Ganz anders machen das Chuckamuck. Die jungen Berliner stürmen die Bühne mit ihrer naiv unbekümmerten Art und haben die Sympathien sofort auf ihrer Seite. Die Jungs haben Spaß an dem was sie machen und das schlägt auch aufs Publikum über. Der hysterische 60er Surfsound gepaart mit Klängen der neuen Deutschen Welle und feinstem Indierock juckt in den Beinen. Da muss man einfach tanzen und das wird auch getan. Banalste Texte die einfach immer wieder Schmunzeln auf die Lippen bringen gepaart mit ihrer unbekümmerten Art lassen die 40 Minuten wie Butter zerschmelzen.

Richtig voll vor der Bühne wird es jedoch erst jetzt. 20 Jahre Bandjubiläum feiern Tocotronic in diesem Jahr. Ihr neues Album Wie Wir Leben Wollen ist vor einer Woche erschienen und findet unter Kritikern und Fans mal wieder hohen Anklang. Ganze neun Songs gibt es am heutigen Abend live daraus und das Publikum lauscht gebannt. Die Band wirkt teilweise so kühl und routiniert, als ob sich diese Songs schon seit Jahren im Set befinden würden. Klar, gefeiert wird natürlich trotzdem mehr bei den Klassikern, da kann schließlich jeder miskandieren und so kommen diese auch nicht zu kurz. Trotzdem hätte sich der eine oder andere Fan wohl noch mehr Songs der frühen Tocotronicwerke gewünscht. Einzig Deine Freundin Und Ihr Freund, sowie Freiburg als letzer Song, der sich in einer gewaltigen Soundorgie auflöst, gibt es von den ersten vier Alben zu hören.

Trotzdem, heute wird gefeiert und wie man es von Tocotronic kennt, klar politisch Stellung bezogen. “Wir alle wollen nur das selbe, Deutschland in die Elbe” brüllt Sänger Dirk von Lowtzow heraus, bevor er die ersten Töne von Aber Hier Leben, Nein Danke anspielt.
Die Band verausgabt sich heute, trotz der aus Zeitgründen verkürzten Setlist, so richtig. Auf Dem Pfad Der Dämmerung, die aktuelle Single, bringt Sänger Dirk zum kurzzeitigen Zusammenbruch. Nach dem letzten Ton fällt er auf die Knie und schnappt nacht Luft, während seine Bandkollegen besorgte Blicke austauschen. Auch wenn die Band mittlerweile nicht mehr zu den Jüngsten Vertretern des Musikbusiness gehört, ist er schnell wieder auf den Beinen und das Konzert nimmt seinen geplanten Kurs wieder auf.

Gefeiert bis zur letzten Sekunde verlassen Tocotronic nach 80 Minuten die Bühne und gönnen sich ihre wohlverdiente Ruhe. Der heutige Abend zeigt, dass die Band selbst nach 20 Jahren noch so viel Wut und Energie in sich trägt und immernoch bereit ist, an ihre Grenzen zu gehen. Deutsche Rockgeschichte, heute ist sie so lebendig wie selten zuvor.

[tourdaten]tocotronic[/tourdaten]

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Steffen Neumeister