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Southside 2011: Pressekonferenz

Thomas Peter

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Foto: Thomas Peter

Am frühen Sonntag morgen fand die Pressekonferenz am Southside statt. Das Bonbon, nämlich die Verpflichtung von Die Ärzte als zweiten Headliner neben Blink-182, hatte man bereits am Samstag bestätigt. Was also gabs noch zu sagen? Viel. Noch nie war eine PK beim Southside so informativ und lang wie in diesem Jahr.

Viele Pressevertreter konnten sich nicht dazu überwinden, bereits um 11 Uhr im Hangar zu erscheinen und glänzten durch Abwesenheit. So sassen den 8 offiziellen gerade einmal 6 Zuhörer gegenüber. Eigentlich peinlich für die Zunft. Die, die gekommen waren, lauschten den Ausführungen von FKP Scorpio Chef Folkert Koopmans, Vertretern der Polizei, Feuerwehr und Johannitern. Obligatorisch auch der Vertreter von DasDing, lokalem Veranstalter und für die Politik das lokale Mitglied des Bundestags und der Bürgermeister von Neuhausen ob Eck.

Mit 50.000 Besuchern war das Southside erneut ausverkauft. Man feierte bei wechselnden Wetterbedingungen eins sehr friedliches und harmonisches Festival. Die Polizei musste ausser zur Verkehrsregelung bei der Anreise kaum aktiv werden. Der Vertreter der Feuerwehr berichtete von ein paar kleineren, aber vernachlässigbaren Bränden auf dem Campingplatz. Bei den Sanitätern wurde in diesem Jahr die Einsatzzahl gar halbiert. Kein Wunder, dass man von einer “tiefenentspannten Situation” sprach. Man führt die Reduzierung auf 627 Behandlungen auf bessere Bodenverhältnisse bei der Anreise zurück. Weniger Stauchungen, weniger Unterkühlungen waren zu verzeichnen. Nur bei 2 Krankenhausfahrten hätte akute Gefahr für das Leben bestanden.

Koopmans stellte klar, dass das Interview von Take Off Park Chef Baur in der Schwäbischen Zeitung sachlich falsch sei. Das Blatt hatte im Vorfeld des Festivals behauptet, sollte das Gelände nach der aktuellen Edition erneut in einem ähnlich desolaten Zustand befinden, würde das Southside 2-3 Jahre am Standort pausieren müssen.
Politik und Veranstalter betonten einmütig, dass der Pachtvertrag fürs Gelände erst kürzlich um 5 weitere Jahre verlängert worden sei. Allerdings stünden vielleicht schon im kommenden Jahr rund 5-6 Hektar weniger Fläche für das Festival zur Verfügung. Man erwarte intensive Investitionen in bereits verkaufte Grundstücke, die aktuell noch benutzt werden dürfen.

Im kommenden Jahr möchte man mittels Schotterung die Bodenverhältnisse verbessern und die eigene Kasse schonen. Einen 6-stelligen Betrag verschlingt derzeit laut Koopmans die Bodenpflege im Gewerbepark.
Bei diesem Vorhaben steht man vor dem Dilemma die vielgenutzten, landebahnnahen Areale auf Grund von Auflagen des Flughafenrechts nicht bearbeiten zu dürfen. Auch Flächen in Privatbesitz können nicht dauerhaft mit Steinen verstärkt werden.

In diesem Jahr war die Verschlammung des Geländes nicht ganz so schlimm wie in 2010. Zum einen hatte es im Vorfeld des Festivals kaum geregnet. Der Bürgermeister von Neuhausen ob Eck meinte, er würde langsam ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommen. Jedes Jahr aufs neue bemüht er die Statistik. Die besagt, der Kreis Tuttlingen hat mit die meisten Sonnenstunden und die wenigsten Regentage in der ganzen republi. In den 3 Monaten vor dem Festival habe es zusammen genauso viel geregnet wie an diesem Wochenende bis zum Sonntag Morgen, nämlich 30 Liter pro Quadratmeter. Er scherzte, man sollte für die von Trockenheit geplagten Bauern der Region vielleicht ein Mini-Southside Anfang Mai installieren.

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Davon ist man noch weit entfernt. Näher liegt da die Erweiterung der Grüner Wohnen-Zone. Beim Southside nahmen in diesem Jahr rund 4.000 Besucher die Option auf den alternativen Campingplatz wahr, beim Hurricane entschieden sich sogar 10.000 für die umweltbewusste Option. Und man muss schon sagen: Die Bilder vom Montag morgen beweisen eindrucksvoll, dass Green Camping gefragt bleiben wird und nicht alle Festivalisten auf dem Campingplatz auf “Drecksau” umschalten. Egal wo man hinblickte, es war einfach sauberer und ging gesitteter zu. Im kommenden Jahr hofft man von Veranstalterseite die Zonen nochmal massiv erweitern zu können.

Vergrössern möchte man auch die Zahl der per Bahn anreisenden Besucher. Dafür wurde die letzten Jahre viel Lobbyarbeit geleistet und letztlich ein Durchbruch in den zähen Verhandlungen mit der Bahn erzielt. Im kommenden Jahr gilt das Festivalticket bundesweit als Bahnticket zum Festival – natürlich nur in Nahverkehrszügen. Durch diese Neuerung erhofft man den Satz von 10-15% Bahnanreisern massiv erhöhen zu können und so letztlich jetzt als Parkfläche benutzte Areale zu Campingplätzen umzufunktionieren. So könnte das Festival auch bei intensiven Baumassnahmen im Take Off Park in etwa das Level von 50.000 Besuchern halten.

Im letzten Jahr antwortete mir Koopmans auf die Frage nach möglichen Bands für 2011 Foo Fighters und Rage Against The Machine. Wie wir alle wissen, fanden die Foo Fighters tatsächlich zum HuSo. Darum hielt ich es für schlüssig die Frage erneut zu stellen.
Mit Blink-182 und die Ärzte stehen ja bereits 2 Headliner fest. Beide lassen sich grob in die Kategorie Punk einordnen. Der Dritte, so Koopmans, solle deshalb einen Kontrapunkt setzen. Er würde versuchen Radiohead oder Muse zu bekommen. Das sei im Moment aber Wunschdenken und klang keinesfalls so konkret wie im letzten Jahr, als er von den Foo Fighters sprach.

Und als die PK gelaufen war und Folkert Koopmans schon in den Heli zum Hurricane fliegen wollte, fragte ich ihn noch kurz nach der Zukunft des Area4. Er versicherte, das Festival stehe auch 2012 fest im Kalender von FKP Scorpio. Man habe dieses Jahr einfach kein Händchen für die Bands gehabt. Es seien einfach keine verfügbar gewesen, so sein O-Ton.

Apropos: Wir haben die rund 50minütige Konferenz mitgeschnitten und werden möglicherweise Teile davon online stellen. Sollte mir beim Nachhören noch das ein oder andere Detail unterkommen, werden diese in den Artikel einfliessen.

 

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