Festivalmarkt, Hotspot

Spaniens Festivalmarkt am Straucheln – Primavera Sound Macher besorgt

Manuel Hofmann

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Spaniens Wirtschaft ist am Straucheln, das ist hinlänglich bekannt. Das alleine wirkt sich negativ auf den Musik- und Festivalmarkt aus, schließlich wird die Konsumbereitschaft möglicher Festivalgänger gedrückt. Darüber hinausgehend wurden nun die Mehrwertssteuer für Konzert- und Festivaltickets von 8 auf 21% erhöht. Eindringlich warnen die Veranstalter des Primavera Sounds: “Viele Veranstalter werden verschwinden – und viele Bands nicht mehr in Spanien touren”.

Die Mehrwertsteuererhöhung (komplett) auf die Kunden umzulegen ist nicht möglich, das könne sich das Publikum schlicht nicht leisten. Mehr als 50 Prozent der unter 24-Jährigen sind in Spanien derzeit ohne Job, fast nirgendwo anders auf der Welt sind die Werte der Jugendarbeitslosigkeit momentan so hoch. Die Steuererhöhung soll auch für Essens- und Getränkeverkäufe bei Musikveranstaltungen gelten, das veränderte Gesetz bestrafe demnach systematisch Events mit Musik, so die Primavera Sound Veranstalterin Gabi Ruiz.

Nebenbei bemerkt: Natürlich liegt es im Interesse der Festivalveranstalter, die eigene Situation in einem derartigen Appell besonders drastisch aussehen zu lassen. Das ist beim Kampf der Fans und Veranstalter in Deutschland gegen die neuen GEMA Tarife nicht anders. Dennoch braucht es kein abgeschlossenes BWL-Studium, um zu merken, dass die momentane Lage für Festivalveranstalter in Spanien alles andere als einfach ist.

“Durch den Sturm”

Gabi Ruiz geht sogar noch weiter: Derzeit sei kein Festival in Spanien sicher, sei es noch so etabliert. Das Primavera Sound stehe immerhin auf einer “soliden Grundlage”, könne daher “durch den Sturm” im nächsten Jahr gehen und dann sehen, was die Zukunft bringe.  Gewinn sei bei den veränderten Rahmenbedingungen unrealistisch, Gewinnmargen von über 13 Prozent in der Branche utopisch. Das heißt: Ohne Umlage der gestiegenen Kosten auf die Festivalbesucher ist es auf dem spanischen Markt schlicht unmöglich, Gewinn zu machen. Keine attraktiven Aussichten also für potentielle Investoren und Sponsoren.

Ausgehend vom ersten gebuchten Namen für die Primavera Sound Festivals 2013 schlagen sich die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen nicht aufs LineUp: Blur werden nächstes Jahr in Porto und Barcelona spielen.  Aber das ist auch erst ein gebuchter Name von Vielen. Die beiden Open Airs in Spanien und Portugal finden Ende Mai statt.

Vor diesem Hintergrund scheint auch die Zukunft des Benicassim (FiberFIB) wenig aussichtsreich: die dahinterstehende Veranstaltungsfirma “Music Festivals” um Vince Power meldete im September Konkurs an.

(via)

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