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Studiobesuch bei den H-Blockx – über das neue Album “Hblx” und musikalische Nachwuchsförderung

Roman Groß

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

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Im Sommer 2011 wurde das zehnte Studio Album der H-Blockx in den Principal Studios in Senden/Ottmarsbocholt aufgenommen. Jetzt wurde es unter dem Titel „Hblx“  veröffentlicht.  Mitten in den Studioarbeiten hatte Roman Groß, freier Mitarbeiter der Westfälischen Nachrichten  die Gelegenheit,  mit Sänger Henning Wehland ein Interview zum Thema „neue CD“ und zu anderen Fragen rund um die Musik zu führen.

H-Blockx

Festivalisten: Vier Jahre  nach euerm letzten Studioalbum „Open Letters to a Friend“ seid ihr gerade dabei ein neues Album zu produzieren. Warum hat das so lange gedauert?

Henning Wehland
: Es gab da schon mehrere Gründe, warum wir die letzten 4 Jahre nichts Neues gemacht. U. a. lag es auch daran, dass wir eine ziemlich lange Band-History haben. Uns gibt es ja schon seit  über 20 Jahren und in der letzten Zeit waren wir etwas leer, was die Ideen angeht. Eine zentrale Frage war: Wie sollen die H-Blockx eigentlich noch klingen? Auch innerhalb der Band  hatte sich vieles in Sackgassen verlaufen, sodass jeder von uns Zeit brauchte  sich neu zu definieren.

Festivalisten: Und wer gab den Anstoß zu einer neuen Produktion?

Henning Wehland: Letztendlich ist es Vincent Sorg und Jörg Umbreit, den Besitzern der Principal Studios zu schulden. Die kamen zu uns mit der Aufforderung: „Hey Leute, ihr müsst noch mal ne Platte machen“.

Festivalisten: Kannst du schon sagen, in welche Richtung es diesmal geht?

Henning Wehland: Im Vorfeld der Aufnahmen wurden großartig keine Songs geschrieben. Frisch und frei wie möglich ins Studio,  nur mit ein paar Ideen, das war der Grundgedanke. Gutze, unser Bassist, hatte bereits 15 oder 20 ganz taffe Skizzen von Riffs gemacht, die er gut fand. Wir sind dann ins Studio gegangen ohne wirklich Erwartungen zu haben. Die ersten Wochen haben uns gezeigt, dass es möglich ist die alten Crossover-Ansätze mit neuen Ideen zu verbinden. Das Ganze würde ich schon als experimentell bezeichnen.

Festivalisten: Und wie kommt ihr voran?

Henning Wehland: Das schöne ist, dass wir aufnehmen können ohne den Druck zu haben, eine neue Platte produzieren zu müssen. Auch haben wir diesmal die Freiheit, nicht darüber nachdenken zu müssen, ob es einer Plattenfirma gefällt oder nicht. Das setzt wahnsinnige Kapazitäten im Kopf frei. Eines ist heute schon klar. Die Platte wird auf jeden Fall anders klingen, als alles andere, was wir vorher gemacht haben. Wichtig ist es für uns, unsere derzeitige Energie zu nutzen und mit viel Dynamik zu spielen. Pop-Melodik wird da mit rockigen, lauten Gitarrenparts verbunden, laute Passagen folgen leiseren Tönen. Alles, was wir uns gedacht haben, hat in den ersten Tagen gut geklappt.

Festivalisten: Woher kommen eigentlich die Ideen für eure neuen Songs?

Henning Wehland: Die Grundideen kommen eigentlich immer von Gutze, viel kommt aber auch von unserem Schlagzeuger Steffen.  Das richtige Gesicht bekommen die Songs dann aber erst im Studio. Im Hinblick auf die neue Platte haben wir uns vorgenommen, jeden Tag einen Song fertig zu machen. Meistens fängt es mit einem Riff bzw.  einer Gitarrenidee an. Und daraus bauen wir dann die neuen Songs. Dann ist natürlich die ganze Band gefragt. Toll ist es im Moment, dass wir nach langer Zeit wieder einen Produzenten haben, der die kreativen Ideen ausfiltert und sortiert. Er sagt dann auch: „Das machen wir, das machen wir nicht. Die Idee finde ich gut, das finde ich nicht so gut.“

Festivalisten: Zum Schluß : Welchen Tipp kannst du jungen aufstrebenden Bands geben, die im Business weiter nach vorne kommen will?

Henning Wehland: Mit dieser Frage beschäftige ich mich schon seit mehr als 10 Jahren. Und ganz ehrlich: Ich glaube, da gibt`s kein Rezept. Was häufig von jungen Musikern nicht gesehen wird ist die Tatsache, dass die Faszination für Musik oft durch Videos, Fernsehen oder Platten ausgelöst wird. Ihr unausgesprochenes Ziel: Da will ich auch mal hin. Vergessen wird dabei zunächst einmal, dass es letztendlich vielleicht nur 10%, nein ich glaube sogar nur 1% aller aktiven Musiker schaffen, von ihrer Musik leben zu können.

Zudem: Wenn alleine der öffentliche Erfolg, der Wille möglichst viel Geld zu verdienen die Triebfeder für das musikalische Schaffen ist, verliert man häufig den Respekt davor, dass Musik eine Kunstform ist, deren Meister sich dadurch auszeichnen, für einen Moment der Perfektion gearbeitet zu haben. Wichtig für junge Musiker sollte es immer sein, zunächst einmal ihre eigenen musikalischen Ansprüche zu überdenken, bevor sie sich öffentlich präsentieren. Man sollte nie unterschätzen, wie lang und arbeitsreich der Weg sein kann, bis man seinen eigenen Ansprüchen annähernd genügt.

Andererseits wird sich nur schwer Erfolg einstellen, wenn man sich ausschließlich seiner Kunst widmet und der einzige Anspruch darin besteht, in der Kunst perfekt zu sein. Viele hervorragende Künstler verpassen es, sich ausreichend mit dem Business auseinanderzusetzen und es zu verstehen. Das birgt sehr oft die Gefahr, dass man vom Markt aufgefressen wird.

Aber auch ganz andere Fragen sind für den Erfolg wichtig. Es reicht in der Regel einfach nicht aus, ein guter Songwriter oder Sänger zu sein. Wichtig für den Erfolg ist auch eine intensive Auseinandersetzung mit der geplanten Bühnenpräsenz. Auch hier sollte man nicht unbedingt alles dem Zufall überlassen. Leitfrage sollte sein: „Was will ich/was wollen wir auf der Bühne mit unseren Songs eigentlich darstellen?“ Nicht übersehen werden sollten auch so ganz profane Fragen wie: „Was ziehe ich auf der Bühne an?“ Oder: „Wie gestalte ich den Schriftzug der Band und wie platziere ich ihn.“

Und zum Schluss noch eines: Trotz der revolutionären Digitalisierung erlebe ich auch heute immer wieder junge Künstler und Bands, die sich mit den neuen Medien einfach zu wenig auskennen. Es gibt eben nicht nur „Facebook“ sondern auch noch „Twitter“. Neben einer aussagekräftigen Homepage ist es ein unbedingtes „Muss“, dass diese Wege auch intensiv dazu genutzt werden, um die Kommunikation mit den Fans aufrecht zu erhalten.

Ich fasse zusammen: Ich rate dazu, zunächst immer daran zu arbeiten, sein Instrument und seine Performance zu beherrschen. Und wenn man es kann, dann sollte man sich einen fähigen Partner suchen, der ein ehrliches Interesse an der Musik hat. Also z. B.  „BLX-music“. (Henning lacht.)

Festivalisten: Vielen Dank, Henning, dass du dir die Zeit genommen hast.

 

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