2011 war ein aufregendes Jahr für Thees Uhlmann. Mit 37 veröffentlichte der Sänger der Hamburger Band Tomte sein Solodebüt. Durchweg positive Kritiken, ausverkaufte Konzerthallen und Platz vier der deutschen Albumcharts resultierten. Sogar vor Vergleichen mit Bruce Springsteen schreckt längst niemand mehr zurück. Mit seinem zweiten Soloalbum ist der 39-Jährige nun wieder voll im Gespräch..
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..Zugegeben, aus den Schlagzeilen der Musikmagazine war Thees Uhlmann auch nie ganz verschwunden. Zu gewaltig die Welle der Euphorie, die den aus dem niedersächsischen Hemmoor stammenden Solokünstler, über die letzten zwei Jahre hinweg trug. Ganz zu schweigen von viel umjubelten Kooperationen mit Casper, die dem Ganzen zusätzlichen Aufwind verliehen.
11 Songs, entstanden in Berlin und Los Angeles, beinhaltet der neue Longplayer. Fast auf den Tag genau zwei Jahre hat Thees Uhlmann sich bis zu dessen Veröffentlichung Zeit gelassen. Erneut arbeitete er mit seinem Livegitarristen Tobias Kuhn an den neuen Titeln. Viel verändert hat Thees Uhlmann aber sonst nicht, warum sollte er auch?; denkt man sich da zunächst.
Dass Thees Uhlmann auf bewährte Muster zurückgreift, wird bereits beim Opener Zugvögel klar. Zugvögel wirkt vertraut; fast schon so als kenne man den Song seit Jahren. Der Song weckt Neugier, und kann den Zuhörer für einige Minuten fesseln. Doch bereits wenig später macht sich Ernüchterung breit. Der nachfolgende Titel Die Bomben meiner Stadt eröffnet zwar vielversprechende Textpassagen –aber nur, um noch im selben Song alle positiven Erwartungen mit einem müden „Die Bomben meiner Stadt machen boom, boom, boom“ zu ersticken. Der seriösen Botschaft des Songs wird dies nicht gerecht, im Gegenteil: Zum ersten Mal gewinnt man hier den Eindruck von Ideenlosigkeit.
Ein Eindruck, den man im Verlauf des Albums, immer wieder für einen kurzen Moment erhält. Angenehm fällt dagegen auf, dass auf dem Album mit dem simplen Titel #2, ein größeres Themenspektrum behandelt wird. Thees Uhlmann singt von allen – und für alle Gesellschaftsschichten – sein Weg führt ihn vom Ruhrgebiet über L.A. nach Wien (Zerschmettert in Stücke). So widmet er selbst dem SPD-Wahlkampfhelfer ein Musikstück (Weiße Knöchel). Wenn man möchte, könnte man dem Hamburger auf dem neuen Album auch einen politischen Unterton unterstellen.
Zweifelsohne besitzt #2 einige Highlights, und birgt Momente, in denen man sich dem Ganzen einfach nicht entziehen kann. Im Sommer Nach Dem Krieg, welches Erinnerungen an Paris Im Herbst vom Vorgängeralbum wach werden lässt. Auch die Titel Zerschmettert in Stücke und Ich Gebe Auf Mein Licht sind solche Momente. Textzeilen a la „wir waren wie Brooklyn und Manhattan, doch diese Brücke bricht“ zeigen Thees Uhlmann in Hochform, und beflügeln diese.
Und dennoch wird man sich als Hörer möglicherweise früher oder später die Frage stellen: Ist das in sehr ähnlicher Form nicht alles schon auf dem Solodebüt da gewesen? Je länger man hört, desto mehr festigt sich dieser Gedanke. Uhlmann schlägt die selbe musikalische Richtung wie vor zwei Jahren ein, viel falsch machen konnte er damit auch nicht. Einzelne Pianopassagen und Gitarrenläufe wirken auf mich dann aber doch zu vertraut. Die lyrisch-musikalische Euphorie und Dynamik des Vorgängeralbums sind dabei leider auf der Strecke geblieben. Es ist sozusagen (fast) alles beim Alten geblieben. #2 tendiert zur Popmusik, die Schnelligkeit ist vielfach abhanden gekommen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass Thees Uhlmann mit seinem zweiten Soloalbum ein recht solides Stück Musik gelungen ist. Echte Begeisterung kommt aber nur in wenigen Fällen auf. Letztendlich fehlen #2 der Mut und die Innovationen, um tatsächlich mit seinem Vorgänger konkurrieren zu können.