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Timetable-Generator: Er ist wieder da.

22. Mai 2025

Wer Festivalisten schon länger folgt, kennt die Evolution unserer Festival-Planung: Früher entstanden hier liebevoll-masochistische, manuell erstellte Zeitplan-PDFs – ein Unterfangen, das irgendwo zwischen Kunsthandwerk und digitaler Selbstgeißelung angesiedelt war. Eine Zeit lang gab es sogar individuelle Zeitplan-Erstellung, bevor diese Funktion wieder im digitalen Nirwana verschwand.

Jetzt kehrt sie zurück, und das mit deutlich mehr technischer Raffinesse als damals. Der neue Zeitplan Generator adressiert ein faszinierendes kulturelles Paradox: Während wir unsere Pizza per App bestellen und Spotify-Playlists algorithmisch kuratieren lassen, organisieren viele ihre Festival-Besuche noch immer mit Screenshots und der hoffnungsvoll-naiven Überzeugung, sich schon irgendwie zurechtzufinden.

Das Plugin befindet sich noch im Beta-Stadium – wahrscheinlich wird es zum Wochenende auf festivalisten.de landen, pünktlich zu Rock im Park. Ein mutiger Schritt, aber manchmal sind funktionierende Beta-Tools besser als jahrelang entwickelte Perfektion, die dann doch nie das Tageslicht erblickt.

Zwei Welten der Festival-Betrachtung

Das System bietet zwei grundlegend verschiedene Philosophien der Lineup-Analyse: Die Grid-Ansicht funktioniert wie ein digitaler Lineup-Flyer – alle Acts strukturiert nach Tagen und Auftrittszeiten, ein Überblick für jene, die zunächst das große Ganze erfassen wollen. Hier bleibt alles sichtbar, Transparenz statt Selektion.

Der Timeline View wird zum strategischen Planungsinstrument. Die parallele Darstellung aller Bühnen macht zeitliche Überschneidungen sofort sichtbar – jene unvermeidlichen Festival-Dilemmata, bei denen Lieblings-Headliner A zeitgleich mit dem geheimen Indie-Tipp B auf der zweiten Bühne spielt. Der klassische Festival-Konflikt, endlich systematisch visualisiert.

Intelligente Reduktion der Komplexität

Das Filtersystem zeigt durchdachte Logik: Im Timeline View lässt sich nach Genres, Tagen oder Bühnen filtern. Wer ausschließlich Post-Hardcore verfolgen oder sich auf eine bestimmte Bühne konzentrieren möchte, bekommt die entsprechende Komplexitätsreduktion. Im Grid View bleiben bewusst alle Acts sichtbar – eine Designentscheidung, die der Logik des Gesamtüberblicks entspricht.

“Mein Plan” – Festival-Kuratierung ohne Account-Zwang

Das Herzstück bildet die personalisierte Planfunktion. Acts landen per Klick im eigenen Festival-Programm, die Auswahl wird lokal im Browser gespeichert. Keine Registrierung, keine Datensammlung – eine erfrischend unkomplizierte Herangehensweise in Zeiten omnipräsenter Account-Pflichten.

Besonders clever: Der persönliche Plan wird als teilbarer Link generiert. Festival-Crews können Pläne austauschen, übernehmen oder als Ausgangspunkt nutzen. Ein Overlay-System fragt höflich nach Übernahme-Präferenzen – demokratische Festival-Koordination ohne hierarchische Strukturen.

PDF-Export mit technischer Raffinesse

Der PDF-Export übertrifft simple Screenshot-Funktionalität: Das System passt Layout-Parameter dynamisch an – Schriftgrößen, Abstände, Balkenhöhen – um optimale Seitenausnutzung zu gewährleisten. Zwei Ausgabeformate stehen zur Verfügung: eine spartanische Listendarstellung oder eine Timeline-Ansicht mit integrierter Überschneidungsanalyse.

Letztere visualisiert erstmals systematisch die klassischen Festival-Optimierungsprobleme: Bleibt man bis zum Ende bei Act A oder verlässt man fünf Minuten früher die Bühne für den rechtzeitigen Wechsel zu Act B? Diese strategischen Entscheidungen werden endlich transparent.

Technische Finessen ohne Schnörkel

Das Plugin läuft größtenteils über AJAX – flüssige User Experience ohne störende Seitenneuladungen. Genre-Informationen erscheinen direkt unter Bandnamen: Steht da “Shoegaze” oder “Post-Black-Metal”? Die kleinen Details machen oft den Unterschied zwischen funktionierender und frustrierender Software.

[Hier wird das Demonstrations-Video eingefügt]

Der Zeitplan Generator macht keine revolutionären Versprechen, sondern löst ein konkretes organisatorisches Problem mit durchdachten Features. Nach Jahren manueller PDF-Erstellung und analoger Festival-Planung ist das bereits ein bemerkenswerter Fortschritt. Manchmal braucht es keine Revolution – nur intelligente Evolution.

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Thomas Peter

ein diplomierter Biologe mit starkem Hang zu Fotokamera und der besonderen Festivalatmosphäre.