Thees Uhlmann, bekannt als der Frontmann von Tomte, hat in den letzten Monaten fleißig an einem Soloalbum gewerkelt. Nachdem das letzte Tomte-Album “Heureka” ausgiebig Live gespielt wurde, entschied sich Thees Uhlmann für einen Tapetenwechsel – und startete ein Soloprojekt.
Bereits beim Area4 hatte sein Auftritt zusammen mit Band Laune gemacht und auch gleichzeitig große Erwartungen geweckt. Jetzt ist das Album da, und die Erwartungen waren definitiv nicht zu hoch. 45 Minuten guter Indie-Rock mit Texten voll Herz warten auf den Hörer.
Nun, wie klingt das Ganze? Ein weiteres Tomte Album in anderer Verpackung? Diese oder ähnliche Fragen haben sich wohl vorab viele Interessierte gestellt. Thees Uhlmann selbst bezeichnete die Musik dieses Albums jüngst als “Bruce Springsteen auf (Platt-)Deutsch”. Ganz falsch liegt er damit nicht, denn ein wenig Bruce Springsteen hört man den Riffs durchaus an. Natürlich ist auch etwas Tomte geblieben. Generell ist aber anzumerken, dass der Sound etwas frischer, um nicht zu sagen schwungvoller daherkommt, als man es von bisherigen Tomte-Alben gewohnt ist.
Entwickelt hat Thees Uhlmann die elf Songs diesmal am Piano. Bereits der Opener Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf lässt ein auffallend starkes Piano-Arrangement während des Albums erahnen. Es ist ein mitreißender Song, der dem er ein oder anderen wohl schon aus dem Radio bekannt sein dürfte. Ebenfalls offenbart selbiger Song, wohin die Reise textlich in den nächsten elf Songs gehen wird: Es sind Lieder aus dem Leben von Thees Uhlmann. Eine Note persönlicher wird der Singer/Songwriter aus der Hamburger Schule mit diesem Longplayer. Insgesamt gilt aber: weniger Melancholie, mehr Optimismus.
Im Laufe der folgenden Lieder wird man nicht enttäuscht. Glänzen einige der Songs mit gekonnten Kombinationen aus abwechslungsreichen Pianopassagen und komplexeren Akkordstrukturen (& Jay-Z singt uns ein Lied ), können andere beispielsweise durch geschickten Mundharmonikaeinsatz (Paris im Herbst) überzeugen.
Im Song & Jay-Z singt uns ein Lied liefert Casper einen besonderen Beitrag zur Platte, indem er die letzte Strophe des Songs singt. Damit wird einmal mehr bewiesen, dass sich eine Zusammenarbeit von Künstlern verschiedener Musikgenres gut vereinbaren lässt. Erinnern wir uns: An Caspers ‘xoxo’ war Thees Uhlmann auch beteiligt.
Die Refrains sind nahezu alle begeisternd. Dabei denke ich besonders an Songs wie Vom Delta bis zur Quelle, 17 Worte oder auch Das Mädchen von Kasse 2. Und sind es mal nicht die Refrains, welche begeistern, so sind es manchmal einfach die Stimmlagen, mit denen die Inhalte der Songs vermittelt werden. Sicherlich tragen die Texte auch oftmals ihren Teil dazu bei, dass viele Songs Ohrwurmcharakter besitzen. Dies gelingt wohl, weil Thees Uhlmann Texte schreibt, mit denen sich viele identifizieren können. Das geht vom Rückblick in die Kindheit beim Opener bis zum Song für die Heimat (Lat 53.7 Lon 9.11667).
Abwechslung liefern vor allem die beiden Songs Paris im Herbst und Römer am Ende Roms. Sie besitzen einen ruhigeren, nachdenklicheren Stil. Ersterer sagte mir anfangs gar nicht zu, entwickelt sich mittlerweile aber zu einem Lieblingssong. Bei dem Zweiten schließt sich der Kreis wieder: Hier spielt Thees Uhlmann auf einige Zeilen des Springsteen Songs Dancing in the Dark an. Hier zeigt sich einmal mehr, warum das selbstbetitelte Solo-Debüt seiner Ansicht nach “Bruce Springsteen auf (Platt-)Deutsch” gleicht.
Abschließend bleibt zu sagen, dass diese Platte wie immer nicht jedermanns Sache ist. Wer allerdings auf Deutsch(indie)rock, sprich Bands wie Kettcar, Madsen, Tomte oder vielleicht auch auf Rockhymnen à la Bruce Springsteen steht, wird diese Platte wohl zu schätzen wissen.