Wacken 2016 ausverkauft – 75000 Tickets in 22 Stunden abgesetzt

Kann man es einen kleinen Denkzettel nennen? Nicht wirklich. Statt 12 Stunden wie im Vorjahr hat es heuer eben 22 Stunden von Anfang bis Ende des Vorverkaufs gedauert. Unter dem Strich bleibt das Ergebnis der absolute Wahnsinn: Alle 75000 Wacken Tickets sind binnen eines Tages an den Festivalisten gebracht. Investitionen in die Serverkapazität machten zudem das Shopping auf metaltix.com zu einem weit weniger schmerzlichen Erlebnis. Vorzeitiger Ausverkauf, dieses Kunststück gelingt dem Festival nun schon im elften Jahr in Folge. Doch erst seit den 2010er Jahren hat man quasi keinen Spielraum mehr uninformiert oder zögerlich zu sein.

Preiserhöhung und Matsch haben keinen echten Einfluss auf Nachfrage

Der 10 Euro Aufschlag pro Karte im Vergleich zum Vorjahr hatte keinen Einfluss auf das Kaufverhalten der Fans. Auch der allgegenwärtige, feuchte Matsch des vergangenen Wochenendes konnte die Massen nicht abschrecken. Im Gegenteil: Der 2014 gerade frisch aufgestellte Vorverkaufsrekord von 12 Stunden wurde zwar verpasst. Binnen 22 Stunden waren alle 75000 Wochenendkarten vergriffen – was mehr als sportlich ist. Einen ähnlichen Run auf Tickets kann in Deutschland maximal die Fusion vorweisen.

Uns Festivalisten kann diese beständige Entwicklung hin zum Turboausverkauf aus dreierlei Hinsicht sowieso nicht gefallen.
Zum einen ebnet sie den Boden für weitere Preissteigerungen – denn die Wacken-Jünger scheinen bedenkenlos zuzugreifen, egal zu welchem Preis. Sie senden damit ein desaströses Signal an den Veranstalter: theoretisch tun und lassen zu können was er möchte.
Das gilt auch fürs Booking. Man stelle sich vor, das Wacken würde nicht jedes Mal innerhalb eines Tages ausverkaufen. Der Druck auf die Booking-Abteilung wäre ein anderer. Zöge sich die Verkaufsphase über Wochen und Monate hin, würde man sich mittelfristig um den ein oder anderen Top-Act mehr kümmern müssen.
Ein weiterer Aspekt: Als potentieller Wackenbesucher wird man in immer kürzeren Zeiträumen zu einer Kaufentscheidung gezwungen. Wer die lächerlich kurze Verkaufsphase verpasst, muss auf eine Warteliste/Tauschbörse hoffen oder sich sein Ticket über graue Kanäle ziehen.

Serverpower verkürzt Verkaufsphase und schont die Nerven

Eigentlich schien heute Morgen alles seinen gewohnten Trott zu gehen. 15 Minuten vor dem Verkaufsstart um 0 Uhr waren die Server des Kartenverkäufers nicht zu erreichen. Wahrscheinlich aber nur, weil das Shopsystem für den Ansturm fit machte wurde. Nach ruckeligem Start lief der Vorverkauf dann nämlich wie am Schnürchen.
Selbst wenn der Load Balancer alias Warteschleife einen beim ersten Mal rauskegelte – spätestens beim zweiten Versuch landete man auf der Metaltix-Startseite und konnte sich zu den Ticketangeboten durchhangeln. Ab 1:30 Uhr war der Bestellprozess per Direktlink in den Shop sogar stabil und ohne Wartezeit machbar.

Immer wieder wurden auch X-Mas Tickets freigeschaltet, obwohl sie ab 0:20 Uhr offiziell als ausverkauft galten. Wie das sein kann? Es handelte sich um Karten, die zwar den Weg in Warenkörbe gefunden hatten, aber innerhalb der Reservierungsfrist nicht final gekauft wurden. Nach 10 Minuten ohne Abschluss wanderten diese Tickets automatisch in den Wiederverkauf.

Wenn man den auf hohem Niveau jammern möchte: Fürs nächste Jahr wären prominent platzierte Direktlinks zu den beiden Wacken-Kartenkategorien auf der Startseite von Metaltix.com wünschenswert. Schliesslich dürften es sich bei 95 Prozent aller Bestellungen am heutigen Tag um Wacken-Karten gehandelt haben.

45000 Karten in 90 Minuten

Ohne die traditionelle Downtime nach 0 Uhr verlief die Startphase des Vorverkaufs nochmal wesentlich fulminanter an als im Vorjahr. Nach 20 Minuten waren die X-Mas Pakete weg, die 45000er Marke wurde laut Organisatoren gegen 1:30 Uhr durchbrochen. Bis dahin hatten minütlich im Schnitt 500 Dauerkarten pro Minute den Besitzer gewechselt.
Die letzten 30000 Karten sollten ein wenig länger Bestand haben. Gegen 22 Uhr sind nun allerdings auch die letzten Dauerkarten vergeben, der Ausverkauf da.
An den letzten 10000 Karten hat man 14 Stunden verkauft – vielleicht eine zarte Andeutung, dass zukünftige Preiserhöhungen die Verkaufsphase auch mal wieder über die 24 Stunden Grenze katapultieren könnten.

Auch wenn die Nachfrage auf den letzten Metern etwas ausdünnte: Letztlich war der Wacken Vorverkauf wieder eine absolute Demonstration der Stärke. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: In 22 Stunden hat das Festival von seinen Besuchern 14,15 Million Euro eingesammelt.

Optionen für Leerausgänger

Noch ist nichts verloren und der Grau/Schwarzmarkt nicht die einzige Option.
Wie jedes Jahr wird es auch heuer Rückläufer wegen doppelter Bestellungen und Stornierungen auf Grund nicht eingegangener Zahlungen geben. Im letzten Jahr richtete das Wacken für Interessenten solcher Remittenden online eine Warteliste ein. Es ist davon auszugehen, dass dies wieder geschehen wird.
Später im Jahr wird man seine nicht benötigten Tickets auf wacken.com in der Kartentauschbörse abstossen können. Zum aufgedruckten Preis, versteht sich.

 

Wacken 2016
Termin: 04.08. – 06.08.2016
Tickets: ausverkauft!
Bands: Blind Guardian, Ministry, Steel Panther, Eluveitie, Dragonforce, Callejon, Axel Rudi Pell, Legion of the Damned, Orden Ogan, Orphaned Land, Borknagar, Eskimo Callboy, Henry Rollins (Spoken Word), Therion, Unisonic, Kylesa, Pyogenesis

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Thomas Peter

ein diplomierter Biologe mit starkem Hang zu Fotokamera und der besonderen Festivalatmosphäre.