Festivals, Gossip

Wacken: Anreise per Auto/Wohnmobil wird nicht mehr erlaubt – Festivalisten bleiben willkommen?!

Passendes Bild: Fehlanzeige
Thomas Peter

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Die nächste Eskalationsstufe ist erreicht. Angesichts durchgeweichter Böden, überlasteter Schlepper und düsteren Wetterprognosen für die nächsten Tage, zieht das Wacken zum ersten Mal in seiner stolzen 32-jährigen Geschichte eine derbe Konsequenz: Anreisen mit motorisierten Vehikeln werden bis Festivalende nicht mehr erlaubt. Nur wer schon vor Ort im Stau steht, soll irgendwie aufs Gelände gekarrt werden. Alle anderen müssen extern parken und mit Shuttlebussen anreisen.

Wie die Polizei mitteilt, sind etwa 30000 der erwarteten 85000 Besucher bereits auf dem Wackengelände angekommen.

Unglückliche Formulierung

Das um 17 Uhr veröffentlichte Statement der Veranstalter ist unglücklich formuliert. Es könnte deshalb so interpretiert werden, als solle man überhaupt nicht mehr anreisen. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Nur das Auto darf man nicht mehr direkt auf dem Festivalgelände, sprich: Campingplatz, fahren.
Ein Parken außerhalb und die Anreise per Shuttle oder Fuß bleibt möglich. Das kommt leider nicht wirklich durch. Und es gibt auch keine Details, wie man sich den nun verhalten sollte. Möglicherweise muss das erst noch geplant werden. Ein Hinweis, wie man sich die Anreise der nicht schon Anwesenden vorstellt, wäre aber hilfreich gewesen. Auch wenn es nur ein grober Plan gewesen wäre.

UPDATE: Frank Matthiesen (Polizeichef Itzehoe) zeichnet im Interview mit dem NDR ein anderes Bild. Er sagt, dass wer sich noch nicht aufgemacht hat, wirklich daheim bleiben solle. Man werde irgendwann die Tore schließen müssen, weil man wegen der prekären Verhältnisse nicht so viele Personen auf den Platz lassen könne, wie eigentlich geplant.
Auch auf die Frage, ob mit etwas Weitsicht die Problematik nicht vorhergesehen hätte werden müssen, geht Matthiesen ein und nimmt den Veranstalter dabei in Schutz: Ein Wetterereignis dieser Dimension sei nicht vorhersehbar gewesen. Es sei niemandem ein Vorwurf zu machen.

Update 2: Es bleibt verwirrend. Vom Deutschlandfunk wird Mitbegründer Thomas Jensen konträr zur Polizei mit den Worten zitiert: Anreise weiter möglich, nur nicht mit dem Auto. Aber auch hier bleibt man die Information schuldig, wie denn das konkret funktionieren soll.
Jensen geht davon aus, dass mittlerweile knapp die Hälfte der 85000 Besucher angekommen sind.

Reaktionen überwiegend negativ

Wie nicht anders zu erwarten, fallen die Reaktionen auf diese Ankündigung negativ aus. Wer – wie vom Festival erbeten – mit der Anfahrt gewartet hat, kommt sich verarscht vor. Das kann ich auch gut nachvollziehen. Denn derjenige kann jetzt maximal mit Shuttlebussen von einem zu deklarierenden Parkplatz anreisen und nicht wie gewohnt sein Auto einfach neben dem Zelt platzieren. Das ist um einiges weniger komfortabel als das, in das man sich vor einem Jahr eingekauft hatte. Man hat keinen direkten Unterschlupf, wenn das Wetter eskalieren sollte, und muss sein Campinggear und die Vorräte irgendwie auf den Acker bekommen. Nicht ganz einfach, wenn man nicht das entsprechende Hilfsmittel (Wägelchen,..) zur Hand hat.

Ticketumtausch/Rückgabe wird durchdacht

Wie man nun mit den Leuten umgeht, die noch daheim sind bzw. auf diese Umstände keine Lust haben, scheint noch nicht ganz ausgegoren zu sein.
Man versucht wohl gerade zu klären, was die Versicherung von alldem hält und welche Ticketoptionen man den verhinderten Wackenheads bieten kann. Das könnte ein Umtausch sein und/oder auch ein Eintausch gegen eine Karte für die Ausgabe 2024.

In den Wacken AGB wird kein Fall beschrieben, der lautet: Festival findet statt, aber nicht jeder Kartenhalter darf kommen. Deswegen vielleicht auch die Wendungen unten im Statement.

Aber generell sind die Wackenjünger schlechter gestellt, als z. B. bei anderen Großfestivals wie etwa dem Southside oder Rock im Park. Bei FKP Scorpio ist man ziemlich kulant: Wenn das Festival während es läuft abgebrochen werden muss, bekommt der Kartenhalter anteilig Geld zurück. Beim Wacken ist das komplett anders. Dort bekommt der zahlende Gast nur dann Geld zurück, wenn das Festival bereits im Vorfeld abgesagt wird. Startet es und wird unterbrochen oder abgebrochen, kann der Kartenhalter nur dann auf eine partielle Rückzahlung hoffen, wenn dem Veranstalter Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen werden kann. Das dürfte so gut wie nie möglich sein..

Das Statement des Festivals:

Die Anreise zum Wacken Open Air mit Kraftfahrzeugen aller Art muss ab sofort final gestoppt werden.

Durch die anhaltend schwierige Wetterlage mit den zusätzlichen Regenmengen in den letzten 24 Stunden und den daraus resultierenden Zustand der Campingflächen, Veranstaltungsflächen und Zuwege können keine Kraftfahrzeuge mehr das Campinggelände befahren, da sonst die Sicherheit und Versorgung nicht gewährleistet werden kann.

Deshalb sind sämtliche Metalheads in Kraftfahrzeugen aller Art angehalten, ihre Reise nach Wacken abzubrechen oder gar nicht erst anzutreten. Dies gilt bis zum Festivalende.

Ausschließlich Fahrzeuge, die sich bereits in unmittelbarer Nähe zum Festivalgelände befinden, versuchen wir, auf dem „Holy Ground“ unterzubringen.

Weitere Informationen zu dem Umgang mit euren Tickets klären wir gerade und werden sie so schnell wie möglich bekannt geben.

Wir sind sehr traurig, diese schwere Entscheidung – zum ersten Mal in der Geschichte des W:O:A – treffen zu müssen.

wacken.com
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