Kurzmeldungen

Wacken: Gruppenreservierungen werden nicht mehr angeboten

Thomas Peter

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Bislang bot das Wacken Open Air Grossgruppen eine nützlichen Gratiservice: Zusammenhängende Flächen konnten vorab reserviert werden – was Mitgliedern der Gruppe eine sorgenfreie Anreise ermöglichte. Veranstalter ICS verzichtet zukünftig auf diese Reservierungen. Man verweist auf zu viel Ärger und Kosten.

Letztlich haben sich die Nutzer das Ende dieser Annehmlichkeit selber zuzuschreiben. Laut Veranstalter mehrten sich in den letzten Jahren inakzeptable Aktionen. So sei das eingesetzte Sicherheitspersonal in den reservierten Bereichen vermehrt beleidigt, bespuckt und sogar verprügelt worden. Dieses Jahr wolle deshalb niemand mehr dort Dienst schieben.

Darüber hinaus wären viele Gruppen mit wesentlich weniger Personen angereist, als eigentlich vereinbart waren. Dennoch hätten sie sich das eingeplante Areal komplett unter den Nagel gerissen. Das habe zur Anmietung zusätzlicher öffentlicher Campingflächen und letztlich höheren Kosten für den Veranstalter geführt. Zukünftig will man sich die nicht mehr leisten und schlägt das Kapitel Flächenreservierungen zu.

Konsequenz: Für grössere Gruppen ab 50 Personen wird es ab sofort schwerer, sich in Wacken als gemeinsames Camp zu organisieren. Man kann sich nicht mehr drauf verlassen, dass alle Zelte nebeneinander platziert werden können.

Von Aussen sieht es so aus, als würde beim Wacken kontinuierlich erodieren, was dem Festival über die Jahre seinen speziellen Status einbrachte. Friedlich gemeinsam feiernde Metalheads, die sich perfekt ins Ortsbild des kleinen Dorfes Wacken eingliedern. Anwohner, die gemeinsam mit Anwohnern feiern. Dieses Bild vermitteln die einschlägigen Wacken-Dokus. Vielleicht ist die gelebte Wirklichkeit doch etwas weniger malerisch.
Die Fannähe der Veranstalter und die gelebte “Heimelichkeit” scheint in den Augen eines Aussensehenden jedenfalls nach und nach wegzubrechen. Zurück bleibt ein ganz normales Grossfestival mit all seinen Licht- und Schattenseiten. An dieser Entwicklung scheint das Publikum nicht gänzlich schuldlos zu sein.

Auf den Kultstatus hat all das noch keinen Einfluss. Die aktuelle Edition ist mit 75.000 Karten bereits seit Ende November 2011 ausverkauft.

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