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Wacken Open Air: Thomas Jensen über Metallica, steigende Kosten und seine Wunschbands

Wacken Open Air ; Quelle: media.wacken.com
Sven Morgenstern

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Wacken 2014 Logo
Quelle: wacken.com

In 73 Tagen wird es wieder einmal laut im sonst so beschaulichen Wacken. Denn dann öffnet das größte Heavy Metal Festival der Welt, das Wacken Open Air, seine Pforten. Wacken-Gründer Thomas Jensen stand uns Rede und Antwort.

Ihr habt als erstes Festival in Deutschland überhaupt den Schritt gewagt, Tickets zu personalisieren. Aus unserer Sicht als Fans ein löblicher Ansatz, doch nach wie vor finden sich auf einschlägigen Online-Portalen Tickets zu horrenden Preisen. Wie fällt euer Zwischenfazit zur Eindämmung des Schwarzmarktes aus?

Ziel der Personalisierung war und ist es, den Schwarzhändlern ihren gewerblichen Handel zu verderben, es ihnen so schwer wie möglich zu machen. Gleichzeitig aber die Aufwände für die Fans gering zu halten. Das ist uns bis dato gut gelungen. Es ist definitiv so, dass sich der Schwarzmarkt merklich eingedämmt hat. Sicherlich können hier auch Angebote mal „durchrutschen“, der Käufer wird aber mit dem gekauften Ticket mit fremdem Namen nichts anfangen können und dem Verkäufer droht eine Vertragsstrafe in vierstelliger Höhe. Deshalb an dieser Stelle der dringende Hinweis: Nutzt die offizielle Tickettauschbörse und die Möglichkeit der Umpersonalisierung für W:O:A Tickets bei www.metaltix.com.

Ein Name der immer wieder in Verbindung mit dem W:O:A gehandelt wird, ist Metallica. Drummer Lars Ulrich hat mehrfach kundgetan, dass er gerne bei euch spielen würde. Für dieses Jahr aber scheint der Zug abgefahren. Gibt es 2015 einen neuen Anlauf, Metallica nach Wacken zu holen?

Im Prinzip gibt es jedes Jahr einen Anlauf, aber dass eine Band wie Metallica spielt, ist von vielen Faktoren abhängig, allen voran das richtige Timing! Bislang hat es nicht geklappt. Wir finden es aber auf jeden Fall top, dass sie kommen wollen und wir hätten auch Lust darauf, dass sie bei uns spielen. Man munkelt ja, dass 2015 ein neues Album erscheinen soll. Das kann ein gutes Indiz dafür sein, dass die Band dann auch wieder Shows spielt.

Mötley Crüe haben angekündigt, die Band nach einer umfangreichen Abschiedstournee aufzulösen. Sind Mötley Crüe eine Band, um die ihr euch für das kommende Jahr bemüht?

Mötley Crüe ist zwar nicht der klassische Metal-Act, aber definitiv nicht uninteressant für uns. Wir waren auch immer mal wieder im Gespräch mit dem Management. Sie haben 2010 bei uns gespielt und eine ziemlich gute Show abgeliefert.

Stichwort: Böhse Onkelz. Sie haben schon mehrfach bei euch gespielt. Euer Produktionsleiter Thomas Hess war außerdem jahrelang der Tourmanager der Böhsen Onkelz. Sollte die Band ihre Touraktivitäten verstärken, sind die Onkelz dann auch für euch wieder ein Thema? Würdet ihr sie wieder buchen?

Wir hatten immer ein gutes und freundschaftliches Verhältnis zur Band, Stefan (Stefan Weidner, auch bekannt als Der W, d. Red.) spielt dieses Jahr ja auch bei uns auf dem Fest. Ich weiß allerdings nichts von weiteren Plänen der Onkelz nach der großen Hockenheim-Nummer. Nach dem wahnsinnigen Erfolg der Band dort, ist es eh auch zu überlegen, ob eine Band, die alleine 200.000 Menschen zieht, überhaupt noch bereit ist bei zu uns zu spielen.

Apropos Reunion: Stimmt es, dass ihr Celtic Frost 100.000€ für eine Reunion auf dem Wacken geboten habt? Und ärgert man sich über das öffentliche Ausplaudern der Summen – gerade in einem Business in dem Verschwiegenheit groß geschrieben wird und die Zahlen oft im Dunklen liegen?

Wir haben der Band dieses Angebot nie gemacht. Und laut unseres Wissens hat auch Tom Warrior nie über das W:O:A oder Summen gesprochen. Wie diese Meldung also zu Stande gekommen sein soll, ist uns ein Rätsel. Das Gagengeheimnis ist eigentlich Bestandteil des Vertrages. Sollte eine Band dennoch  darüber sprechen wollen, ist es deren Entscheidung.

Gibt es generell Bands, mit denen ihr euch gerne einen eigenen Traum verwirklichen würdet?

Klar, es gibt ein paar Namen,  die da rumschwirren. AC/DC oder eben Metallica. Allerdings ist es nicht so, dass für Holger (Holger Hübner, Mitgründer des W:O:A, d. Red.) und mich die großen Namen entscheidend sind. Wir haben das große Glück eine der geilsten Metal-Partys der Welt auszurichten zu dürfen. Da zählt für uns vor allem das Gesamtpaket. Bei Rose Tattoo zum Beispiel,  die auch sehr gute Freunde von uns sind, hatte ich Tränen in den Augen.

Nach der vorletzten Bandwelle zu Ostern gab es in den sozialen Netzwerken – insbesondere auf Facebook – einen großen Trubel. Viele Wacken-Fans sind mit dem Line-Up nicht zufrieden, bemängeln das Fehlen ganz großer Namen – insbesondere angesichts des Jubiläums. Habt ihr noch einen Act in der Hinterhand in einer Größenordnung, die die Wacken-Fans versöhnen könnte?

Wie gesagt, für uns zählt vor allem das Gesamtpaket: Wir machen Programm und keine Headliner-Shows. Bei uns gehören also die Newcomer-Acts dazu, da gehört die ungewöhnliche Band dazu, die man so vielleicht nicht bei uns erwartet. Diese Philosophie war schon immer ein Bestandteil des Festivals. Für 2014 sind wir aber noch in Verhandlungen mit dem ein oder anderen Künstler. Und eins ist klar: jeder kann sich sicher sein, dass wir nichts unversucht lassen das Bestmöglichste rauszuholen.

Von anderen Veranstaltern, insbesondere denen massenkompatiblerer Festivals, hört man immer wieder Beschwerden über die in den letzten Jahren exorbitant gestiegenen Bandgagen. Ist das etwas, was auch euch als “Nischen”-Festival betrifft? Ist der Mangel an großen Namen in diesem Jahr möglicherweise genau darauf zurückzuführen, sodass man auch in Zukunft gezwungen sein wird, auf kleinere Headliner zu setzen?

Das diesjährige Line-Up hat mit Motörhead und Slayer durchaus große Namen im Programm. Aber klar, die Kosten steigen überall, auch auf einem Festival. Meiner Ansicht nach gibt es aber auch quantitativ mehr Festivals und damit auch mehr Headliner-Slots, die gefüllt werden müssen.  Wir verstehen das W:O:A als ein Festival, das für die ungewöhnliche, für die neue, für die Underground-Band ein zu Hause sein kann und soll. Wie gesagt, für uns sind die Fans die Headliner  und die Bands spielen ihr Best-Of-Programm.

Gibt es noch etwas, das ihr den Wacken-Fans unter unseren Lesern mit auf den Weg geben wollt?

Ihr könnt euch sicher sein, dass sich das gesamte Team auf euch freut und euch dankbar ist für den unfassbaren Support. Wir werden alles geben, damit das Festival dieses Jahr wieder eine große geile Metal-Party wird.

Wir danken ganz herzlich W:O:A-Gründer Thomas Jensen, dass er sich die Zeit für uns genommen hat, sowie Anna Lorenz (Press/Promotion) und Nick Hüper (Manager Online Communication) für ihre Anstrengungen.

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