Bands, Hotspot, Konzerte

So war’s: Blood Red Shoes in Leipzig

Blood Red Shoes – Alle Bilder: Steffen Neumeister
Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Einfach mal eine Nacht in Leipzig am Hauptbahnhof verbringen. Gut, dass der Mc Donalds 24 Stunden geöffnet hat und Kaffee für 1€ verkauft.

„Zieh nach Berlin.“ haben sie gesagt. „Dort kommen alle Bands hin.“ haben sie gesagt. „Du musst nie wieder in eine andere Stadt für Konzerte reisen.“ haben sie gesagt. Tja, die Blood Red Shoes spielen da wohl nicht mit. Gut, sie haben in diesem Jahr auch schon zwei mal in Berlin gespielt, aber da habe ich noch nicht dort gewohnt. Also zählt das nicht!

Ein Hoch auf die Fernbusse. 7€ Berlin-Leizpig. Kann man nicht meckern. Für den Preis bekommt man woanders nicht mal einen aufs Maul. Und für Lieblingsbands wie die Blood Red Shoes wartet man gerne auf den ersten Bus zurück in die Hauptstadt um 4:45Uhr.

Meine Güte, ist dieser Artikel bis hierhin weinerlich. Verzeihung. Konzert!
Blood Red Shoes! Das kongeniale Duo aus England ist wieder in deutschen Gefilden unterwegs. Der Traditionsclub Conne Island in Leipzig ist heute nicht zum bersten gefüllt, doch einige Hundert Fans hat es in den Verschlag am Leipziger Stadtrand getrieben.

Blood Red Shoes überlassen nichts dem Zufall. Nach dem Intro des aktuellen Albums steuern sie das Konzertschiff direkt in Hitgefilde. Das maschinengewehrig anmutende I Wish I Was Someone Better eröffnet den Abend und zieht Heartsink direkt hinter sich her. Das ist mal eine stürmische Begrüßung. Wie die komische Tante, die man lange nicht gesehen hat, das vermutlich aus gutem Grund, springt die Band Leipzig in die Arme. Doch Leipzig bleibt unterkühlt. Wirklich auf Touren will das Publikum erst mal nicht kommen. Gut, ist ja auch noch früh.

Die Blood Red Shoes haben mittlerweile vier Alben am Start. Vier Alben die von wild um sich schnappenden und Haken schlagenden Indie-Rock Hymnen bis zu breitwandigen, düsteren Grungebrettern alles in sich tragen was der Plattenschrank zwischen Arctic Monkeys und Nirvana so hergibt. Klar, das aktuelle, selbstbetietelte Album kommt heute Abend am meisten zum Zuge, doch die Klassiker verteilen sich fair über das Set.
Zwischenzeitlich droht das Konzert zu kippen. Erst fällt Laura-Marys Gitarre komplett aus, was mit einer Mischung aus Ignoranz und Coolness überspielt wird und dann reißt einen Song später noch ihr Gitarrengurt. Der sonst so kühl und emotionslos wirkenden Gitarristin entgleisen hier durchaus die Gesichtszüge. Drummer Steven versucht die Situation mit Humor zu überspielen. Normalerweise sei er doch immer derjenige, der das Equipment zerstört. Kurze Zeit wirkt es so, als wenn die Laura-Mary Carter die Lustlosigkeit überkommt. Könnte man ihr grade auch nicht verübeln. Doch dann bricht es aus ihr Raus. In den folgenden Songs schreit und kreischt sie wild um sich, verprügelt ihre Gitarrensaiten mit ihrem Plektrum und wirft angst einflößende Blicke ins Publikum. Wütend knallen die Blood Red Shoes nochmal um einiges mehr als normal schon. Und jetzt reißt es auch das Publikum mit.

Der Rest ist Kür. 75 Minuten lang feuert das Duo ein Feuerwerk vom allerfeinsten ab. Der unglaubliche Sound den die beiden erzeugen geht durch Mark und Bein. Es scheppert und krächzt an allen Ecken und Enden und grade das liebt man an dieser Band so sehr. Und wenn sie das Publikum mit dem letzten Song Je Me Perds nochmal musikalisch verprügeln, dann gehen auch alle zufrieden nach Hause. Mit blauen Flecken auf dem Trommelfell. Oder so.

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