Bands, Konzerte

So war’s: Casper in Dortmund

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Kurz bevor sich die Schleusen der Westfalenhalle öffnen, reißen die Himmelsschleusen auf und sorgen dafür, dass auch wirklich niemand in der ellenlangen Warteschlange vor dem Einlass trockenen Fußes in die Halle gelangt.

Auch im weiteren Verlauf bleibt es feuchtfröhlich. Wie ein stürmischer Wellengang sieht es aus, wenn sich der gesamte Innenraum im Takt die Köpfe, natürlich immer mit freundlicher Absicht, zu Krachern wie Casper Bumayé oder Mittelfinger Hoch einschlägt. Doch Captain Casper hat alles im Griff. Routiniert steuert er seine MS Hinterland durch die stürmischen Wellen und seine Crew hilft ihm dabei. Mit solch einer Band im Rücken stellt es gar kein Problem dar, dieses Konzert nach Hause zu fahren.

Hätte vor drei Jahren irgendwer gesagt, dass der gute Casper am heutigen Abend die Westfalenhalle in Dortmund mit 15.000 Menschen restlos ausverkauft, viele hätten die Person wohl nicht für voll genommen. Doch was sich nach dem Vorgängeralbum XOXO schon abzeichnete, vollendete sich im letzten Herbst mit dem aktuellen Album Hinterland. Casper ist jetzt ein Popstar. Keine Ahnung, ob er das jemals sein wollte, unwohl fühlt er sich jedoch scheinbar nicht, wenn ihn tausende Mädchen in der Halle bei jeder kleinsten Bewegung ankreischen.

Doch wenn Popstar, dann einer von der sympathischen Sorte. Bei Vorband Portugal. The Man, welche im übrigen ein erstklassiges Supportset auf die Bühne brachten, stürmen Casper und seine Crew die Bühne zum Tourstreich, denn heute ist die Band aus Alaska zum letzten Mal auf dieser Tour dabei. Die Retourkutsche folgt natürlich im Verlaufe von Caspers Show. Ein sympathischer Haufen, der sich gar nicht daran stört, dass bei ihren Witzchen mal eben ein paar Tausend Menschen zuschauen.

Doch zur perfekten Unterhaltung gehört auch immer ein wenig Drama. Gänsehaut breitet sich spürbar in der gesamten Halle aus, während Balladen wie Ariel oder Michael X, zu dem die gesamte Halle von Handyleuchten bestrahlt wird, ausgepackt werden. Die massiven LED Wände im Bühnehintergrund haben aufgehört zu flackern. Jetzt sind es nur noch Casper, seine Band und 15.000 Dortmunder. Und genau diese Momente sorgen dafür, dass sich dieses Konzert abhebt.

Casper hat deutschen Hip Hop stadion- und radiotauglich gemacht. Und das, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Denn neben die indieangehauchten Stücke, welche Casper so groß machten, stellt er immer wieder einige reinrassige Rapbretter, welche zeigen, dass Casper rein technisch immernoch einer der besten Rapper des Landes ist. Man könnte fast von verschwendetem Talent reden, wenn er lieber singt anstatt zu rappen. Jedoch würden uns so einige fantastische Songs vorenthalten bleiben.

Und während Casper in der allerletzten Zugabe, die in diesem Fall tatsächlich spontan und ungeplant ist, das Publikum will ihn nämlich einfach nicht gehen lassen, seiner Lieblingsband Oasis huldigt, wird vielen in der Halle eines klar: Casper ist mehr als dieser Teeniestar der kleine Mädchen zum kreischen bringt. Casper ist ein fantastischer Musiker mit einem Gespür für Hits und einem Talent für die ganz, ganz große Show. Hut ab, denn in solch großen Arenen haben schon so manch andere Legenden versagt.

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