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So war’s: Frank Turner & The Sleeping Souls in Oberhausen

21. Februar 2014

Eins, zwei, eins, zwei…“ – „EINS, ZWEI, DREI, VIER!“ Der altbekannte Einzähler zu Beginn von Photosynthesis eröffnet einen Abend der zeigt, dass auch ein Frank Turner mal schwächeln kann.

Frank Turner in Oberhausen – Fotos: Steffen Neumeister

Es sind wohl die vielen kleinen Faktoren die heute nicht ganz so zufriedenstellen, wie es ein Frank Turner Konzert sonst vermag. Aber eins vorweg: Das hier ist wirklich Meckern auf allerhöchstem Niveau. Dieser Mann kann keine schlechten Konzerte spielen. Und selbst nach einem durchwachsenem Abend wie diesem, geht ein Großteil der Besucher immernoch mit einem breiten Grinsen nach Hause.

Es ist der erste Deutschlandtermin dieser Europatour. Letzte woche füllte Frank Turner mit seinen Sleeping Souls noch die ganz großen Arenen in seinem Heimatland Großbritannien, nun geht es wieder zurück in die kleineren Räumlichkeiten. Wobei man die Turbinenhalle in Oberhausen beinahe auch schon nicht mehr dazu zählen kann. Auch hierzulande werden die Hallen immer größer. Es ist die letzte Tourrunde zum aktuellen Album Tape Deck Heart, bevor es ins Studio geht und an neuem Material gearbeitet wird.

Als Support dürfen heute Ducking Punches und Andrew Jackson Jihad eröffnen, wobei grade zweitere mit ihren völlig absurden und unglaublich witzigen Texten auf voller Linie überzeugen können.

Wirklich Bewegung ins Publikum kommt dann aber erst beim Hauptact des Abends. Wie zuvor schon erwähnt eröffnen Frank Turner & The Sleeping Souls das Set mit Photosynthesis. Lange Vorwärmzeit braucht Oberhausen heute nicht wirklich, jedoch scheint jegliches Pulver schon sehr früh verschossen zu sein. Turner hat mit einer Erkältung zu kämpfen und schafft es dadurch nicht, der so mitreißende Entertainer zu sein, der er sonst ist. Die Anekdoten zwischen den Liedern fallen eher kurz aus und man merkt, dass sich die Band von Song zu Song hangelt.

Trotzdem: Frank Turner gibt sich Mühe. Er versucht, das beste aus dieser Situation zu machen. Grade deshalb kann man ihm und seiner Band heute keinen Vorwurf machen.

Und zur Zugabe gibt es dann doch noch ein kleines Bonbon für das Oberhausener Publikum: Sängerin Emily Barker ist heute Abend zu Gast um mit Frank Turner das Duett Fields Of June zu performen. Ein Stück, erschienen auf ihrem letzten Album und bisher sehr selten auf einem Frank Turner Konzert zu hören gewesen. Daher ist es ein wenig schade, dass die beiden versuchen, das Duett auf Deutsch zu übersetzen und so das ganze sehr in die Klamauk-Ecke driftet. Für eine solch besondere Nummer wünscht man sich doch lieber die vom Album bekannte Version, bei der der Text vermutlich auch besser sitzen würde.
Und trotzdem: Für die letzten Songs drücken die Musiker noch einmal aufs Gaspedal. I Still Believe holt nochmal alles aus den Stimmbändern der Oberhausener heraus und zu Four Simple Words wird getanzt bis die Knochen knacken.

Was bleibt ist ein schöner Abend. Ja, trotz der eher widrigen Umstände kann nicht von einem schlechten Konzert gesprochen werden. Es ist Frank Turner und seiner Band im höchsten Maße anzurechnen, wie sehr sich bemüht wurde, eine gute Show auf die Bühne zu bringen. Und alleine das sollte am Ende des Tages doch fröhlich stimmen. Die Tatsache, dass es noch Musiker gibt, die jeden Abend auf die Bühne gehen um das Publikum bestmöglich zu unterhalten und alles zu geben, was sie zu diesem Zeitpunkt zu geben haben.

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Thomas Peter

ein diplomierter Biologe mit starkem Hang zu Fotokamera und der besonderen Festivalatmosphäre.