So war’s: Ruhrpott Rodeo 2014

Es ist das jährliche Familientreffen der Punkrockszene. Das Ruhrpott Rodeo in Hünxe bei Bottrop geht in diesem Jahr erstmals über die volle Festivaldistanz von drei Tagen. Auch im Line-Up wurde ordentlich aufgefahren.

Chuck Ragan beim Ruhrpott Rodeo 2014 - Alle Bilder: Steffen Neumeister
Chuck Ragan beim Ruhrpott Rodeo 2014 – Alle Bilder: Steffen Neumeister

Es sind Namen wie Bad Religion, Chuck Ragan, Against Me! oder auch die frisch wiedervereinigte Terrorgruppe, die in diesem Jahr nicht nur Punks auf das Festivalgelände locken. Auch die Punkklassiker wie Dritte Wahl und die Emscherkurve 77 runden das Wochenende für 8500 Besucher ab.

Hängen bleibt von diesem Wochenende vor allem das Wetter. Tagelanger Regen, der zu einem verdammt matschigen Gelände führte, gefolgt von strahlender Sonne, die für angebrannte Punkerhaut sorgt. Auch wenn Nachts das Thermometer durchaus in den einstelligen Bereich sinkt, wer, wenn nicht Punks wissen was man dagegen tun kann.
Aber natürlich bleiben auch einige fantastische Konzerte. Nicht zuletzt die wohl am meisten erwartete Band, die Terrorgruppe, bietet einen Abriss vom allerfeinsten. Zwei warm-up Shows im legendären Berliner SO36 reichten scheinbar aus, um die Band nach neun Jahren Pause auf weit über Betriebstemperatur zu bringen. Es sind die unfassbar vielen Hits, die jeder einzelne Mensch auf dem Gelände mitsingen kann. Es sind die Ansagen, in denen sich Sänger MC

Matsch beim Ruhrpott Rodeo 2014, Bild: Sven Neumeister
Matsch beim Ruhrpott Rodeo 2014, Bild: Sven Neumeister

Motherfucker gerne mal von tausenden Menschen beleidigen lässt. Und vor allem sind es die Erinnerungen, die viele Menschen hier heute Abend mit diesen Songs verbinden. Terrorgruppe stellen klar: Nach neun Jahren sind Skateboards immernoch wichtiger als Deutschland, zu viel Arbeit ist weiterhin tödlich und alte Naziopas noch genauso scheiße. Und das alles mit einer Frische und einem Spaß, als wenn diese Pause niemals existiert hätte.

Das ganze Wochenende herrscht eine herrlich entspannte Stimmung auf dem gesamten Gelände. Veranstalter Alex Schwers spricht von einem total entspannten und zufriedenem Chaos. Besser könnte man die Zustände hier nicht beschreiben. Natürlich gibt es hier und da einige Hakler in der Organisation, jedoch sind wir hier immernoch auf einem Punkfestival. Wenn da der Zapfer hinterm Bierstand selber mal halb tot über der Theke hängt, dann tut man das hier mit einem Lächeln ab.

Lächeln kann auch ein Chuck Ragan. Der spielt mit seiner Band am Freitag nämlich ein großartiges Konzert. Natürlich gab es im Vorfeld einige Bedenken ob der Punkfestivaltauglichkeit des folkigen Musikers, doch es dauert keine zwei Songs, bis Ragan auch den letzten Asselpunk auf die Beine bringt. Mitreißend, melodisch, sympathisch. Drei Adjektive, die dieses Konzert wohl sehr gut beschreiben. Und wie man mit Punks umzugehen hat, dass hat der Frontmann von Hot Water Music ja nunmal auch von der Pike auf gelernt.

Die falschen Pferde - a tribute to Montreal, Foto: Steffen Neumeister
Die falschen Pferde – a tribute to Montreal, Foto: Steffen Neumeister

Überraschungen gibt es auch an diesem Wochenende: Die falschen Pferde – a tribute to Montreal. So nennt sich die Band, die unangekündigt am Samstag auf der kleinen Bühne aufschlägt. Verdammt gute Coverband. Klingt wie das Original, sieht aus wie das Original, riecht vermutlich sogar wie der Original. Aber sind sie es wirklich? Wohl eines der großen Geheimnisse, welches die Menschheit mit in ihr Grab nimmt.

Was bleibt noch? Eine fulminante Abschlusshow der alten Männer von Cock Sparrer, die den Samstag headlinen, als wäre es das letzte Konzert was sie in ihrem Leben spielen (was in dem Alter ja jetzt auch nicht so unwahrscheinlich ist), Knochenfabrik, die in ihren paar Minuten Spielzeit mal eben die kleine Bühne abreißen oder auch ein Götz Widmann, der dafür sorgt, dass auch um 13 Uhr das Festivalgelände mit verkaterten Zombies, welche aber alle lauthals mitsingen, gefüllt ist.
Drei Tage Ruhrpott Rodeo. Von mir aus nächstes Jahr noch einen Tag länger!

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Steffen Neumeister