Konzerte

So war’s: The Smashing Pumpkins in Berlin

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

The Smashing Pumpkins sind zur Zeit auf weltweiter Clubtour um ihr neues Album Monuments to Elegy zu promoten. Eines von drei Europakonzerten führt die Band in Starbesetzung ins Berliner Kesselhaus. Weihnachtsmarkt und Eiseskälte vor dem Club. Doch drinnen eine Elektrizität die man greifen kann.

smashing pumpkins_berlin-3Billy Corgan klebt an seinem Mikrofon. Er presst die legendären Zeilen des Smashing-Pumpkins-Brett Zero durch seine Lungen. Eine Handbewegung in Richtung Publikum, welches schlagartig übernimmt. „Wanna go for a ride?“ brüllt das Berliner Kesselhaus dem in die Jahre gekommenen Rockstar entgegen.
Es sind Momente wie diese in denen klar wird, dass The Smashing Pumpkins keine große Show brauchen um 1000 Menschen zu dirigieren. Einzig die Songs für die Ewigkeit und die bestimmende, ja fast schon diktatorische Art von Mastermind Billy Corgan führen durch den Abend. Die große Show, das war einmal, auch wenn so ziemlich alle Musiker auf der Bühne wissen was sie bedeutet. Denn das in den letzten Jahren wild rotierende Personalkarussell der Band wirbelt heute ein besonders hochkarätiges Band Line-Up auf die Bühne. Da wäre zum einen Brad Wilk am Schlagzeug, der mit Rage Against The Machine auch gerne mal vor hunderttausenden spielt und zum anderen Mark Stoermer am Bass, der heute mal Urlaub von seiner Hauptband The Killers nimmt.

Doch eigentlich tut das garnichts zur sache. The Smashing Pumpkins, das ist ganz alleine Billy Corgan und das lässt er seine Mitmusiker auch spüren. Wie ein Dirigent vor seinem Orchester wirft er immer wieder Handzeichen und Blicke in Richtung Rhythmusfraktion. Und auch wenn es erst das zweite Konzert in dieser Besetzung ist, klingt das alles einfach nur fantastisch. Ein perfekter Sound, eine wunderbar harmonierende Band und dazu eine Setlist die alles bietet.

Ganze fünf Songs vom im Dezember erscheinenden neuen Album Monuments Of Elegy bekommt das Publikum geboten. Besonders herausstechend: Drum + Fife. Ein Song, welcher im Mainstreamradio wohl kaum auffallen würden, aber doch diese pumpkinstypischen Ecken und Kanten aufweist für die die Fans die Band seit Ende der Achtziger verehren. Experten würden von einem Hit sprechen.

Leider hat die Band ihre große Zeit der 90er hinter sich gelassen. Selbst wenn sie zwischendurch immer wieder zu solchen Höchstformen aufläuft, ernst genommen werden sie heute nicht mehr. Viele sehen in Billy Corgan den abgehalfterten Rockstar von damals, der immer wieder mehr mit seinen Allüren und Anfeindungen gegen Musikerkollegen Schlagzeilen macht, als mit seiner Musik. Aber brauchen wir nicht genau solche Typen im heutigen Musikbusiness? Endlich mal wieder jemand, der nicht versucht den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden? Corgan hat damit nie aufgehört, doch die Welt hat aufgehört ihn genau dafür zu schätzen.

Doch die Menschen, die heute Abend den Weg ins Kesselhaus gefunden haben wissen ganz genau wie sie es zu nehmen haben wenn in über 100 Minuten Konzert keine Ansage die länger als drei Worte ist von der Bühne kommt. Er ist eben nicht der nette Sympath zum Anfassen. Er ist jemand der ganz genau weiß was seine Musik bewirkte und immer noch bewirkt. Und während er da über die Bühne schlendert, mit seinen starrenden Augen das Publikum ganz genau mustert und nebenbei noch ein Gitarrensolo hervorzaubert, welches andere Gitarristen die Schweißperlen auf die Stirn treibt, dann ist eines klar: The Smashing Pumpkins brauchen keine Show, The Smashing Pumpkins brauchen Billy Corgan genau so wie er ist.

https://www.youtube.com/watch?v=joiuxYG1tro

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