Rauchbomben, Bullenwannen, feststeckende Linienbusse. Ist schon wieder 1. Mai in Kreuzberg? Nein, das SO36 hat Geburtstag und die Terrorgruppe feiert das mit einer Überraschungsshow mitten auf Kreuzbergs Straßen.
Es hat schon einen anarchischen Hauch hier heute Abend in der Oranienstraße in Berlin Kreuzberg. Unzählige Punks und Sympathisanten der Terrorgruppe blockieren hier die sonst so geschäftige Straße. Pünktlich um 19 Uhr rollt Terrorgruppegitarrist Johnny Bottrop einen Einkaufswagen gefüllt mit eiskaltem Dosenbier auf den Bürgersteig. Auch wenn es nicht grade die Punkrockmarke schlechthin ist, Freibier ist bestes Bier. Die Menschen stürzen sich auf den Wagen und schon geht’s los.
Leider Nur Ein Traum ist der erste Song des Abends. Wie ein völlig wirrer Traum wirkt das ganze hier auch grade ein wenig. Die Band hat sich auf den Stufen des Eingangs des SO36 positioniert. Viel Platz ist nicht, doch irgendwie funktioniert das schon. Die stetige Rückkopplung aus den Boxen wird als Punkrock abgetan und der Pfandsammler der hier grade zufällig vorbeischlendert, freut sich über Freibier und eine große Menge Dosenpfand im Anschluss.
Gegen Mittag kündigte die Band auf Facebook an, dass man sich doch gegen 19Uhr an diesem Platz einfinden sollte. Dass das so viele getan haben überrascht sie sichtlich selber. Erste neugierige Köpfe schauen aus den Fenstern in der Nachbarschaft. Manche zücken Kameras, manche schütteln empört den Kopf und manche haben sichtlich Spaß an dem, was da grade vor dem legendären Punkclub passiert. Die ersten Linienbusse wollen passieren, wildes hupen lässt die Meute auch nicht verschwinden. Und sowieso: Die Terrorgruppe ist lauter.
Während hinter einem Bus eine schwarze Rauchbombe gezündet wird, wird die Straße plötzlich von zwei Bullenwannen eingekesselt. Die durchaus verdutzten Ordnungshüter überlegen kurz, belassen es aber dabei einfach die Straße abzusperren, in die sich bereits mehrere Busse verirrt haben und nun feststecken. Eine Auflösung der Veranstaltung wäre bei der Menge an Fans die hier heute aufgetaucht ist wohl auch böse geendet.
Die Terrorgruppe hat tierischen Spaß bei dem was sie hier grade fabrizieren. Man kann über die Band und vor allem über ihre Reunion sagen was man will, aber mehr Punkrock als das hier gerade geht nicht.
Passend dazu gibt’s auch einen komplett neuen Song. Na Endlich ist, soweit ich das durch die nicht grade hochqualitative PA verstehen konnte, eine schöne anti-Deutschland Politnummer. So wie wir das aus den großen Tagen der Band gewohnt sind.
Wer sich in Kreuzberg auskennt, der weiß, dass gegenüber vom SO36 das Franken liegt. Wer sich mit der Terrorgruppe auskennt, der weiß, dass genau in dieser Kneipe das Video zu Tresenlied gedreht wurde. Klar, dass dieser Song mit Blick aufs Franken nicht fehlen darf.
Nach 30 Minuten ist dann leider schon mit Wir müssen raus schluss. Aber wer will sich hier bitte beschweren? Alle Anwesenden haben hier grade Kreuzberger Punkgeschichte erlebt.
Herzlichen Glückwunsch SO36! Auf die nächsten 36 Jahre und darauf, dass ihr noch viel mehr solcher coolen Aktionen raushaut wie diese.
Setlist:
1. Leider Nur Ein Traum
2. Nazis Im Haus
3. Keine Airbags (Für Die CSU)
4. Na Endlich
5. Ernst August
6. Tresenlied
7. Wir Müssen Raus