Warum Frei.Wild Fans Jupiter Jones doof finden

“Es ist falsch, Frei.Wild in die Nazischublade zu stecken, aber genauso falsch ist es, wenn die Band Feindbilder schürt. Stattdessen würde ihnen ein ganzes Lied gegen Neonazis wirklich gut stehen” – so schließt ein Beitrag von “Aspekte”, der am gestrigen Freitag ausgestrahlt wurde. Über sieben Minuten geht es um die Südtiroler Band Frei.Wild, die wohl so polarisiert, wie keine andere Band dieser Größenordnung in Deutschland.

Aspekte Beitrag am Freitag über Frei.Wild: Differenziert aber shitstormauslösend.
Wer Frei.Wild nicht mag, ist automatisch Feind. Das haben anscheinend Band und Fans gleichermaßen verinnerlicht und so wird jeder Kritiker auf das Äusserste angegangen. Aktuellstes Beispiel: Die Rockband Jupiter Jones. Sie äusserten sich im angesprochen “Aspekte”-Beitrag kritisch gegenüber der Band: Frei.Wild seien vor allem gefährlich, weil sie und ihre Musik von rechtsgerichteten Gruppen instrumentalisiert werden.

Die Reaktionen auf Facebook reichen von “einfach erbärmlich” bis “ihr Maden müsst erstmal dahin riechen,wo die Superband Frei.Wild schon hingeschissen hat”. Jupiter Jones Kritik an Frei.Wild sei ein Produkt des Neids. Beiträge, die Jupiter Jones unterstützen, gehen im Sturm der Pöbeleien fast unter.

Eine Band ist nicht zwangsläufig für ihre Fans verantwortlich. Und Frei.Wild müssen keine Nazis sein, nein. Aber sie bieten einen hervorragenden Nährboden um eben diese heranzuzüchten.
Heimat, Nationalismus, Ehre, Stolz – eine Schnittmenge mit rechtem Gedankengut ist nicht zu leugnen.

Ein NPD-Funktionär gibt im “Aspekte”-Beitrag an, seine Partei könne von Frei.Wilds Beliebtheit profitieren: “Sie liegen vielleicht nicht 100% auf unserer Linie, aber 80% und sie geben 30% davon zu”. Ganz unabhängig davon, wie man die Texte der Band einschätzt – was daraus von Manchen gemacht wird, ist gefährlich.

Die Entrüstung der Frei.Wild Fans über Jupiter Jones ist weit größer ist als die über die Aussagen des NPD-Funktionärs. Das verwundert, rückt letzterer doch die Band genau in jene Ecke, in der sie – laut eigene Angabe – nicht stehen möchte.

Frei.Wild und die Medien

Der Rechtsvorwurf sei inszensiert von “den Medien”, sagen Frei.Wild Fans. Tatsächlich äußern sich viele Artikel kritisch: Über “dumpfen Patriotenrock” schreibt “Zeit Online”. “Die Band Frei.Wild bringt ihre nationalistische und chauvinistische Rockmusik massenwirksam in Charts und großen Hallen unter”, bemerkt die “taz” zum Berlin Konzert vor einigen Tagen.

Unter den Beiträgen versammeln sich Frei.Wild Fans in Scharen. Der “Aspekte” Beitrag unterliegt ebenfalls heftiger Kritik. Dabei ist er durchaus differenziert. Philipp Burgers Nazivergangenheit wird angesprochen, nicht aber als Beleg für Frei.Wilds – vielfach vorgeworfenen – rechten Standpunkt verstanden. Und die Band darf sich selbst zu den Vorwürfen äußern.

Trotzdem mündet die Diskussion zur Sendung in einer Pöbelei. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass im wabernden Diskurs die Begriffe – bei beiden Seiten – verschwimmen: Aus Nationalismus wird Nationalsozialismus; Patriotismus wird mit Rassismus gleichgesetzt.

Dabei würde eine sachlichere Diskussion vonseiten der Fans gerade der Band weiterhelfen: das Zerrbild des typischen Frei.Wild-Fans würde entkräftigt.

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Thomas Peter

ein diplomierter Biologe mit starkem Hang zu Fotokamera und der besonderen Festivalatmosphäre.