Hotspot, Konzerte

So war’s: WIZO in Hamburg

WIZO in Hamburg, Foto: Danilo Rößger
Danilo Rößger

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Der Herbst hat Einzug gehalten und es ist verdammt kalt an diesem Samstag in Hamburg. Trotzdem bin ich nicht der Einzige, der sich bereits am zeitigen Abend auf sein Rad schwingt, um die Reeperbahn aufzusuchen. Mit mir pilgern circa 1500 weitere Menschen in die ausverkaufte Große Freiheit 36, um ihre Jugendhelden (noch) einmal live zu erleben: WIZO gastieren nach fast zehn Jahren mal wieder in der Hansestadt! Weil später des Abends noch Disco in der Großen Freiheit ist, öffnen sich die Türen bereits 18 Uhr. Der zeitige Einlass schockt nur die Wenigsten: Als die Mannen um Chefpunker Axel Kurth ihr Set beginnen, ist der Laden rappelvoll.

Mit der Zeit im Nacken heißt es dann Vollgas geben von der ersten Minute an. Wer WIZO kennt, weiß, dass da nicht lange gefackelt wird: Schon während des Openers Raum der Zeit brennt die Luft und das Publikum singt aus vollen Kehlen mit. Über die folgenden zwei Stunden wird diese Stimmung konstant aufrecht gehalten. Klar, dass besonders bei den alteingesessenen Hits wie Kein Gerede, Kopfschuss oder Quadrat im Kreis die Stimmung am besten ist – aber auch die Songs vom neuen Album Punk gibt’s nicht umsonst! (Teil III), kommen wahnsinnig gut an. Die Live-Darbietungen, etwa von Meine Wut oder Scheissefresser lassen nicht vermuten, dass die Band so lange spurlos von der Bildfläche verschwunden war.

Der “neue” Bassist Ralf Dietel fügt sich enorm gut in das Bandgefüge ein und stiehlt Frontsau Axel in Punkto Bewegungs- und Rumhüpffreude glatt die Show. Dafür ist und bleibt letzterer das Sprachrohr der Band. Seine Ansagen sind zwar zuweilen sehr ausschweifend, aber manche Dinge kann man nun mal nicht oft genug betonen – besonders wenn man WIZO heißt und es um Politik geht. Es hat zwar den Anschein, dass viele Moves und Sprüche im Voraus einstudiert waren; die unglaubliche Spiel- Tanz- und Redefreude der Band überdeckt diese Annahme großzügig, sodass es eine Freude ist, den Herrschaften zuzusehen . Punk-Entertainment at it’s best.

Das Publikum ist übrigens weitaus weniger Klientel der Marke-Asi-Punk, als man sich vorstellen könnte. Vielmehr besteht es aus nostalgischen Mitt-/Endzwanzigern, für die WIZO wohl eine wichtige Rolle in der Jugend gespielt haben dürften. Und für die meisten Anwesenden sind sie immer noch Helden, das kann man der Begeisterung mehr als deutlich entnehmen. Die Verehrung ging an diesem Abend so weit, dass sie gegen Ende ihres Sets einen Blumentopf aus dem Publikum in die Hand gedrückt bekommen haben. Na, wenn das mal nichts ist! Angesichts der flächendeckenden Euphorie, den die Punker aus Sindelfingen ausgelöst haben, bleibt nur noch zu hoffen, dass sie uns noch ein paar weitere Jährchen erhalten bleiben. Ich bin an diesem Abend sicher nicht der Einzige, der die Daumen drückt, dass dieses Konzert noch nicht das letzte gewesen ist, bevor WIZO eine weitere, nicht länger definierte Pause einlegen. Ich habe da zwar meine Befürchtungen – aber ich bleib‘ tapfer.

 

 

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