Festivals, Hotspot

ZDFkultur: Die Rückkehr der Musik ins deutsche Fernsehen

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Ein Samstag Abend, man sitzt alleine zuhause mit einer Erkältung in die Decke eingewickelt. An sich scheint der Abend gelaufen. Jedoch gibt es einen kleinen Lichtblick im Sumpf der Langeweile. ZDFkultur kümmert sich um die daheimgebliebenen Festivalfreunde, heute live vom Glastonbury.  Fünf Stunden Programm werden mit feinster Live-Musik gefüllt und man fragt sich, warum es sowas nicht schon vorher gab.

Gut, in den letzten Jahren gab es immer wieder Liveübertragungen von den großen deutschen Festivals wie Rock am Ring oder dem Hurricane Festival, wobei letzteres immer kürzer kam. Doch dann kam mit ZDFkultur endlich die große Festival-TV-Revolution. Nachdem viele das Musikfernsehen bereits als ein ausgestorbenes Genre der TV-Unterhaltung verschrien hatten, zeigte ZDFkultur, dass es doch anders geht. Es muss doch nicht immer der Autoscooter-Techno-Pop sein, der über die Röhren flimmert. Live-Musik mit Niveau ist das Gebot, das Einschaltquoten bringt. Viel zu oft fühlten sich alternative Musikfans vernachlässigt was das Angebot für sie im deutschen Fernsehen anging. Zumindest die diesjährige Rock am Ring Berichterstattung vom Ring gefiel, SWR3 lockte mit einem Livestream und brachte übers Wochenende 1,4 Millionen Zuschauer zum Einschalten.

Und das ZDF? Braucht ohnehin eine Verjüngungskur. 61 Jahre ist der derzeitige Altersschnitt der ZDF-Zuschauer. Diesen will man senken. Thomas Bellut, designierter ZDF-Intendant, in dieser Woche im “Spiegel”-Interview: Man müsse “andere Wege finden, junge Zuschauer anzusprechen. Das wird die gewaltigste Aufgabe der nächsten Jahre sein. Mein Ziel ist es, dass das ZDF keine jungen Zuschauer mehr verliert. Und bei unseren anderen Angeboten will ich einen Zuwachs an jüngeren Zuschauern um zehn Prozent.” Da bietet sich die Festivalberichterstattung an. Festivals als -das- Vorzeigeobjekt heutiger Jugendkultur.

Der Aufbau der Festival-Berichterstattung gestaltet sich sehr angenehm. Wenig Gerede, viel Musik. Und wenn doch mal geredet wird, dann merkt man zumindest, dass die Moderatoren Ahnung von der Materie haben. Genau das war bei MTV und Co meist nicht gerade der Fall. Ein weiteres Negativ-Beispiel: Die Sat1 Nachberichterstattung  zum Southside Festival (siehe hier). Ein reißerischer Beitrag bei der die Musik komplett im Hintergrund stand und nur über Saufgelage auf dem Campingplatz berichtet wurde: Sodomside 2011 – Der Ort von Alkohol, Schlammbaden und totalem Kontrollverlust.

Während mir grade Paolo Nutini entgegenschallt und ich mich schon auf Coldplay freue kann man eines jetzt schon sagen: Ein wohltuender Schritt des ZDF sich nicht nur an die altbekannten Festivals zu klammern, sondern viele, abwechslungsreiche Alternativen zu bieten. Das kann definitiv als Erfolg verbucht werden.

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