Was kommt raus, wenn man 3 Bands und ca. 300 Besucher in eine Schützenhalle in der Soester Börde packt? Ein netter Abend, mehr aber auch nicht. Festivalist Steffen berichtet.
Die Veranstalter des Big Day Out in Anröchte luden zum zweiten Winterspecial ins Anröchter Bürgerhaus ein und versprachen mit Benzin, Montreal und Sondaschule einen tollen Konzertabend. Trotz der ziemlich widrigen Witterungsverhältnissen war die Halle doch sehr angenehm gefüllt. Keine Zerquetschungsgefahr, aber auch keine gähnende Leere.
Als erstes betraten die sympathischen Punkrocker von Benzin die doch leicht überdimensionierte Bühne. Die Ulmer brachten mit ihren melodischen und flotten Songs schnell Bewegung in die Menge. Die starke Bühnenpräsenz überzeugte sehr, die Musiker wirbelten förmlich auf der Bühne herum. Dem Beobachter der Zuschauer offenbarte sich ein skurril-amüsantes Schauspiel. Pogende Massen versuchten vergeblich auf dem rutschigen Betonboden Halt zu finden und hampelten mehr tolpatschig als selbstsicher auf dem Areal herum. Immer wieder endete dieses Unterfangen für Einzelne auf dem Hallenboden. Nach ca. 40 Minuten Spielzeit war die wilde Sause auch schon vorbei, ein Auftritt der mich doch sehr überzeugte.
In der darauffolgenden Umbaupause drängten sich überdurchschnittlich viele weibliche Konzertbesucher in die ersten Reihen. Der Grund: Montreal aus Hamburg. Ohne großes Intro enterten sie die Bühne und legten einfach los. Anfangs noch vielversprechend wurde der Auftritt doch eher ernüchternd was nicht unbedingt an der Band selbst lag. Einige Konzertbesucher hielten es wohl immer wieder für nötig auf die Bühne zu klettern und sie nicht mehr zu verlassen. Selbst auf die leicht genervten Anspielungen der Band reagierten weder sie, noch die sichtlich überforderte Security. So gab es immer wieder ein rauf und runter, was die Band selbstverständlich zunehmend nervte. Die Jungs kamen dadurch auch nicht wirklich in Rede-Höchstform, was Montreal Konzerte ja eigentlich erst zu dem machen, was sie sind, nämlich verdammt witzig. Allerdings gab es ein schönes Schmankerl für die eingefleischten Fans: Der eher selten live gespielte Klassiker Gay Dentist schaffte es spontan in die Setlist. 60 Minuten Spielzeit reichten dann auch wirklich um abschließend nüchtern festzustellen, dass dies nicht ihr bestes Konzert war.
Als Headliner des Abends spielte die Sondaschule auf. Da sie sich momentan ja eher rar in der Konzertlandschaft machen, freute ich mich sehr auf die Ska-Punk Kapelle aus dem Ruhrpott. Sie legten auch stark los, in der ersten halben Stunde bekam man nur Klassiker der ersten Alben zu hören. Die enorme Bühnenpräsenz von Frontmann Costa brachte die Fans vor der Bühne schnell auf Hochtouren und auch auf die Bühne kletternde Zuschauer wurden recht flott wieder von der Bühne verwiesen. Als dann aber die ersten neuen Stücke auf die Menge losgelassen wurden, ebbte die Stimmung doch ziemlich schnell ab. Ich und auch viele andere konnten sich noch nicht so wirklich mit dem aktuellen Album anfreunden. Zwischendurch gab es zwar immer wieder ein paar ältere Hits, unter anderem auch den 5 Jahre lang nicht live gespielten Song Toro, über den ich mich persönlich sehr freute, aber so wirklich konnte der Funken nicht mehr überspringen. Nach 90 Minuten blieb dann auch nur noch der Eindruck, dass Sondaschule ihre beste Zeit bereits hinter sich hat. Ich bin wirklich keiner der sagt, dass früher alles besser war, bei Sondaschule ist es bittere Gewissheit.
Am Ende bleibt aber ein netter Abend mit 3 guten Bands die in kleineren Clubs allerdings wesentlich besser aufgehoben sind, als in Schützenhallen auf dem Land.