So war’s: Element of Crime in Berlin

Element of Crime sind zu Gast in Berlin. An drei aufeinanderfolgenden Abenden präsentiert die Band ihr neues Album Lieblingsfarben und Tiere, sowie einen Querschnitt aus 30 Jahren Bandgeschichte.

Element Of Crime - Alle Fotos: Steffen Neumeister
Element Of Crime – Alle Fotos: Steffen Neumeister

Die Arme nach hinten gerissen, in der linken Hand eine Trompete, die Brust weit nach vorne gestreckt. Diese Pose ist eines der Markenzeichen von Sven Regener. Immer wieder nimmt er sie ein und schmettert mit seiner kratzigen Stimme die Worte, für die am heutigen Abend 4000 Menschen das Tempodrom ausverkaufen, in das Mikrofon.

Element of Crime spielen dieser Tage an drei aufeinanderfolgenden Abenden in dieser eher mittelgroßen Location. Und das ist auch gut. Natürlich hätte man auch einmal in der O2 World spielen können, aber diesen Schritt ging die Band bewusst nicht. Ein Konzert von Element of Crime lebt von der intimen Atmosphäre, die sich in seelenlosen Mehrzweckhallen eher selten einstellt. Das Tempodrom, mit seinem zirkuszeltartigen Kuppelbau und der Ranganordnung die an ein historisches Amphitheater erinnert, bietet also heute eine perfekte Kulisse für ein fantastisches Konzert.

Sänger Sven Regener gibt den Frontmann und Moderator des Abends, während sich seine Musikerkollegen dezent im Hintergrund halten. Regener ist ein Mann des unaufgeregten Entertainments. Mal wie der nette Onkel, mal wie der sympathische Kneipenstammgast präsentiert er mit seiner norddeutschen Schnauze meist witzige, oft informative aber immer Bogen spannende Geschichten zu den gespielten Liedern. Und von diesen gibt es viele.
Das neue Album Lieblingsfarben und Tiere findet am meisten Beachtung in der Setlist, doch bei der doch sehr ordentlichen Spielzeit kommen auch die Klassiker natürlich nicht zu kurz. Straßenbahn des Todes widmet Sven Regener dem öffentlichen Personennahverkehr in Berlin, der an diesem Tag durch Sperrungen und Polizeieinsätze im absoluten Chaos versinkt, wordurch auch er selbst, bekennender Öffi-Nutzer, einige Umwege in Kauf nehmen musste um zur Konzerthalle zu gelangen.

Teils offene Münder erblickt man im weiten Rund des Tempodroms während Love & Happieness, einem englischsprachigen Song aus den Anfangstagen der Band, der mit seiner Punkrockattitüde im völligen Kontrast zu den anderen Songs des Abends steht. Aber eben auch das sind Element of Crime. Für die Vergangenheit schämt man sich nicht. Genauso wenig wie für Hits, welche all zu eitle Künstler gerne mal unter den Tisch fallen lassen. Natürlich hören wir heute Abend Delmenhorst und natürlich spielt die Band Immer da wo du bist bin ich nie. Denn sie wissen, was ihr Publikum erwartet und genau das wird bedient. Aber eben auch noch so viel mehr.
Absoluter Gänsehautmoment: Immer nur geliebt. Ein Song, der niemals für eine Element of Crime Platte, sondern für eine Peter Pan Theaterinszenierung geschrieben wurde. Bisher traute sich die Band nicht, diesen Song live zu spielen, zu sehr sei er in einem Konzert aus dem Kontext des Theaterstücks gerissen, doch nun, 15 Jahre später, reißt Regener die Rahmenhandlung in seiner lockeren, norddeutschen Art mal eben runter und haut mit seiner Band diesen Song hinterher. Ein fantastisches Stück Musik, welches viel zu lange der breiten Öffentlichkeit vorenthalten wurde. Wahrlich eine Perle im sowieso schon ruhmreichen Gesamtwerk der Band.

Ein Abend voller toller Geschichten und fantastischer Lieder, präsentiert von einem extrem gut gelauntem Frontmann in einer atemberaubend schönen Location. Element of Crime zeigen heute allen wie Konzerte gehen. Sollte man gesehen haben. Dieses Konzert und auch der zweite Tag am Folgeabend sind zwar ausverkauft, doch für das Konzert am Freitag, dem 20. März sind noch einige Restkarten zu ergattern. Und das sollte sich wirklich niemand entgehen lassen.

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Steffen Neumeister