Festivals sind Arbeit, machen aber auch sehr viel Spaß. Zu dem Ergebnis kommt man schnell, wenn man mit denen redet, die sie veranstalten. So geschehen vergangenes Wochenende auf der Kick-Off-Veranstaltung des Festival Kombinats, eines neu gegründeten Vereins, der die Zusammenarbeit deutschsprachiger Festivals ausbauen möchte.
Der Verein lädt dorthin, wo die Initiatoren ihr Büro haben: Ein altes Fabrikgelände unweit von Alexanderplatz und Spree. Früher wurden hier Geldmünzen geprägt, heute entstehen neue Ideen im klischeeberliner urban look. Der erste Bierkasten steht bereit und verschlafene Gespräche im Innenhof verschaffen einen Überblick über die Teilnehmenden: Gekommen sind Macher langjähriger Traditionsfestivals wie Immergut oder Trebur Open Air, genauso wie Vertreter des Summertime Festivals in Wolfenbüttel, das als Jugendprojekt initiiert wurde. Mittendrin: Jonas Seetge und Markus Blanke, die sich über das Rocken am Brocken Festival zusammengefunden haben, und hauptverantwortlich sind für das, was in den kommenden Jahren als Festival Kombinat zusammenwachsen soll.
Bereits vor einigen Monaten hatte ich im Interview die Gelegenheit, mit den beiden zu sprechen: über die Schwierigkeiten der kleineren, unabhängigen Festivals und ihre Vision, wie die stärkere Vernetzung einen Ausweg bieten kann. Auch heute stellen sie das Projekt vor und zeigen auf, was passieren könnte, wenn die Festivals stärker zusammenarbeiten. Vor allem aber stellen sie zur Diskussion, in welche Richtung es gehen soll. Es sind die typischen Fragen, mit denen sich Projekte dieser Art konfrontieren müssen: bleibt es beim Ehrenamt? Wie viel Zusammenarbeit ist möglich, realistisch und lohnenswert? Reden wir mit den ganz großen Veranstaltern? Eben jene haben ihr Interesse am Mitreden sehr deutlich gemacht, erzählt Jonas Seetge, und man merkt, dass das, was hier gerade passiert, innerhalb des Festivalmarkts sehr spannend werden kann.
Neben den ganz großen Fragen, die als Elefanten im Raum stehen bleiben, wird ganz pragmatisch über Kooperationsmöglichkeiten nachgedacht: Lohnt es, gemeinsam erworbene Bauzäune von Festival zu Festival zu karren, wo doch der Transport ohnehin den größten Kostenpunkt beim Ausleihen ausmacht? Könnte die Zahl von Gästen aller Festivals im Kombinat, die in die hunderttausenden geht, mögliche Sponsoren aufhorchen lassen? Und wie viel sollte eigentlich so ein Festivalbändchen pro Stück kosten? Die Erfahrenen helfen den neu Gestarteten, die wiederum einen ansteckenden Enthusiasmus in den Raum tragen. Und das bleibt hängen: Zumindest als loses Netzwerk des Austausch funktioniert das Kombinat schon jetzt sehr gut, weil alle in ähnlicher Weise zu verstehen scheinen, worum es geht. Und das ist einiges wert – ganz jenseits von Münzgeld.