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Gurten 2011: Der Samstag

Thomas Peter

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Alle Fotos: Thomas Peter

Der Samstag setzte nahtlos da an, wo die Vortage aufgehört hatten: Sommerliches Wetter paarte sich mit guter Musik. Nur der Abend lieferte einen zarten Vorgeschmack auf das, was uns morgen erwarten soll. Dunkle Wolken zogen auf und brachten böigen Wind mit sich.
Gerne bucht das Gurtenfestival auch mal Künstler, die man an anderen Festivals nicht sieht. Nebenbei: Einer der Aspekte, die dieses Festival ziemlich einzigartig macht. Darunter fallen etwa Jamie Callum, Christophe Mae und Robert Randolph. Alle 3 eine echte Bereicherung, die man nicht hätte missen wollen.

Die Nacht war heute vergleichsweise lang. Nachdem ich mich gestern spontan entschieden hatte nach The Streets den Tag zu beenden, schlief ich wohl schon tief und fest als meine Nachbarn auf den Campingplatz zurückkamen. Seit längerem vorbereitet, stand heute eine Führung durch die Altstadtauf den Vormittagsprogramm. Schliesslich hab ichs nicht gerne irgendwo zu sein und der Horizont endet am Festivaleingang. Die Abwechlsung drohte daran zu scheitern, dass die Eintrittskarte dafür im Equipmentrucksack lag. Und der war sicher verstaut im Pressebereich. Soweit so gut. Nur hätte der eigentlich erst geöffnet, wenn ich am Treffpunkt in der Stadt hätte sein sollen.
Long Story Short: Dank der Flexibilität der Gurten-Presseversorger kam ich exakt um 11 an und kenne ein paar historische Details Berns mehr. Über die soll an dieser Stelle aber keine lange Rede verloren werden.
Nur so viel: Bern wurde von einem Freiburger gegründet und nach dem ersten Tier benannt, das er hier vor Ort erlegt hat.

Zu den letzten Songs von The Script tauchte ich wieder ins Gurten ein. Eine ganz andere Welt mit verglichen zur Stadtführung jungen Publikum. Die Kummerbuben -Ersatz für Plan B- wurden ausgelassen.

Echter musikalischer Tageseinstieg für mich war Jamie Cullum. Von dem hatte ich schon einiges gehört – vorwiegend positives. Und es ist alles wahr: Ein Top-Entertainer von dem sich so manche Rockband eine dicke Scheibe abschneiden kann.
Er wirbelte über die Bühne, tätschelte sein Piano, baute Coverteaser von den Beatles und Beyonce ins Programm.. einziges Manko: Das Konzert war viel zu schnell zu Ende. Und das obwohl Cullum freiwillig nach den geplanten 75 Minuten zu einer Zugabe zurück kam. Vorher hatte die Menge seinen letzten Song einfach weitergesungen.. bis er wiederkam. Ein erster Gurten-Gänsehautmoment für mich dieses Jahr.

Der direkte Nachfolger auf der Hauptbühne zeigte sich mitnichten so spielfreudig. 25 Minuten vor der Zeit traten Kaiser Chiefs von der Stage ab. Wahrscheinlich lag das an der schlechten Laune von Ricky Wilson. Die war nicht unbegründet, hatte er doch mit seinem Mikro zu kämpfen. Es funktionierte nicht wie er es wollte und so landete es erst an der Bühnendecke, dann im Graben und schliesslich neben dem Pult des Bühnenmischers.

Zwischen diesen beiden Acts lagen 75 Minuten Robert Randolph And The Family Band, eine Funk/Soul-Combo von der ich wahrscheinlich nie mehr hören werde. Eigentlich schade. Thematisch passend schloss sich Christophe Maé an.

Vom eigentlichen Headliner Jamiroquai hab ich nichts gesehen. Da wir für die Fotografie nicht zugelassen waren, weiss ich noch nicht einmal vom Outfit Jay Kays berichten.

Pendulum war der Wahnsinn – was nicht unbedingt an der Leistung der Band, sondern vielmehr den Zuschauern lag.
Die von der Sonne ausgezehrten Festivalisten schienen nochmal alles geben zu wollen. Einige überschätzten dabei ihre Kräfte, andere wurden unsanft gequetscht oder getroffen – jedenfalls hatten Security und Sanitäter alle Hände voll zu tun um die Erschöpften und Verletzten aus der Crowd zu ziehen. Nach eineinhalb Liedern bat man uns deshalb auch den Graben zu verlassen.
Immer wieder hatte Pendulum die Fans vor der Bühne zu mehr Aktivität angestachelt. Ich hatte das Gefühl nachdem sie das Ausmass ihres Handelns gesehen hatten, schraubten sie das Anpeitschen etwas zurück. War auch kaum noch nötig. Der Berg bebte und die Stimmung war hervorragend. Zufrieden konnte man endlich mal was Essen und zeitgleich mittanzen. Muss komisch ausgesehen haben mit Hamburger und Pommes jonglierend auf dem Recyclingteller..

Nach Pendulum traten Chromeo zum Abschluss des Musiktages im Zelt an. Ausrüstung war bereits im Pressezelt eingeschlossen, also dacht ich, verfolgst Du das Konzert einfach mal aus 5er Reihe wie ein ganz normaler Zuschauer. Schon die 25 Minuten Wartezeit zogen sich im Gras sitzend und müde vom langen Tag ewig in die Länge.
Als das Duo dann endlich auf die Bühne trat hatte ich auch nach 2 Songs schon genug. Zu krass der Abfall gegenüber dem zuvor gesehenen. Das sahen wohl einige so, denn es war sehr viel Luft im Zuschauerraum. Von Beginn an. Viele waren nach Pendulum erst gar nicht hoch ins Zelt gewandert. Gut für mich, denn so kam man ohne grösseres Gequetsche aus dem Pit heraus.

 

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