Einer der wahrscheinlich infoärmsten Pressekonferenzen in meiner Geschichte von Rock im Park ging soeben zu Ende. Vieles ist derzeit noch ähnlich unbestimmt wie die Zahlen der beteiligten Helferdienste.
Martin Reitmaier von Argo Konzerte führte in die PK ein. Etwa 70000 Besucher habe man mit dem Festival anlocken können. Da die Zahl verkaufter Tageskarten eineinhalb Tage vor dem Festivalende noch nicht final vorlägen, könne man detailierte Daten noch nicht liefern. Geschäftsführer Peter Pracht sprach später davon, dass man mit einem Ergebnis rechne, das ungefähr dem des Vorjahres entspreche.
Fazit der Polizei: friedlich, vorfallarm
Polizeisprecher Klaus Wild, im dritten Jahr für Rock im Park abgestellt, hob hervor, dass es sich um ein friedliches, vorfallarmes Festival handle.
Noch nie wäre der Einfluss des Anreiseverkehrs so minimal gewesen wie in diesem Jahr. Erste Festivalisten seien ab Mittwoch Abend angekommen und die Masse habe sich über den Donnerstag und Freitag so homogen verteilt, dass es zu kaum Auswirkungen, neudeutsch: Stau, gekommen ist.
78 Strafanzeigen seien bis 10 Uhr an diesem Sonntag eingegangen (2013: 150), 36 Diebstähle – 19 aus Zelten, 4 Taschen. insgesamt wurden rund 7000 Euro Schaden registriert, ein starker Rückgang gegenüber den Vorjahren.
Die hochsommerliche Wetterlage sei wohl mit dafür verantwortlich, dass Rock im Park sehr friedlich verliefe, vermutet Wild. Er zählt bisher nur 13 Körperverletzungen, keine Sexualdelikte. 1 Raub, 7 Delikte gegen das Betäubungsmittelgesetz. Ein Drogendealer konnte nach Hinweisen eines Besuchers festgesetzt werden.
Keine gefälschten Tickets gescannt
Im Gegensatz zum Vorjahr (267) sei bis heute Morgen keine einzige Ticketfälschungen an den Scannern aufgefallen. Das gilt auch für Rock am Ring. Die Polizei schreibt diese Entwicklung der Aushebung einer Bande in Hannover zu, die in China gedruckte Imitate für Ring und Park unter die Leute bringen wollte – was aber vorzeitig unterbunden werden konnte.
Sanitäter: Neues Konzept greift
Sanitäter Thomas Bumiller koordiniert die Zusammenarbeit von fünf Nürnberger Hilfsorganisationen. 2014 hat man das Sanitätskonzept geändert.
Jeder der acht Stützpunkte kann jetzt mehr Probleme selbst angehen. Ziel: weniger Krankenfahrten. Die Rechnung geht auf. Bis heute Morgen um 10 Uhr wurden nur 30 Transporte in Krankenhäuser registriert. Letztes Jahr waren es am Ende 150 gewesen.
Die an diesem Wochenende vorherrschende Hitze mache sich bemerkbar, aber (noch) nicht sehr deutlich. Man hat bisher rund 8% mehr Hitzeopfer versorgt als im letzten Jahr.
Damit war der Berichteteil der Veranstaltung abgeschlossen. Es schlossen sich Fragen der Reporter an.
Argo sicher: Es wird Mönchengladbach
Eine Standortentscheidung zu Rock am Ring werde Ende Juni/Anfang Juli fallen. Das ist nun nichts neues. Neuaber ist die Sicht der Dinge von Argo. Genau wie MLK rechnet man damit, dass die Marke “Rock am Ring” nach Mönchengladbach ziehen wird.
Obwohl von MLK das 30jährige Ring-Jubiläum zunächst als 3-Tagesfestival angekündigt, liess Raitmeier offen, ob Ring und Park nicht vielleicht doch auf vier Tage erweitert werden könnte. Es habe noch keine Sondierungsgespräche mit Stadt und MLK zu diesem Thema gegeben.
“Ticketpreise angemessen”
Angesprochen auf das erstmalige Überspringen der 200 Euro Preisgrenze antwortete Raitmeier klipp und klar: Er halte den Preis von ca. 50 Euro pro Veranstaltungstag für mehr als angemessen. Dabei verglich er aber den Tagessatz des Festivals mit einem Konzertabend. Einen Vergleich, den wir nicht für gerechtfertigt halten. Schon allein deshalb, weil die Infrastruktur ja bei einem Festival von wesentlich mehr Bands genutzt wird, also Synergieeffekte entstehen.
Peter Pracht, Geschäftsführer des lokalen Veranstalters Argo, gab die steigenden Kosten auf Personalseite zu bedenken. Durch den neu eingeführten Mindestlohn im Sicherheitsgewerbe sei es allein zu Mehrkosten von 400000 Euro gekommen.
50000 Flaschen Gratiswasser
Auf den Vorwurf, die Leute auf den Leinwänden zum Trinken zu animieren um damit den Getränkeverkauf anzukurbeln, reagierte Pracht mit weiteren Zahlen. So würden in den Pits vor der Bühne kontinuierlich Wasser in Bechern verteilt – gratis. Insgesamt habe Argo auf eigene Kosten 50000 Flaschen Wasser eingekauft.
Habe man einmal einen Becher erworben, müsse man nicht mehr an die Stände um Nachschub zu erhalten. Dafür stünden auf dem Infield Wasserstellen gratis zur Verfügung.
Ausserdem würde Argo selbst keine Getränke verkaufen und auch nicht von zusätzlichem Umsatz profitieren.
Bands für (miesen) Sound selbst verantwortlich
Auch die Bühnentechnik wurde angesprochen. Moniert wurde der Sound bei Queens Of The Stone Age auf der Alterna. Die Qualität wäre wesentlich schlechter gewesen, als später am Abend bei Nine Inch Nails. Peter Pracht stellte klar, dass der Techniker des Festivals nur für die Bereitstellung einer funktionierenden Anlage verantwortlich ist. Wie nun der Sound abgemischt wird, läge individuell allein in den Händen der Tontechniker, die die Bands selbst mitbringen. Eine technische Störung zur Zeiten von QOTSA konnte ausgeschlossen werden.
ÖPNV-Quote 10 Prozent
Etwa 10 Prozent der Besucher reisen insgesamt zu Rock im Park mit dem öffentlichen Nahverkehr an. Unter 10 Prozent haben vom Angebot des VGN und seinem Rock im Park Ticket Gebrauch gemacht. Mein Einwurf, die VGN solle doch die Anfahrt zu Rock im Park mit Hinweisschildern und einem dauerhaft bedienten Gleis am Hauptbahnhof etwas transparenter gestalten, wurde aufgenommen. An echte Besserung glaube ich nicht.
Gelassenheit gegenüber neuer Konkurrenz
Auf meine Frage nach der neuen Konkurrenzsituation mit der Deag und ihrem Grüne Hölle Rockfestival, das gerüchteweise auch noch einen Ableger bekommen könnte, antwortete man selbstbewusst: Man glaube, dass die meisten Besucher den Schritt mit MLK an den neuen Standort gehen werde. Ausserdem habe man das Know How und über Jahre gepflegte Kontakte. Kurzum: Viele Bands des Programmstamms würde man wohl nicht an das neue Festivals verlieren. Der Konkurrenzsituation mit einem oder zwei weiteren Festivals am gleichen Wochenende vom 5.-7. Juni 2014 sieht man gelassen entgegen.