So war’s: And So I Watch You From Afar in Berlin

Im Herbst letzten Jahres sagten And So I Watch You From Afar ihre gesamte Tour noch aus gesundheitlichen Gründen ab. Jetzt sind sie zurück – und zeigen auf beeindruckende Art und Weise, dass Ihnen die Bühnenpräsenz gefehlt hat.

Support-Acts sind auf dieser Tour Death Letters, die man im Sommer u.a. beim Omas Teich sehen wird, sowie die Post-Rock-Band Gallops. Beide fügen sich unglaublich gut in den Abend ein und so ist es zwar ein bisschen schade, dass Death Letters im Berliner Lido vor vielleicht zwei Dutzend Zuschauern spielen. Diese wissen das redselige holländische Duo mit ihrer Mischung aus Biffy Clyro und Wolfmother aber durchaus zu würdigen.

Weniger extrovertiert präsentieren sich Gallops. Diese lassen in ihren instrumentalen Post-Rock mit starken Electro-Einflüssen ohne Wortmeldungen auf das Publikum wirken – eine Art und Weise, die herausragend funktioniert und der Band so viel Applaus einbringt, wie wohl sonst selten einem Support-Act.

Headliner sind an diesem Abend aber And So I Watch You From Afar, jene vierköpfige Band, die mit der zweimaligen Absage bei Omas Teich sowie dem Canceln der Herbsttour im letzten Jahr sich hierzulande sicherlich keine Freunde gemacht hat. Was an diesem Abend in den Räumlichkeiten des Lidos aber geschieht, dürfte das Gros der Fans für die verlängerte Wartezeit aber mehr als angemessen entschädigen und versöhnen.

Zwar kommt Eunoia, das Intro zum neuen Album All Hail Bright Futures zwar noch vom Band, aber schon beim ersten Live-Song Big Thinks Do Remarkable ist klar, dass die Nordiren selber diejenigen sind, denen die Live-Pause am schwersten auf den Magen geschlagen haben dürfte. Was aus der Konserve zwar auch schon schnell und kraftvoll wirkt, entfaltet live eine unfassbare Energie, die im vorderen Bereich des Publikums kaum eine Schuhsohle am Boden hält.

Die ersten Minuten des Konzerts stehen klar im Zeichen des neuen Albums. Nichtsdestotrotz bieten And So I Watch You From Afar an diesem Abend eine gut gemischte Setlist, auch wenn für meinen Geschmack das erste, selbstbetitelte Album etwas zu kurz kommt. Von diesem stammt auch “Don’t Waste Time Doing Things You Hate”, der letzte Song des regulären Sets – der Song, der diesen Abend vielleicht so gut beschreibt, wie kein anderer. Denn dass die vier auf der Bühne Spaß an dem haben, was sie machen, erwähnen sie nicht nur unentwegt. Sie unterstreichen diesen Eindruck glaubwürdig und ohne Restzweifel durch das gesamte Auftreten, das vor Leidenschaft und Spielfreude nur so strotzt.

Das Konzert endet schließlich mit zwei Songs vom Debüt-Album. Mit Set Guitars To Kill, das durch Mark und Bein geht – das dem Moshpit noch ein letztes Mal jegliches bisschen Restenergie abverlangt. Sowie mit The Voiceless, einem vergleichsweise atmosphärischen Stück, das die beiden Gitarristen dazu nutzen, sich im Publikum niederzulassen. Und damit einen Abend abzuschließen, an dem die drei Bands eine dermaßen gute Einheit bildeten, wie ich sie sonst selten zuvor gesehen habe.

 

 

 

 

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Sven Morgenstern