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Konzerte

So war’s bei Billy Talent in Berlin

Christian Schneider

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Buy Me A Coffee

Berlin bleibt rot – das dachten sich nicht nur überteuerte Wahlkampfstrategen vor einigen Monaten, sondern auch die kanadische Rockband Billy Talent, die mit ihrer „Afraid of Heights“ Tour am Freitag, den 09. Dezember in der Max-Schmeling-Halle in Berlin ankamen. Übrigens mit dem Coverbild als Großformat im Bühnenhintergrund, was sicher auch Shepard Fairey ein anerkennendes Nicken abgerungen hätte.

Die gute Nachricht für alle Fans der Band: Das neue Album fügt sich nahtlos in den Stil der Band ein. Die schlechte Nachricht für alle anderen: Das neue Album fügt sich nahtlos in den Stil der Band ein. Linientreue oder Monotoniegefahr – das darf jeder selbst entscheiden. Beim Konzert wurde die im Aufbau und Sound Hand in Hand gehende Abfolge der Lieder für meine Verhältnisse doch zu wenig facettenreich. Ich esse zum Beispiel gerne Schokolade. Wenn ich jetzt aber 3 Tage lange nur Schokolade esse, reduziert sich der Genuss schneller als Preise für Adventskalender nach dem 1. Dezember.

Leider kam auch dazu, dass die Konzertanlage etwas krachig abmischte, die Instrumente mischten sich mit der ikonischen Stimme von Frontmann Benjamin Kowalewicz derart ungünstig, dass ich reflexartig ein Auge zukniff. Und das ist in dem Fall keine neckische Geste.

Aber bevor Billy Talent hier die weiße statt die rote Flagge wedeln müssen, Billy Talent sind immer noch da, haben immer noch verdammt Bock auf der Bühne zu spielen und heizen immer noch verdammt gut ein, auch ohne Pyroeffekte (Sorry, Rammstein.). Bemerkenswert und angenehm durfte ich auch feststellen, dass Billy Talent noch immer genießen kann, wenn das Schlagzeug mit den ersten Hits, ihren größten Hit einläutet und eine volle Max-Schmeling-Halle „Red Flag“ mitschreit und gar nicht weiß, wo sie die Energie hinspringen soll. Keine überkünstlerische Attitude, sondern Freude mit einem Song, so viele Leute in der Welt erreicht zu haben. So muss das.

Der erkrankte Stammschlagzeuger Aaron Solowoniuk kam auch mit dankenden Worten an die Unterstützer auf die Bühne und klopfte seinem Ersatz für das fünfte Studioalbum und die Tour, Jordan Hastings von Alexisonfire, auf die Schulter.

Und auch so stimmt es menschlich bei Billy Talent. Neben den in ihren Liedern gern benutzen Rufe nach „Freedom“ wurden auch die Ansagen nochmal genutzt, um auch in Hinblick auf die Vereinigten Staaten zur Mitmenschlichkeit und Toleranz aufzurufen. So geht Punkrock dann in Kanada. Und aus dem Ahornblatt formt sich ein Herz auf der Flagge, aber Hauptsache es ist rot.

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