Reviews

So war’s bei der Berlin Independent Night 2015

David Niebauer

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Die sechste Auflage der Berlin Independent Night präsentierte abermals ein mit nationalen und internationalen Indie-Acts gespicktes Line-up in mehreren Berliner Clubs. Beim Konzert-Hopping in Friedrichshain und Kreuzberg konnte man neben musikalischen Geheimtipps auch Wanda, die Band der Stunde, live erleben.

Die Idee ist so einfach wie genial: ein Abend, sieben Bühnen, über zwanzig Bands. Ein Schulterschluss der Berliner Club-Szene macht dies zum mittlerweile sechsten Mal möglich. In diesem Jahr öffneten die Locations Astra Kulturhaus, Lido, Bi Nuu, Musik & Frieden (ehemals Magnet und Comet), Privatclub, Badehaus Szimpla und das Rosi´s ihre Türen für ein Musikfestival mitten in der Stadt. Ein bisschen wehmütig auf den Festivalsommer zurückblickend bot sich so noch einmal die Möglichkeit, fußläufig auf beiden Seiten der Spree einem abwechslungsreichen Musikprogramm zu lauschen.

Im Astra Kulturhaus stand der Abend ganz im Zeichen des aktuellen österreichischen Musikhypes. Den Auftakt machte das Salzburger Indierock-Quartett Olympique, die beweisen konnten, dass auch aus der zweiten Reihe österreichische Musikexportschlager nachrücken. Dennoch füllte sich die Halle erst peu à peu während des Konzertes, denn die meisten warteten und kamen selbstverständlich für den Headliner des Kiezfestivals: die fünfköpfige und aus Wien stammende Band Wanda rund um ihren Frontmann Marco Michael Wanda.

 

Wanda (Foto: Steffen Neumeister)
Wanda (Foto: Steffen Neumeister)

Während diese noch vor einem guten halben Jahr im wesentlich kleinerem Badehaus Szimpla nebenan spielten, füllen sie – einen Sommer später – mit ihrem Wiener Schmäh hierzulande nun bereits problemlos Clubs von der Größenordnung des Astras. Dass dieser Erfolg aber durchaus hart erarbeitet ist, zeigt ein Blick auf ihre Konzertliste in diesem Jahr. Ausgelassen, so viel steht fest, haben sie nicht viel. Doch immer noch gut gelaunt und voller „Amore“-Tatendrang können sie auch an diesem Abend das Berliner Publikum vollends überzeugen. Ein paar Lieder des zweiten, in dieser Woche erscheinen Albums “Bussi” waren auch schon zu hören – Ohrwürmer und zum Mitsingen animierende Songs wie „Bussi, Baby“ oder „Meine beiden Schwestern“ inklusive. Dass das neue Werk nach dem hochgelobten Debütalbum beim Publikum ankommen wird, steht wohl schon vor der Veröffentlichung außer Frage.

Young Rebel Set (Foto: Steffen Neumeister)
Young Rebel Set (Foto: Steffen Neumeister)

Vorbei an der Partymeile an der Warschauer Straße, über die Oberbaumbrücke geht es zu einem weiteren Headliner des Abends: die britische Folk-Band Young Rebel Set im Bi Nuu. Recht souverän, fast ein wenig lustlos wirkend, spielt die Band von Sänger Matty Chipchase ihr Set herunter. Dennoch werden sie vom Publikum gerade für Lieder wie „If I Was“ oder „Lions Mouth“ euphorisch gefeiert.

Lady Lamb
Lady Lamb (Foto: Josephine Otto)

Die Geheimtipps des Abends, die es zu entdecken gab, waren da schon vorbei. Neben männlichen Headliner konnten dabei vor allem weibliche Künstlerinnen positiv herausstechen. Lady Lamb etwa, die Band um die Sängerin Aly Spaltro, spielten Indierock, wobei sich der Stil aufgrund der zahlreichen Brüche und Tempowechsel innerhalb eines Liedes sowie den kratzigen, zum Teil disharmonisch wirkenden Gesang schwerlich in eine Schublade stecken lässt. Als weiterer Act konnte die Frauenband La Luz begeistern. Fans von Warpaint kommen bei der aus Seattle stammenden Gruppe auf ihre Kosten, obwohl die Spielart des Psychodelic Rock leicht härterer Gangart ist und die Menge im Bi Nuu zum Tanzen anregte.

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