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So war’s: Hurricane Festival 2013

25. Juni 2013
Foto: Sven Morgenstern

Am Samstag Morgen passiert etwas, womit ich seit Donnerstag nicht mehr gerechnet hatte. Ich werde nicht etwa durch Krach meiner Mitcamper geweckt, nein. Ich werde durch die enorme Hitze geweckt, die mein Zelt erzeugt, wenn die Sonne darauf steht. Sonne! Heute wird ein schöner Tag. Ein sehr schöner. Viel Zeit verbringe ich auf dem Campingplatz, schaue mir das gesamte Gelände mal an, treffe mich mit weiteren Freunden von denen man weiß, dass sie vor Ort sind. So kommt es, dass ich die Zeit völlig vergesse und erst kurz vor Bloc Party merke, dass ich bereits vier angekreuzte Bands auf meinem Timetable verpasst habe. Besonders Fidlar schmerzen mich hier sehr, da ich doch sehr auf ihre Livequalitäten gespannt war. Nunja, nicht mehr zu ändern, also rüber zum Gelände.

Bloc Party, eine dieser Bands die ich kenne, auch eigentlich ganz ok finde, von denen ich aber neben den großen Hits nicht wirklich etwas kenne. Gut, dass sie mittlerweile so viele davon haben. Mit neuer Besetzung am Schlagzeug macht die Band mittlerweile sogar etwas für die Augen her. Die unbekannte Trommlerin sieht jedoch nicht nur gut aus, sie ist auch ein Tier am Schlagzeug. Das passt heute alles ziemlich gut zusammen. Der Sound, die Setlist, und auch Sänger Kele der die bandinternen Probleme auch nicht einmal kurz anspricht sondern viel mehr mit guter Laune bestechen will. Guter Auftritt der Engländer.

Pünktlich zu Of Monsters And Men, auf deren Auftritt ich im Vorfeld sehr gespannt war, fängt es natürlich an zu regnen. Aber so richtig. Macht der Band aber nichts. Die Isländer betreten die Bühne mit einem Lächeln, sodass das Herz alle anderen, bereits abgefrorenen Körperteile erwärmt. Die Band tanzt und strahlt sich durch ihr Set und auch wenn viele Menschen vor der Bühne wohl auch nur wegen DEM EINEN Hit hier sind, springt der Funken ziemlich schnell über. Das Debutalbum der jungen Band hat einiges an Hitpotential und ich finde es wirklich schade, dass sie nur auf Little Talks reduziert werden. Da Of Monsters And Men das wohl ähnlich sehen geben sie wirklich alles, um wirklich jeden einzelnen vor der Bühne zu überzeugen. Und so ein bisschen hat sich auch jeder auf dem Gelände in die zuckersüße Sängerin Nanna verliebt. Achja, der Hit kommt natürlich auch. Fast gegen Ende und natürlich dreht das Publikum grade hier am Stiel. Jedoch bleibt auch danach der Platz vor der Bühne gefüllt. Ein gutes Zeichen, für ein gutes Konzert.

Foto: Sven Morgenstern

Mal wieder ein dicker Schnitt im Line-Up. Grade noch leichtfüßiger, isländischer Indiepop, jetzt angetrunkener, dickeiriger Britpop. Kasabian! 2011 leider aufgrund von Bier verpasst, jetzt wird der Nachholbedarf endlich gestillt. In der Umbaupause unterhalte ich mich ein wenig mit meinem Publikumsnachbarn der mir erzählt, dass er ein Magnet sei. Auf verwundertes Nachfragen erklärt er mir, dass er dieses Festival so ziemlich alles fängt, was die Musiker von der Bühne werfen. Ich denk mir nur meinen Teil und lass ihn reden. Natürlich kommt es wie es kommen muss. Kasabian betreten die Bühne, Sänger Tom wirft sein Tambourin weit raus in die Menge und natürlich fängt es der Kollege neben mir. Ich bekomme einen Lachanfall und klopfe ihm auf die Schulter. Magnet also. Witziger Vogel. Alles andere als witzig ist jedoch der Rest der Show. Die ist nämlich einfach nur unfassbar gut. Vor der Bühne pogt und springt alles was funktionierende Beine hat und der drückende Sound von der Bühne malmt alles darunter nieder. Heavy Britpop, wenn man das so nennen darf. Live knallt diese Band einfach unfassbar hart ins Gesicht und das macht tierischen Spaß. Da stört auch der weitere Regen nicht. Der ist mittlerweile sowieso als selbstverständlich hingenommen und die Regenponchos sorgen für eine schöne Knister-Hintergrundkulisse zwischen den Songs.

Meine Tanzbeine wollen nach Kasabian einfach nicht still stehen, darum direkt rüber zu Ska-P. Kaum eine andere Ska-Punk Band schafft es solche Massen zu mobilisieren. Der Platz vor der Blue-Stage ist zum bersten gefüllt. Politik für die Spaßgesellschaft. Auch wenn die spanischen Texte hier wohl nur die wenigsten verstehen merkt man doch, dass die Band dem Publikum etwas zu sagen hat. Mit voller Leidenschaft sind sie dabei ihre Protestsongs im Partygewandt von der Bühne zu feuern.

Foto: Sven Morgenstern

Ähnlich politisch sind auch Deichkind unterwegs. Verstanden wird das leider nur von den wenigsten. Zwischen Leider Geil oder Remmidemmi befinden sich viele intelligente Sticheleien der Sozialkritik und natürlich wie es sich gehört: Gegen den verdammten Staat. Die Show dazu ist natürlich beeindruckend. Vor allem wenn man sie zum ersten mal sieht. Das heute ist jedoch mein viertes mal und mittlerweile meine ich sie sogar auswendig mittanzen zu können. Das ist eben der negative Aspekt an den spektakulären Shows. Sie variieren leider nur minimal bis gar nicht. Während das Publikum also springt und tanzt mache ich mich auf den Weg zurück. Vielleicht noch eine Runde Partyzelt, bevor es ins eigene Zelt geht. Irgendwas lässt sich schon noch finden. Morgen wird ein harter Tag.

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Steffen Neumeister