Wieder mal ein Konzert mit langer Vorgeschichte. Zunächst riesige Vorfreude im November, Muse spielen im Sommer eine Stadiontour. Dann riesige Enttäuschung: nur zwei Konzerte in Deutschland. Im Januar der spontane Entschluss doch nach St. Goarshausen zu fahren. Zwei Tage vorher springt mein Begleiter ab. Dennoch stehe ich am 12. Juli nach über vier Stunden Fahrt erwartungsfroh vor der Freilichtbühne Loreley und bin mir sicher, dass die Geschichte ein gutes Ende nehmen wird.
Zur Vorband lässt sich nicht viel berichten. Wir geraten in den Feierabendverkehr jeder größeren Stadt, die auf unserer Route liegt und verpassen einen großen Teil des Sets von Deaf Havana. Was wir noch mitbekommen hört sich allerdings recht gut an. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, warum sich das Publikum in St. Goarshausen mit einer eher unbekannten britischen Post-Hardcore-Band begnügen muss, wohingegen anderen Tourstationen durch Biffy Clyro, Dizzee Rascal oder die Newcomer von Bastille eingeheizt wird. Natürlich ist nicht jede Band immer verfügbar, trotzdem sollte eine Band von Muses Format in der Lage sein, größere Namen als Support aufzubieten.
Trotz allem: Man geht in der Regel nicht wegen der Vorband auf ein Konzert, Deaf Havana schlagen sich soweit ich es beurteilen konnte gut und das große Highlight kommt ja noch.
Nach einer überraschend kurzen Umbaupause brandet eine halbe Stunde nachdem Deaf Havana die Bühne verlassen haben immer wieder Jubel auf. Scheinbar geht es wirklich schon weiter.
Durch die Zuschauerreihen fährt ein riesiger Roboter. Dieser lenkt zumindest mich lange genug ab, dass sich Matthew Bellamy & Co von mir unbemerkt auf die Bühne schleichen können. Nach einem Intro (The 2nd Law: Unsustainable) erklingen auch schon die ersten Töne von Supremacy – einem der wenigen Songs vom neuen Album, der in meinen Augen noch den “typischen” Muse-Sound hat.
Harte Gitarren-Riffs und Matthew Bellamys unvergleichbare Stimme spielen hier einfach perfekt zusammen. Auch live funktioniert das Ganze sehr gut und beeindruckt nicht nur mich, sondern auch Mitfestivalistin Nicole, die ebenfalls anwesend ist.
Gleich danach folgt mit Supermassive Black Hole ein weiterer echter Kracher. Panic Station – wieso muss ich bei diesem Lied immer an Robbie Williams denken? – und Resistance bieten eine kurze Verschnaufpause. Diese ist auch nötig, den danach gehen die drei Briten mit Plug In Baby wieder in die Vollen. Als kurz darauf die ersten Klänge von Christopher Wolstenholmes Mundharmonika über das Gelände tönen, schlägt mein Herz höher. Obwohl ich persönlich, hätte ich eine Hymne wie Knights of Cydonia im Gepäck, jedes Set mit ebenjener Hymne beschließen würde, weiß der Song auch nach einer guten halben Stunde zu überzeugen. Dennoch finde ich es schade, dass eines meiner absoluten Lieblingslieder so über die Dauer des Konzerts etwas verloren geht. Anschließen folgen einige Songs vom neuen Album The 2nd Law bevor das Konzert mit Time Is Running Out wieder an Fahrt gewinnt.
Während Guiding Light findet endlich die überdimesionale Glühbirne, neben der ich das ganze Konzert über stehe Verwendung. Sie schwebt über das Publikum und in der Mitte des Songs seilt sich eine Artistin aus dem Innern der Birne ab. Logistisch und artistisch durchaus beeindruckend. Undisclosed Desires lässt die Menge nochmal kurz durchatmen, bevor Muse mit einem weiteren meiner absoluten Lieblingssongs – Stockholm Syndrome – den ersten Teil des Konzerts nach einer guten Stunde beenden.
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