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So war’s: Muse in St. Goarshausen

Muse

Wieder mal ein Konzert mit langer Vorgeschichte. Zunächst riesige Vorfreude im November, Muse spielen im Sommer eine Stadiontour. Dann riesige Enttäuschung: nur zwei Konzerte in Deutschland. Im Januar der spontane Entschluss doch nach St. Goarshausen zu fahren. Zwei Tage vorher springt mein Begleiter ab. Dennoch stehe ich am 12. Juli nach über vier Stunden Fahrt erwartungsfroh vor der Freilichtbühne Loreley und bin mir sicher, dass die Geschichte ein gutes Ende nehmen wird.

Zur Vorband lässt sich nicht viel berichten. Wir geraten in den Feierabendverkehr jeder größeren Stadt, die auf unserer Route liegt und verpassen einen großen Teil des Sets von Deaf Havana. Was wir noch mitbekommen hört sich allerdings recht gut an. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, warum sich das Publikum in St. Goarshausen mit einer eher unbekannten britischen Post-Hardcore-Band begnügen muss, wohingegen anderen Tourstationen durch Biffy Clyro, Dizzee Rascal oder die Newcomer von Bastille eingeheizt wird. Natürlich ist nicht jede Band immer verfügbar, trotzdem sollte eine Band von Muses Format in der Lage sein, größere Namen als Support aufzubieten.

Trotz allem: Man geht in der Regel nicht wegen der Vorband auf ein Konzert, Deaf Havana schlagen sich soweit ich es beurteilen konnte gut und das große Highlight kommt ja noch.

Nach einer überraschend kurzen Umbaupause brandet eine halbe Stunde nachdem Deaf Havana die Bühne verlassen haben immer wieder Jubel auf. Scheinbar geht es wirklich schon weiter.

Muse
Foto: Christoph Geier

Durch die Zuschauerreihen fährt ein riesiger Roboter. Dieser lenkt zumindest mich lange genug ab, dass sich Matthew Bellamy & Co von mir unbemerkt auf die Bühne schleichen können. Nach einem Intro (The 2nd Law: Unsustainable) erklingen auch schon die ersten Töne von Supremacy – einem der wenigen Songs vom neuen Album, der in meinen Augen noch den „typischen“ Muse-Sound hat.
Harte Gitarren-Riffs und Matthew Bellamys unvergleichbare Stimme spielen hier einfach perfekt zusammen. Auch live funktioniert das Ganze sehr gut und beeindruckt nicht nur mich, sondern auch Mitfestivalistin Nicole, die ebenfalls anwesend ist.
Gleich danach folgt mit Supermassive Black Hole ein weiterer echter Kracher. Panic Station – wieso muss ich bei diesem Lied immer an Robbie Williams denken? – und Resistance bieten eine kurze Verschnaufpause. Diese ist auch nötig, den danach gehen die drei Briten mit Plug In Baby wieder in die Vollen. Als kurz darauf die ersten Klänge von Christopher Wolstenholmes Mundharmonika über das Gelände tönen, schlägt mein Herz höher. Obwohl ich persönlich, hätte ich eine Hymne wie Knights of Cydonia im Gepäck, jedes Set mit ebenjener Hymne beschließen würde, weiß der Song auch nach einer guten halben Stunde zu überzeugen. Dennoch finde ich es schade, dass eines meiner absoluten Lieblingslieder so über die Dauer des Konzerts etwas verloren geht. Anschließen folgen einige Songs vom neuen Album The 2nd Law bevor das Konzert mit  Time Is Running Out wieder an Fahrt gewinnt.

Muse
Foto: Christoph Geier

Während  Guiding Light findet endlich die überdimesionale Glühbirne, neben der ich das ganze Konzert über stehe Verwendung.  Sie schwebt über das Publikum und in der Mitte des Songs seilt sich eine Artistin aus dem Innern der Birne ab. Logistisch und artistisch durchaus beeindruckend. Undisclosed Desires lässt die Menge nochmal kurz durchatmen, bevor Muse mit einem weiteren meiner absoluten Lieblingssongs – Stockholm Syndrome – den ersten Teil des Konzerts nach einer guten Stunde beenden.

Written by Christoph Geier

6 Comments

  1. Location = ein Witz
    *Veranstalter = ein absoluter Witz
    Organisation & Logistik* = dilettantisch

    Band = naja…

  2. Wie Blubbor schon gesagt haben sich auch die 70€ für das Konzert gelohnt, wenn man nicht Rom(27 songs) und Berlin (24) als Vergleich hat. Muse ist einfach ne richtig geile Band…vor Ort war mir schon zu Beginn bei der Anreise klar dass die dort die Logistik nicht packen würden. Am Anfang war ich einmal auf Toilette ( sehr leer) und ein Bier holen. Am Bierstand haben absolute Amateure ( vll Dorfbewohner die vorher noch nie gezapft haben?) gearbeitet und für 5 Gäste locker 5 Min gebraucht haben um sie zu bedienen…naja ich war fürs Konzert da und nicht um zu essen und trinken.
    Ich musste nach dem Konzert schnell weg zu Kollegen in die Eifel zelten, deshalb bin ich bei survival schon hochgegangen richtung ausgang (waren auch schon viele am heimgehen, hätte muse noch 2-3 lieder gespielt hätte es sich wirklich verzerrt. aber ich hab schon ne traurige vorahnung gehabt dass das konzert nach survival vorbei ist (starlight als eigentlicher end song wurde ja schon gespielt)…naja ich bin schnell zu meinem auto und konnte als einer der ersten runter fahren ins dorf zur fähre wo ich der 2.pkw in der schlange war, 5 minuten gewartet dann war ich auf der fähre, hat eigentlich alles super geklappt, zum glück bin ich so zeitig gegangen…

  3. Ich habe Muse sechs Mal live gesehen, das erste Mal 2003, und dieser Loreley-Gig war der mit Abstand schlechteste und das bestimmt nicht wegen irgendwelcher logistischer Probleme, über die hier gemeckert wird. Sonst war ich jedesmal total begeistert und happy während und nach dem Konzert, diesmal pur enttäuscht. Zum einen wegen der Setlist und dem abrupten Abbruch. Zum anderen ist auch die Location einfach scheiße. Auf allen bisherigen Musekonzerten sind die Leute, zumindest stellenweise, regelrecht durchgedreht, also haben z. B. ziemlich wild getanzt und genau das ist auf der Loreley unmöglich wegen der treppenförmigen Anlage, den Steinreihen, auf oder an denen man stehen muss. Und selbst wenn es möglich gewesen wäre, das anwesende Publikum hätte es gar nicht gewollt, wage ich mal zu behaupten, die waren alle fleißig mit ihren Handys beschäftigt und begeistert, wenn sie einen der selbst leuchtenden Stäbe auffingen, die ins Publikum geworfen wurden. Mir kam es stellenweise sogar so vor, als würde die Band das Publikum ein wenig veräppeln, so einen Klamauk statt tief wirkender Musik hab ich jedenfalls bei noch keinem Auftritt von Muse erlebt. Dazu ist es generell scheiße, wenn die Show zur hellsten Jahreszeit so früh beginnt, es war nur die letzte halbe Stunde vom Konzert dunkel, d. h. erst da hatte die Lightshow eine Chance.

  4. Leider war der Auftritt am 12.07. wirklich enttäuschend! Und die An- und Abreise war für mich nicht mal ein Problem, während andere wohl noch auf dem Parkplatz standen, waren wir bereits zu Hause.

    Mein Fazit (obwohl ich den Auftritt von Muse „gut“ fand, auch wenn man eine gewisse Unlust bemerken konnte): NIE WIEDER LORELEY.

    Wer Platz für eine solche Band bietet sollte auch A Zeit dafür einplanen und B für die Logistik darum sorgen. Von der kompetenten (und freundlichen?!) Security mal ganz zu schweigen…

    Ich habe Muse vor ein paar Jahren bei Rock am Ring gesehen und war restlos begeistert – auch ohne volles Programm. Nächstes mal dann hoffentlich in einem Stadion, wie in allen anderen Städten…? :(

  5. Die Loreley als Veranstaltungsort für Konzerte ist eigentlich super, vielleicht nicht für knapp 15000 Fans, aber wo hat man sonst so eine super Sicht auf die Bühne wie hier. Die Acoustic war auch ganz ordentlich. Und auch die Show war einfach geil. So eine Show bieten nicht viele Bands. Aufgrund der kleinen Bühne ist man halt etwas begrenzt. Wo hätten Muse sonst spielen sollen? Eine Andere Location wäre wahrscheinlich größer. Bei gerade mal zwei Konzerten, die nicht einmal ausgebucht gewesen sind. Muse sind in Deutschland halt nicht so populär, was für mich wirklich rätselhaft ist, da sie für mich zu den ganz großen im Rockgeschäft zählen und sich irgendwann musikalisch mit Sicherheit in eine Reihe mit den Beatles, den Roling Stones oder Pink Floyd einreihen werden. Schon fast eine Frechheit war dann jedoch der Abgang. 90 Minuten für solch eine Band… Für mich sind das ausgeprägte Starallüren. Ich war schon bei etlichen Konzerten aber so etwas hab ich noch nicht erlebt. Das war dann die erste Enttäuschung… Naja auf die Heimreise und das Verlassen des Parkplatzes muss ich wohl nicht mehr eingehen. Zwei Stunden zehn Minuten bis auf die B42… da fehlen mir die Worte. Das hatte sicherlich nicht nur mit der geographischen Lage zu tun…

  6. Ja, wer sie vorher nicht kennt und die Setlisten nicht kannte, war gestern zufrieden.
    Wer weiß, dass das Konzert gestern das teuerste Konzert der Tour war, gleichzeitig aber die Setlist 7 Lieder ärmer war, der ist auch unzufrieden – wie ich.

    Liegt angeblich an dem Veranstalter (das sind scheinbar die letzten Terroristen), der unbedingt die Loreley wollte, obwohl da dieses Wochenende noch ein Prog-Rock Festival ist. Deswegen musste die Bühne von MUSE um 23:30 Uhr abgebaut sein.

    Warum MUSE nicht einfach 30 Minuten früher angefangen haben, weiß ich jedoch auch nicht…

    Alles in allem bleibt es für mich eine Frechheit. Unfassbare logistische Probleme bei der Loreley (lange Schlangen an Verpflegungsständen, Toiletten,… über die Abfahrt vom Parkplatz reden wir gar nicht erst – Nie wieder Loreley!), beschissene Setlist, beschnittene Show und eine Band, der ein wenig die Spielfreude fehlte (wenig Jams, keine langgezogen Outros oder Intros).

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