Flaaaaaash, ahhhhh! So viele gute Bands, so viele Eindrücke und so viele Gefühle – Das Rock Werchter war ein bombiges Festival. Der Versuch eines ausführlichen und subjektiven Rückblicks auf ein grandioses Wochenende.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich für Live-Musik ins Ausland reise. Stimmt die Band und stimmt meine Liebe für die jeweilige Formation, ist ein Sprung über die Grenze auch für ein Einzelkonzert absolut drin. Mit dem Rock Werchter war es eine ganz ähnliche Kiste: Was im Herbst vergangenen Jahres als Schnappsidee à la “Lass mal zum Werchter fahren, höhö” seinen Anfang nahm, war spätestens dann für Steffen und mich Gewissheit, nachdem Blur als Headliner und die Editors als Festival-Closer standen. Das übrige starke Line-Up war dann gewissermaßen nur noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, nachdem wir uns im Januar unsere Tickets gesichert hatten.
Road Trip to Werchter
Wir schreiben Donnerstag, den 4. Juli: Es ist fast geschafft. Nach knapp einem halben Jahr Wartezeit und mehreren Stunden Autofahrt, rollt der Wagen endlich durch die belgische, vom Sonnenschein untermalte, Idylle – und geradewegs auf die Gemeinde Rotselaar zu, in der auch der Festivalpark Werchter liegt. Und dort auf dem Dorf nimmt man’s mit Gemütlichkeit: keine verstopften Straßen auf dem Weg zum Parkplatz, kein langes Warten vorm Eingang zum Camping-Gelände (C3). Stattdessen bekommt man schnell und souverän seine Mülltüten in die Hand gedrückt und ein edles Stoffbändchen umgelegt. Gepäckkontrollen, ob man auch wirklich nur die pro Person erlaubte Menge von 12 Bierdosen mitbringt, gibt es praktisch nicht. Ebenso entspannt soll es die kommenden Tage werden: Freundlichkeit statt Pöbelei, ungewöhnliche Nachtruhe und angenehme Sauberkeit herrschen auf dem Campingplatz, der ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten vom Gelände entfernt liegt.
Rock Werchter rockt zum Einstieg: Biffy Clyro
Lockere Stimmung herrscht auch auf dem Festivalboden des Rock Werchter: Nachdem eine der zahlreichen Zugangsschleusen passiert und das rot-lila-grüne Bändchen am Handgelenk sitzt, fallen zunächst die zahlreichen Besucher ins Auge, die auf Decken im grünen Gras oder unter Bäumen sitzen, liegen, sich sonnen und entfernt dem Treiben auf der Main Stage lauschen. Selbst kurz vor Konzertbeginn gelingt es noch, sich einen angemessenen Platz im vorderen Drittel des Publikums zu sichern. Und genau das tue ich dann auch bei einer meiner absoluten Herzensbands: Biffy Clyro. Doch mein pumpendes, rotes Organ blutet an diesem Nachmittag ein wenig, denn den drei Schotten gelingt es überraschenderweise nicht, mich in die typische Euphorie zu versetzen, die ich sonst von ihnen gewohnt bin. Verhaltene Stimmung zunächst auch beim Rest des Publikums, das das Trio eher Kopfnickend beim Fegen über die Bühne verfolgt, gelegentlich dann aber doch noch ausbricht. Ein solides Set liefern Biffy allemal ab, das sich – und hier liegt wahrscheinlich das Problem – fast ausschließlich aus Nummern ihres aktuellen Albums “Opposites” und “Only Revolutions ” speist. Aus dem Backkatalog schafft es ansonsten nur “Living is a Problem because Everything Dies” auf die Setlist, selbst das treibende und zum Moshen anregende “Who’s Got a Match” muss an diesem Tag überraschenderweise auf der Reservebank Platz nehmen. Dafür donnert immerhin versöhnlich “That Golden Rule” durch The Barn, eine der Zeltbühnen des Rock Werchter.