Größte Überraschung
Ganz klar: Dass ich dieses Jahr tatsächlich (fast) alle Bands gesehen habe, die ich sehen wollte. Und die, die ich nicht sehen wollte, aber trotzdem gesehen habe (Arcade Fire, Franz Ferdinand, The Black Keys) sind auf jeden Fall drei Beweise dafür, dass man allen Bands live eine Chance geben sollte, auch wenn sie einem auf Platte eher auf die Nerven gehen.
Bring Me The Horizon. Ich hätte nicht erwartet, dass ich diese Kapelle tatsächlich eine Stunde lang würde ertragen können. Eigentlich ist das mal so überhaupt nicht mein Genre, aber überraschenderweise war das tatsächlich recht unterhaltsam.
Die eingeschnappte Festivalisten-Leberwurst in gold…
…geht in diesem Jahr eindeutig an The-Black-Keys-Frontmann Dan Auerbach. Nach eigentlich recht engagiertem Beginn merkte dieser offenbar schnell, dass das Publikum etwas mehr erwartet als Mr. Auerbach zu geben willens war. In der Folge leistet Auerbach nur noch Dienst nach Vorschrift, Publikumsinteraktion: Fehlanzeige. Der Rest des Sets wird gelangweilt – oder eben rotzcool – heruntergespielt. Aber hey: Hätte ich einen Song wie Little Black Submarines geschrieben, der zum Abschluss der 75 Minuten nochmal ordentlich Ärsche tritt, fänd ich mich selber auch ziemlich geil.
Die Headliner
Arcade Fucking Fire. Noch ein mal eine Klasse besser als anno 2011. Ein Win Butler, der – von der Gitarre befreit – zur absoluten Rampensau mutiert. Und ein Album namens Reflektor, das erst live seine ganze Pracht entfaltet – auch wenn der Chorus des Titelsongs zu Beginn des Sets vielleicht ein paar Mal zu oft wiederholt wurde. I thought I found the connector, It’s just a Reflektor (It’s just a Reflektor) – ein Ohrwurm, der einen so schnell nicht loslässt.
Ich, als Drei,Vier-Songs-Fan, muss sagen, dass sie tatsächlich überraschend gut waren. Zwar kann ich nicht ganz nachvollziehen, wie Steffen davon sprechen kann, schon das zweite Mal in Folge Tränen in den Augen gehabt zu haben, aber irgendwie passte bei diesem Auftritt tatsächlich alles zusammen – außer der Überschneidung mit Casper, die nicht nur für mich sehr ärgerlich war, sondern vor allem für erschreckend wenig Publikum gesorgt hat.
Gab’s sonst noch Headliner? Achja – Volbeat. Klingen wie eine weichgespülte Version von Metallica, die ihre Belanglosigkeit immerhin durch ein paar Pyroeffekte übertünchen können. Über Seeed werde ich an dieser Stelle keine weiteren Worte verlieren.
Eine Band, irgendwo zwischen Brechdurchfall, Pest und Cholera.