Bands, Konzerte

So war’s: Judith Holofernes in Dortmund

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Mit einem schüchternen Lächeln steht Judith Holofernes auf der Bühne. Der erste Song, ganz ohne Instrument in ihrer Hand. Die Band, im Halbkreis um sie herum, rumpelt in das Konzert hinein. Lose Kanonen feuern durch das FZW.

Judith Holofernes – Alle Bilder: Steffen Neumeister

Völlig unaufgeregt vergeht der heutige Abend in Dortmund. Ein Abend der sich anfühlt wie ein Wiedersehen mit alten Freunden, die viel neues zu erzählen haben. Ein Leichtes Schwert heißt das Soloalbum von Judith Holofernes. Heute Abend gibt es alles daraus und noch viel mehr zu hören.

In den letzten Tagen und Wochen kam man in den Medien kaum noch um sie herum. Jede Radiostation, jedes Musikmagazin und beinahe jeder Fernsehsender lobte das Album in den Himmel. So komplett anders, unaufgeräumt, aber doch irgendwo vertraut klingt es.

Es passt zum gesamten Abend, dass fast alle Hits, wenn man das denn überhaupt nach so kurzer Zeit schon sagen kann, unter den ersten fünf Tagesordnungspunkten der Setliste abgehakt werden.

Holofernes hat ein wundervolles Paket aus vielen Überraschungen geschnürt, und so kommt das Dortmunder Publikum unter anderem in den Genuss des ersten Songs, den sie jemals schrieb. Kamikazefliege überzeuge zwar eher mit Pennälerlyrik, so sagt sie zumindest, toll ist dieses Stück jedoch noch immer.

Und so steht sie da, in ihrem leopardgemustertem Kleid und wirkt immer ein kleines bisschen neben der Spur. Doch grade das macht diesen Abend so liebenswürdig. Hier mal ein verpatzter Einstieg, da mal eine unelegant umgehangene Ukulele, aber immer ein Grinsen im Gesicht.

Die Zuschauer merken welchen Spaß die Künstlerin mit ihrer Band auf der Bühne hat und das schlägt direkt über. 90 Minuten lang regiert die Wohnzimmeratmosphäre im FZW. Eine herzenswarme Stimmung liegt in der Luft, während die Musiker die Bühne vor der Zugabe verlassen. Danke, Ich Hab’ Schon ist der letzte Song vor eben dieser und unterstreicht nochmal den Trotz gegen die Hochglanz Popshow.

Hasenherz lädt zum gemeinsamen Mitsingen ein, bevor das Publikum in die laue Frühlingsnacht entlassen wird. Heute Abend stimmt einfach alles. Grade weil darauf Wert gelegt wird, dass nicht alles stimmen muss. Ein Konzert welches viele Besucher noch durch die nächsten Tage tragen wird. Mich auf jeden Fall.

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