Warum eigentlich? Immer wieder. Der Southside 2011 Review. Teil 3

Southside 2011. Der Review. Teil 3: Der Festival Samstag: Beth Gibbons umarmt ihre Fans. Darwin Deez tanzt.

 

Mein persönliches
Musikprogramm am Samstag:

– Darwin Deez 

– Portugal. The Man

– William Fitzsimmons

– Kashmir

– The Kills

– Portishead

– Arcade Fire

– Klaxons

– The Chemical Brothers

Samstag wartet der ambitionierteste persönliche Festivalzeitplan meiner persönlichen Festivalhistorie. Zu ambitioniert. Everything. Everything, Tame Impala und Miles Kane bleiben – allem Bedauerns zum Trotz – außen vor. Zu den Bühnen geht es am Festivalsamstag erstmals bei Darwin Deez. Das Wetter zeigt sich heute von seiner angenehmen Seite. Freilich: Auch hier gab es zwischendurch Regen. Aber als zwischenzeitlich die Sonne aus den Wolken hervorblitzt und über den Campingplatz huscht, ertönt begeistertes Klatschen. Auch wenn der Kurzbesuch der Sonne meist nach wenigen Sekunden endet.

Darwin Deez
Darwin Deez

Keiner wird es mir übelnehmen, Darwin Deez als verrückten Vogel abzustempeln – zumal es durchaus bezeichnend ist, als Künstler die verrückteste Frisur unter den Festivalbesuchern zu haben.  Ungeachtet dessen beeindruckt die Show von Deez. Nicht zuletzt der wiederkehrenden Tanzeinlagen während der Lieder. Eine der großen Überraschungen des Festivals.

Nach einem kaum erwähnenswerten Kurzausflug zu Portugal. The Man, geht es zurück ins Zelt zu William Fitzsimmons, der gerade sein Set mit „If you would come back Home“ begonnen hat. Die Soundqualität im hinteren Bereich des Zelts ist desolat. Von draußen dröhnt der Bass vom Gelände. Und selbst das gedankenlose Geschnatter der Festivalbesucher entdeckt die Musik vollends. So wundert sich ein Besucher neben mir, als ich ihm erkläre, dass der Soundcheck bereits sein Ende gefunden hat und das da auf der Bühne tatsächlich William Fitzsimmons ist. Der Mann mit markantem, langen Bart, Glatze und Muskelshirt. Um überhaupt etwas vom Konzert mitzubekommen, muss also ein Platz vor der Bühne gefunden werden, was bei dem – gut gefüllten – Zelt nicht allzu leicht ist. Als ein Platz in Reihe 10 errungen ist, spielt Fitzsimmons „Sweet Home Alabama“ an, um dann sein Set mit „The Tide Pulls from the Moon“ abzuschließen. Magischer Festivalmoment zwei.

Der verbleibende Nachmittag verläuft dagegen unspektakulär. Kashmir, wie erwartet, gut. The Kills dagegen enttäuschen. Ohne zu wissen, warum eigentlich. Der Funke ist einfach nicht übergesprungen. Aber für echte Highlights gibt es vier weitere Chancen.

 

Beth Gibbons von Portishead
Beth Gibbons von Portishead

Beginnend mit Portishead. Die Dunkelheit kehrt langsam ein in Neuhausen ob Eck. Ein leichter Wind haucht in die Gesichter der Besucher. Es wird langsam kalt. Perfektes Wetter für Beth Gibbons und Portishead, um das – nach eigener Behauptung („Tonight in Germany was the worst gig Portishead have ever played“ – Geoff Barrow) – schlechte Konzert am Hurricane auszugleichen. Das gelingt auch. Mit unerwarteter Zuschauernähe. Beth geht bei „We Carry on“ von der Bühne runter zu den Zuschauern. Umarmt sie, geht fast die komplette erste Reihe ab. Spätestens bei „Roads“ am Ende des Sets konnte man voll versinken in den mystischen Klängen der britischen Trip-Hopper. Auf der Green-Stage soll nun nur noch eine Band folgen: Arcade Fire. Und die lassen sich Zeit. Die Bühne muss getrocknet werden für die acht kanadischen Musiker. Der einzige Wermutstropfen: Das Fehlen von „My Body is a Cage“. Dafür „Ready to Start“ und „Wake Up“ als Zugabe. Und fast alles, was man sich sonst von Arcade Fire wünscht. Das persönlich beste Konzert des Festivals.

Arcade Fire komplett sehen zu wollen geht auf Kosten der Klaxons. Als ich das halbleere Zelt betrete, steht das Konzert kurz vor seinem Ende. „It’s Not Over Yet“ und „Echoes“ bieten aber zumindest einen kleinen Einblick auf das, was das komplette Konzert wohl geboten hätte. Schade, aber unvermeidbar. (Auch wenn es die 30 Minuten Verspätung bei Arcade Fire nicht besser machte.) Den Abschluss eines musikalisch höchst spannenden und anstregenden Festivaltags machen die  Chemical Brothers. Ebenfalls wenig gesehen, aber tief beeindruckt vom Arrangement. Tolle Visualisierung.

Über den darauffolgenden Besuch des Partyzelts sollten nur wenige Worte verloren werden. Ich bin kein Fan von bunt gemischten Playlists, damit „für jeden etwas dabei“ ist. ACDC, Billy Talent und Blink 182 direkt hintereinander –  Auf Wiedersehen, gute Nacht, bis Morgen.

Teil1: Ein Hauch von Ibiza auf dem Campingplatz

Teil 2: Der Festivalfreitag – “Don’t throw cans at me, motherfucker!”

Teil 3: Der Festivalsamstag – Beth Gibbons umarmt ihre Fans

Teil 4: Der Festivalsonntag/Rückblick – Immer wieder. Warum auch immer.

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Manuel Hofmann

Festivalaffiner Politikwissenschaftler.