Southside 2011. Der Review. Teil 4: Immer wieder. Warum auch immer.
Musikprogramm am Sonntag:
– The Vaccines
– Friendly Fires
– Two Door Cinema Club
– Kasabian
– Digitalism Live
Deutlich entspannter geht es am Sonntag zu. „Nur“ fünf Bands auf der „Will ich sehen“-Liste. Beginnend mit The Vaccines, die wohl den unangefochtenen Platz der Skandalnudeln des Wochenendes einnehmen werden. Flieger verpasst. Der Hurricane Auftritt fiel damit flach. Am Southside mussten sie von den Roadies von der Bühne gezerrt werden, weil sie nicht aufhören wollten zu spielen. Das musikalische Rund-Herum war dagegen ganz nett. Aber eine junge Band, die jetzt schon mit Star-Allüren beginnt, muss eigentlich wirklich nicht sein.
Der Kurzbesuch bei Friendly Fires gefällt. Die Situation am Campingplatz bereitet dagegen Sorgen. Der stärker werdende Wind lässt Pavillions durch die Gegend fliegen und Zelte zusammenbrechen. Dafür ist es – weiterhin – trocken. Two Door Cinema Club gefallen sehr gut.
Kasabian beeindrucken dagegen weniger. Deren Auftritt am frequency 2009 ist weiterhin ungeschlagen. Es wird Zeit für ein neues Album. Selbst “Fire” zieht nicht mehr so sehr wie vor zwei Jahren. Aber es mag auch am kümmerlichen Sound rechts hinter dem Tower gelegen haben.
Den musikalischen Abschluss des Festivals bilden Digitalism. Und der gelingt. Einziger Kritikpunkt: Ein betrunkener Idiot, der meint in das Zeltdach steigen zu müssen und 15 Meter über dem Boden dumme Tänzelchen vorzuführen. Zwei Securities können ihn nach unten ziehen. Aber auch nur, weil bei dem Herumgezerre sein einziges Kleidungsstück – nämlich seine Hose – verloren ging. Da kommt dann doch der Spießer raus bei mir. Weil es ganz schnell schief gehen kann und dann – nicht nur er – darunter zu leiden hat. Ansonsten ein geniales Konzert.
An diesem Abend passt sogar die Musik im Partyzelt. Als dieses um kurz nach drei abgeschlossen wird und ein letzter Gang über den Campingplatz zeigt, wie viele bereits abgereist sind, wird mir bewusst, dass das Southside Festival 2011 damit sein Ende gefunden hat.
Am nächsten Morgen um 7 wird das Zelt abgebaut und der Weg zur Heimreise angetreten.
Etwa um 14 Uhr am Münchner Hauptbahnhof. Die Festivalfreunde verabschieden sich. Alle Southsidegänger, die ebenfalls im Zug saßen, trennen spätestens hier ihre Wege. Ab jetzt geht die Reise alleine weiter. Marienplatz. München. Die großen Spiegel im Ubahnschacht zeigen ungeschönt, wie sehr das Festival Spuren hinterlassen hat. Matsch an Kleidern und Schuhen. Ein müdes Gesicht, dazu die angestrengte Haltung. Die Ubahn fährt ein. Bei den Münchnern scheinen jetzt die Empathiegefühle hervorzukommen. Es wird mir ein Platz angeboten neben Kindern, die gerade voller Enthusiasmus die Troja-Sage nachkonstruieren und von Latein-Stunden in der Schule erzählen. Im Moment geistert wieder die Frage nach dem „Warum eigentlich?“ durch den Kopf. Geniale Konzerte, Spaß am Campingplatz – 5 Tage lang Ausnahmezustand. Die Frage nach dem „Warum?“ bleibt aber dennoch. Irgendwie Erschöpfung. Aber trotzdem ist klar: Das nächste Festival kommt sowieso. Immer wieder. Warum auch immer.
Teil1: Ein Hauch von Ibiza auf dem Campingplatz
Teil 2: Der Festivalfreitag – “Don’t throw cans at me, motherfucker!”
Teil 3: Der Festivalsamstag – Beth Gibbons umarmt ihre Fans
Teil 4: Der Festivalsonntag/Rückblick – Immer wieder. Warum auch immer.