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Warum eigentlich? Immer wieder. Southside 2011 Review Teil 1

Manuel Hofmann

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Southside 2011. Der Review. Teil 1: Ein Hauch von Ibiza auf dem Campingplatz

 

Montag Mittag, irgendwann zwischen 10 und 13 Uhr im Zug von Tuttlingen nach Ulm. Nebenan sitzt eine dreiköpfige Reisegruppe – mit Gepäck von einem Wanderausflug. Die älteren Damen amüsieren sich über das Festivalpublikum, das mit all dem verschlammten Gepäck die Gänge des Zuges versperrt. Das läge an diesem „Southside Festival“ vom vergangenen Wochenende, so die eine. Die Gegenübersitzende reagiert prompt, schlägt den „Südkurier“ auf und liest vor: „50.000 Besucher“. Der Wahnsinn, dass das so bekannt ist. Warum eigentlich?

Heute ist der 20. Juni 2011, das Southside Festival 2011 hat am gestrigen Abend sein Ende gefunden und es ist Zeit darüber nachzudenken, warum man sich das jedes Mal wieder antut. 4 Tage lang Dixies, Schlamm und Regen. Während sich die rüstigen Damen fragen, ob “das da im Schlamm auf diesem Luftbild“ wirklich Zelte sind, schweift der Blick über die vorbeiziehenden Felder. Der Himmel ist wolkenverhangen, aber das ist eigentlich nichts mehr neues. Die müden Augen sind träge, die Landschaft verschwimmt, und ich beginne nachzudenken. Es folgt der Versuch, Szenen aus einem denkwürdigen Festivalwochenende zu rekonstruieren.

Southside 2011 - Donnerstag Abend
Southside 2011 - Donnerstag Abend

Die Anreise zum Southside läuft wie im vergangenen Jahr. 5 Stunden Zugfahrt mit der Regionalbahn, die sich im Schneckentempo durch die Landschaft Baden-Würtembergs zieht. Im Hintergrund stehen die desaströsen Wetteraussichten für das bevorstehende Wochenende.   Der Blick auf den Himmel verheißt nichts gutes. Mit fortgeschrittenem Reiseweg verdichtet sich die Wolkendecke. Etwa 20 Minuten vor Tuttlingen beginnt es zu regnen. Die Wettersorgen werden von einigen Mitreisenden schon jetzt im Alkohol ertränkt. Doch der Regen stoppt. Der  Abend wird trocken bleiben.

So lässt sich auch die – weiterhin lange – Wartezeit auf das Festivalbändchen ertragen. Die Warterei bringt amüsante Konstruktionen hervor. Der Baum vor der südlichen Bandausgabe ist geschmückt mit leeren Bierdosen, die an den Ahornblättern befestigt wurden. In kleinen Schritten geht es voran. Und das bei einer Ankunft weit weg von den Stoßzeiten.  Erst etwa eine Stunde später kann das Abenteuer „Southside 2011“ beginnen.

50.000 Besucher sind angereist. Damit ist das Southside  offiziell ausverkauft, auch wenn zu 140 Euro weiterhin Karten an der Abendkasse erhältlich sind. Man will damit den Schwarzmarkt eindämmen. Besucher berichten allerdings Gegenteiliges: Am Tag vor dem Festival sei man für rund 80 Euro noch an Karten gekommen.

Wie auch immer die Besucher an ihre Karten gekommen sind – der Donnerstag verläuft für die meisten ähnlich. Zelt aufbauen, Gaskocher anwerfen und einstimmen. Für zahlreiche Besucher fällt die Wahl auf das Partyzelt, das heute unter dem Motto „Radau und Rabatz Club“ bespielt wird – und bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Der große Spaß beginnt erst in den frühen Morgenstunden. Vor dem Duschzelt – mitten auf dem Campingplatz –  richten Besucher kurzerhand eine Alternative zum Partyzelt ein. Mit Ghettoblaster und einer – zunächst – kleinen Gruppe an Feierwütigen.  Der Musikmix reicht von Alexander Marcus bis Vengaboys und vergrößert die Menschentraube minütlich. Als um halb sechs Uhr morgens das Tageslicht langsam den Mond verdrängt endet der Abend – für mich. Bis halb acht hört man vom Zelt aus die sich ewig wiederholende Playlist. „Shalala in the Morning“, “we’re going to Ibiza”.

Teil1: Ein Hauch von Ibiza auf dem Campingplatz

Teil 2: Der Festivalfreitag – “Don’t throw cans at me, motherfucker!”

Teil 3: Der Festivalsamstag – Beth Gibbons umarmt ihre Fans

Teil 4: Der Festivalsonntag/Rückblick – Immer wieder. Warum auch immer.

 

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